Baby und Familie

Ich liebe Karottensticks. Und Vollkornbrot mit Kräuterquark. Super Voraussetzungen für eine gesunde Ernährung in der Schwangerschaft also. Dem gelegentlichen Heißhunger auf Deftiges kommt meine Vorliebe für Dosenfisch entgegen. Und für Senf – auf Putenbrust, Käse oder mit Feigenmarmelade gemischt.

Zwei Tassen Kaffee pro Tag gelten bei Schwangeren glücklicherweise nicht mehr als verwerflich. Ich muss also kaum was ändern! Nur meinen ohnehin schon moderaten Süßigkeitenkonsum wollte ich noch ein bisschen einschränken. Damit mein Kind nicht schon vor der Geburt zuckersüchtig wird. Soweit die prä-gestationale Theorie.

Mein Freund isst gerne Wurst. Von dem Tag, an dem er selbst Brät gemacht und es in einen frischen Darm gequetscht hat, schwärmt er heute noch. Ein Tag mit Wurst ist für ihn ein guter Tag. Für mich völlig unverständlich. Ob Bratwurst, Currywurst, Salami oder Salsiccia – was ihn glücklich macht, treibt mir die Schweißperlen auf die Stirn: Zu viel Wurst ist für mich gleichbedeutend mit Arteriosklerose, Bluthochdruck, Darmkrebs. Und Fleischabfällen.

Im Grunde war das für uns beide nie ein Problem. Denn wir teilen nicht gerne. Im Restaurant will jeder seinen eigenen Teller haben, probieren gibt's nicht. Außer, wir sind ohnehin schon fast satt. Und fürs gemeinsame Kochen gibt es genügend Überschneidungen: Er liebt auch Fisch und Gemüse, ich esse Fleisch – und gelegentlich mal ein Wienerwürstchen. Die kocht er lecker mit Lorbeerblatt und Wachholderbeeren. Und es gibt Senf dazu.

Seit ich schwanger bin, haben sich meine Prioritäten etwas verschoben. Wenn ich Hunger habe, will ich sofort was zu essen. Und bin da gar nicht mal so wählerisch. Früher habe ich locker noch die letzte Stunde bis zu einer Verabredung im Restaurant ausgehalten, obwohl meine Laune schon im Keller war. Heute muss ich zur Überbrückung zumindest ein paar Salzbrezeln knabbern. Oder gleich eine Käsesemmel essen. Das Kind verlangt danach.

Es verlangt außerdem, immer etwas abzubekommen, wenn sein Vater etwas isst. Auch, wenn ich schon fast platze. Auf diese Weise habe ich bei einem Grillfest meiner Verwandtschaft neulich ein Stück Käsekreiner von ihm konfisziert. Und dann noch ein Stück Bratwurst. "Das Baby kommt halt nach dir", sage ich dann entschuldigend. Er schmilzt dahin, ich bekomme Wurst.

Das mit dem Süßigkeitenkonsum will das Baby auch nicht so recht einsehen. Es bringt mich gelegentlich dazu, eine halbe Packung Schokoeis zu essen. Oder Brot mit Schokocreme. Oder Schokocreme ohne Brot. "Nicht so schlimm", denke ich mir jetzt. Die Geschmacksbildung hat erst vor drei Wochen eingesetzt. Noch 24 Wochen Zeit, um ihm die Süßigkeiten wieder abzugewöhnen.

Kolumne "Praxistest Baby"

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