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Circa 2,5 Prozent der Bevölkerung schwitzen heftig – meist unter den Achseln, an Handflächen und Fußsohlen. Die Schweißdrüsen sind überstimuliert. Fachleute unterscheiden eine leichte, mittlere und schwere Form des übermäßigen Schwitzens an bestimmten Körperpartien. Bei der schweren Form tropft Schweiß ab, es bilden sich große Schwitzflecken. Viele Betroffene leiden enorm.

Eine Fachärztin oder ein Facharzt sollte die Gründe dafür abklären. Denn einige Krankheiten können übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose) verursachen, etwa die Überfunktion der Schilddrüse oder Typ-2-Diabetes.

Wann ist eine Botox-Behandlung gegen Schwitzen sinnvoll?

Botulinumtoxin kann Schweißausbrüche verhindern. Die Behandlung kommt infrage, wenn sich das Problem auf kleine Körperpartien begrenzt und dafür keine ursächliche Erkrankung gefunden wird, die sich behandeln lässt. Das Nervengift ist eine Option, wenn andere Therapien nicht wirken – zum Beispiel Deodorants mit dem Wirkstoff Aluminiumchlorid oder Medikamente.

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Eine Fachärztin oder ein Facharzt spritzt das Gift mit einer feinen Nadel an die Schweißdrüsen. „Das hemmt die Impulsübertragung der Nervenfasern auf die Drüsen. So wird weniger Schweiß gebildet“, erläutert Dr. Steffen Handstein, Präsident der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen.

So wirkt Botulinumtoxin:

Das Nervengift blockiert in den Schweißdrüsen der Haut gezielt die dorthin geleiteten Nervenimpulse.

Das Nervengift blockiert in den Schweißdrüsen der Haut gezielt die dorthin geleiteten Nervenimpulse.

Wie lange hält Botox gegen Schwitzen?

Die Injektionen dämmen das Schwitzen über Monate deutlich ein. Den meisten Betroffenen geht es danach deutlich besser, urteilt der IGeL-Monitor, der die Behandlung im Auftrag des medizinischen Dienstes der Krankenkassen bewertet hat. Wenn starkes Schwitzen an den Händen berufliche Probleme verursacht, lässt sich damit das chirurgische Entfernen der Schweißdrüsen vermeiden. „Das kann etwa bei Kellnern, Bankangestellten oder Pflegenden der Fall sein“, so Handstein. Menschen mit Hyperhidrose, bei denen die Angst vor dem nächsten Schweißausbruch das Schwitzen verstärkt, profitieren ebenfalls von den Injektionen.

Was spricht gegen die Behandlung?

Bei leichter und mittlerer Hyperhidrose hingegen ist der Nutzen laut IGeL-Monitor „unklar“: Zum einen fehlen entsprechende Studien. Zum anderen birgt die Behandlung mit Botulinumtoxin auch Nachteile.

Betroffene müssen die Therapie fast immer selbst bezahlen: Für die 45- bis 60-minütige Behandlung werden je nach Körperregion zwischen 360 und 1000 Euro fällig. Die Kassen übernehmen die Kosten nur bei schweren Fällen, wenn andere Therapien nicht infrage kommen. Zudem sind die Effekte nicht von Dauer. Handstein: „Im Mittel hält die Wirkung von Botulinumtoxin nur drei bis sechs Monate, manche Patienten berichten über eine längere Wirkung.“

Die Spritzen sind bei sachgemäßer Anwendung zwar ungefährlich, lautet die IGeL-Bewertung. Es gebe aber Hinweise auf leichte Nebenwirkungen: Sehr häufig sind etwa Schmerzen an der Einstichstelle. Außerdem klagen Patientinnen und Patienten häufig über Kopfschmerzen, Prickeln und Kribbeln, Hitzewallungen sowie Schmerzen in Armen und Beinen. „Die Therapie mit dem Botulinumtoxin sollte von einer Ärztin oder einem Arzt durchgeführt werden, die damit Erfahrung hat. Bei falscher Anwendung, insbesondere im Gesicht, können Infektionen und unerwünschte Muskellähmungen auftreten“, warnt Handstein.

Fazit:

Bei Hyperhidrose ist Botulinumtoxin eine Option, aber sicher nicht die erste Wahl. Gegen die Therapie sprechen die Kosten und die nicht dauerhafte Wirkung. „Wenn jemand vor allem unter den Armen schwitzt, ist die operative Schweißdrüsenentfernung eine Alternative. Sind Füße und Handflächen stark betroffen, kann eine sogenannte Iontophorese helfen“, rät Experte Handstein. Für diese Therapie mit Strom übernehmen die Kassen eher die Kosten.