Mädchen oder Junge?

Daniela Frank ist Baby-und-Familie-Redakteurin und schwanger
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"Wird es ein Mädchen oder ein Junge?" Seit ich ein sichtbares Bäuchlein habe, höre ich diese Frage mehrfach wöchentlich. Längere Zeit konnte ich sie gar nicht beantworten: Unser Kind hatte beim eigens bezahlten Ultraschall in der 17. Woche so dermaßen die Beine zusammengekniffen, dass sogar meine äußerst versierte Ärztin verzweifelt aufgeben musste. "Wollt ihr es denn überhaupt wissen?", folgte daher oft als nächstes. "Klar", sagte ich.
Zum gegenteiligen Vorhaben kannte ich keine überzeugenden Erfahrungsberichte: Eine Kollegin wollte es nicht wissen – konnte aber nicht widerstehen, bei jedem Ultraschall die Äußerungen des Arztes zu interpretieren: "Meinte er mit "ihm" einen Jungen oder das Kind generell?" Das wäre nichts für mich. Auch meine beste Freundin wollte sich vom Geschlecht ihres dritten Kindes überraschen lassen. Sie hatte schon Junge und Mädchen, war ja egal. Doch zwei Wochen vor der Geburt sagte die Ärztin beim Ultraschall: "Gar nicht schlimm, aber ich sehe eine kleine Flüssigkeitsansammlung am Hoden." Meine Freundin stand kurz unter Schock. "So in einem Nebensatz wollte ich es eigentlich nicht erfahren!", jammerte sie am Telefon.
Nachdem sie ihren Ärger überwunden hatte, sortierte sie die Mädchenklamotten aus. Sie schickte mir Bilder von rosa Bodys, teils mit Schleifchen oder Rüschen. Über den Kleidungsstil meines Kindes hatte ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht. "Ich weiß ja noch nicht, was es wird", schrieb ich zurück. "Aber ich glaube, dass ich keine rosa Sachen will, wenn es ein Mädchen werden sollte." Glücklicherweise war sie nicht böse.
Kurz darauf, beim Feinultraschall, war meine Ärztin erfolgreich. Sie gab mir ein äußerst kryptisches Beweisfoto, das in der schwarzen Gebärmutterhöhle rechts einen großen schwarz-weißen Fleck in Form eines gebogenen Haifischkopfes zeigte: Offenbar ein Querschnitt des Unterleibs meines Nachwuchses. "Das sind die Schamlippen", erläuterte sie und zeigte auf drei Striche in der Biegung des Fischkopfes. Naja. Aber jetzt konnte ich endlich antworten: "Es wird ein Mädchen!"
Und stellte fest, dass darauf folgte: "Und, habt ihr euch ein Mädchen gewünscht?" Anfangs fragte ich mich, wer da ernsthaft etwas antwortet. Doch dann war ich erstaunt. "Ich hatte mich eigentlich immer eher als Mädchen-Mama gesehen", hörte ich von zwei verschiedenen Bekannten, die nur ein Kind haben. "Aber dann wurde es ein Junge." Und: "Ich habe schon ein bisschen gebraucht, mich darauf einzustellen." Meine ratefreudige Kollegin sagte: "Ich war mir bei beiden Schwangerschaften sicher, dass es ein Junge wird." Bei der zweiten Geburt hatte der Papa sogar freudig gerufen: "Ein Junge!" Und musste sich von den Geburtshelfern belehren lassen, dass er da wohl die Nabelschnur missinterpretiert hatte. Denn beide Kinder waren Mädchen.
Ich denke, für mich wird die Geburt auch ohne Geschlechts-Überraschung nervenaufreibend genug werden. Mein Freund und ich beäugen kleine Mädchen jetzt jedenfalls immer besonders intensiv. "So dunkle Locken bekommt unseres vielleicht auch", sage ich dann zum Beispiel. Und neulich habe ich beim Gucken in ein paar Online-Shops festgestellt: Es gibt sehr stylishe Mädchenklamotten, sogar welche in Rosa! Das verkündete ich sofort meinem Freund. "Ich will ihr aber auch einen Motörhead-Body kaufen", warf er ein. Gut, dass ich mich auch darauf vorher einstellen kann.