Baby und Familie

Kürzlich las ich den Text einer Mutter, die viel mit dem Rad unterwegs ist und dabei immer einen Helm trägt. Ich erfuhr nicht nur, dass der Helm golden ist und sie – rein optisch – in eine menschliche Kanonenkugel verwandelt. Sondern auch, dass die Autorin wegen des Helms für viele als Vorbild gilt, was sie nicht etwa freut, sondern empört. Schließlich gebe es Dinge, die an ihr wirklich vorbildlich und gefälligst zu loben seien.

Ein echtes Vorbild für die Kinder

Über diesen Punkt habe ich noch nie nachgedacht, obwohl ich seit Langem das gleiche Schicksal teile. Auch ich fahre jeden Weg mit dem Rad und bin dabei immer gut behelmt. Werde ich dafür gelobt, was tatsächlich oft vorkommt, freute mich das bislang, obwohl es natürlich schon so ist, dass der Helm in diesem Moment die darunterliegende Genialität verdeckt. Und von der, finde ich, könnten sich die Kinder mal wirklich was abgucken.

Ich meine: Schule, Studium, beides lief fantastisch, einfach ganz, ganz großartig, um einmal die Worte eines Mannes zu nutzen, der momentan wohl die größte Vorbildfunktion der Welt innehat. Danach Journalistenschule, natürlich die renommierteste der renommierten, wenn ich das mal so sagen darf. Und auch privat: Seit Jahren, ach, bald seit Jahrzehnten mit ein und derselben Frau zusammen und nie fremdgegangen (echt!). Und in welch exaktem Abstand ich die Kinder auf den Weg gebracht habe! Einfach vorbildlich.

Die Hose im Flur? Eine Lappalie

Aber wird das gesehen? Natürlich nicht. Außerhalb der Familie starren alle nur auf den Helm, der übrigens nicht einmal golden, sondern einfach nur schwarz ist. Und innerhalb der Familie dreht sich alles um Kleinigkeiten, um Lappalien wie zum Beispiel um meine Hosen. Die haben nämlich die Eigenschaft, bei Erreichen der Wohnungstür automatisch vom Körper zu fallen, was wunderbar wäre, würden sie den Weg in die Wäsche auch noch finden.

Die Boxershorts, das sei kurz angemerkt, sind darin schon besser, verirren sich aber auch hin und wieder, womit sie stark den Deos ähneln, die ich stets im Bad vermute, aber meist auf der Kommode im Flur finde. Oder in der Küche.

Bei den Zeitungen wiederum gibt es einfach ein großes Missverständnis; weil ich ein engagierter Vater bin, habe ich keine Zeit, sie in einem durchzulesen. Würde ich sie aber nur auf einem Stapel und nicht an verschiedenen Stellen in der Wohnung lagern, gäbe es ein Riesendurcheinander.

Und mal ehrlich: Würden nicht überall die verdammten Sachen der Kinder herumliegen, wäre all das doch kein Problem!