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Was ist ein Vaginalkarzinom?

Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom) ist eine sehr seltene Tumorerkrankung. Am häufigsten erkranken Frauen im Alter zwischen 60 und 79 Jahren daran. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 74 Jahren. In fast 90 Prozent der Fälle entwickelt sich ein primäres Vaginalkarzinom aus der obersten Zellschicht der Scheidenschleimhaut. Es handelt sich dabei um sogenannte Plattenepithelkarzinome.

Die meisten Tumoren, die in der Scheide vorkommen, entstehen jedoch nicht primär in der Schleimhaut der Vagina, sondern durch bösartige Tumoren in Nachbarorganen. So kann zum Beispiel ein bösartiger Tumor im Gebärmutterhals (Zervixkarzinom) oder im Bereich der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane (Vulvakarzinom) in das Scheidengewebe einwachsen. Mediziner sprechen dann von sekundären Malignomen.

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Ursachen und Risikofaktoren

Was genau Scheidenkrebs verursacht, wissen Forscher bis heute nicht. Als wichtigster Risikofaktor gilt wie beim Gebärmutterhalskrebs eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV, vor allem HPV 16 und HPV 18). Schätzungen zufolge können mehr als 60 Prozent der Vaginalkarzinome auf eine HPV-Infektion zurückgeführt werden.

Einen weiteren Risikofaktor stellte die Behandlung mit dem Medikament Diethylstilbestrol dar. Dabei handelt es sich um ein künstliches Östrogen, mit dem früher Schwangere zur Verhinderung einer Fehlgeburt behandelt wurden. Bei Mädchen, deren Mütter Diethylstilbestrol in der Schwangerschaft eingenommen hatten, wurde häufiger Scheidenkrebs beobachtet; das Medikament wurde jedoch bereits 1971 vom Markt genommen.

Schmerzen im Unterleib sind bei Scheidenkrebs ein spätes Symptom

Schmerzen im Unterleib sind bei Scheidenkrebs ein spätes Symptom

Symptome

Oft wächst ein Vaginalkarzinom lange Zeit, ohne Beschwerden zu bereiten. Treten Symptome auf, sind sie eher unspezifisch. Bräunlich-blutiger Ausfluss aus der Scheide, der in unregelmäßigen Abständen und unabhängig von der Menstruation auftritt, kann auf Scheidenkrebs hinweisen. Ebenso leichte Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr. Zwar verbergen sich in den meisten Fällen hinter solchen Beschwerden harmlose Ursachen, eine frauenärztliche Untersuchung zur Abklärung der Beschwerden ist aber dringend notwendig.

Hat sich der Tumor bereits auf andere Organe ausgebreitet, kann es zu Schmerzen im Unterleib kommen. Ist der Krebs zum Beispiel in die Blase eingewandert, kann dies zu einer gestörten Harnentleerung führen.

Oft fällt Scheidenkrebs bei der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung auf

Oft fällt Scheidenkrebs bei der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung auf

Diagnose von Scheidenkrebs

Bei der routinemäßigen Vorsorge inspiziert der Frauenarzt neben den äußeren auch die inneren Geschlechtsorgane der Frau. Zudem kann er mit einem Wattestäbchen einen Abstrich von der Vaginalschleimhaut machen. Die abgestrichenen Zellen werden anschließend unter dem Mikroskop betrachtet. Ist der Abstrich auffällig, muss der Arzt die Schleimhaut der Scheide genauer untersuchen.

Eine wichtige Methode zur Früherkennung von Scheidenkrebs stellt die Kolposkopie dar. Dabei sieht sich der Gynäkologe mit einer speziellen Lupe die Vagina an. Das Gerät kann die Scheidenschleimhaut bis zu 30-fach vergrößert darstellen. Zusätzlich betupft er die Schleimhautoberfläche mit einer bestimmten Lösung und betrachtet die gefärbten Bereiche anschließend. Krankhafte Veränderungen der Scheide lassen sich auf diese Weise erkennen.

Besteht der Verdacht auf ein Vaginalkarzinom, entnimmt der Frauenarzt eine Gewebeprobe (Biopsie) des verdächtigen Bereichs und lässt diese untersuchen. Unter dem Mikroskop wird entartetes Gewebe sichtbar, deshalb kann der Arzt anhand der Biopsie einen Tumor diagnostizieren oder ihn ausschließen.

Hat sich der Verdacht auf Krebs bestätigt, muss die Lage und Ausbreitung des Tumors festgestellt werden. Hierzu führt der behandelnde Arzt zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung der Scheide oder auch eine Spiegelung der Harnwege sowie des Enddarms durch. Besteht der Verdacht, dass der Tumor auf andere Organe übergegriffen hat, kommen auch bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) des Beckens, eine Ultraschalluntersuchung der Leber oder Röntgenaufnahmen der Lunge zum Einsatz.

Stadien

Wie stark sich der Scheidenkrebs ausgebreitet hat, wird nach den FIGO-Stadien (Fédération Internationale de Gynécologie et d`Obstrétrique) eingeteilt.
Folgende Stadien werden für das primäre Vaginalkarzinom unterschieden:

Stadium 0: Krebs im Frühstadium (Oberflächenkarzinom) ohne Lymphknotenbefall und ohne Metastasen (Tochtergeschwülste).
FIGO Stadium I: Der Tumor ist auf die Scheide begrenzt und noch nicht in andere Gewebe eingewachsen. Es existieren keine Tochtergeschwülste in den nahe gelegenen Lymphknoten und auch keine Fernmetastasen in anderen Organen.
FIGO Stadium II: Der Tumor ist in das an die Vagina benachbarte Gewebe eingewachsen. Die Beckenwand und die benachbarten Lymphknoten sind jedoch nicht befallen. Es sind keine Metastasen vorhanden.
FIGO Stadium III: Dieses Stadium wird zugewiesen, wenn der Tumor die Beckenwand erreicht hat oder die nahe gelegenen Lymphknoten von Krebszellen befallen sind. Metastasen in Organen außerhalb des Beckens (Fernmetastasen) sind nicht vorhanden.
FIGO Stadium IVA: Der Tumor ist in andere Organe wie Blase oder Enddarm und/oder auch in Organe außerhalb des kleinen Beckens eingedrungen. Die Lymphknoten können ebenfalls befallen sein.
Metastasen in Organen außerhalb des Beckens (Fernmetastasen) sind nicht vorhanden.
FIGO Stadium IVB: Jedes Tumorstadium, mit oder ohne Lymphknotenbefall, wenn zusätzlich Fernmetastasen existieren.

Oberflächliche Scheidentumoren lassen sich noch lokal entfernen

Oberflächliche Scheidentumoren lassen sich noch lokal entfernen

Therapie

Wie Scheidenkrebs im Einzelfall behandelt wird, hängt von der Lage, der Größe und der Ausbreitung des Tumors ab. Auch der Allgemeinzustand der Patientin sowie der zu erwartende Erfolg des Eingriffs spielen bei der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Therapie eine Rolle.

In den Anfangsstadien der Erkrankung sind die Behandlungserfolge durch Operation und Strahlentherapie vergleichbar gut.

Ist der Tumor noch nicht tief in das Gewebe der Scheide eingedrungen, reicht oft eine lokale chirurgische Entfernung des Tumors (Exzision). Ist der Scheidenkrebs jedoch weiter fortgeschritten, muss gegebenenfalls ein Teil oder die gesamte Vagina entfernt werden. Ist dies der Fall, ist je nach persönlicher Situation und den Wünschen der betroffenen Patientin die Bildung einer künstlichen Scheide (zum Beispiel aus Dickdarmgewebe) möglich.

Nach einer Operation kann eine anschließende Strahlentherapie sinnvoll sein. Dadurch können noch im Körper verbliebene Krebszellen zerstört werden. Eine Strahlentherapie kann dem chirurgischen Eingriff auch vorausgehen, um beispielsweise die Größe des zu operierenden Tumors zu verkleinern.

In fortgeschrittenen Tumorstadien, oder wenn eine Operation nicht möglich ist, stellt die Strahlentherapie die Therapie der Wahl dar. Insgesamt kommt sie bei etwa 80 Prozent aller Patientinnen mit Scheidenkarzinom zum Einsatz.

Im Gegensatz zu anderen Krebsarten spielt die Chemotherapie bei Scheidenkrebs eine untergeordnete Rolle. Wenn, dann wird sie meist in Kombination mit einer Bestrahlung eingesetzt.

Die Impfung gegen HPV kann auch Krebsvorstufen der Scheide vorbeugen

Die Impfung gegen HPV kann auch Krebsvorstufen der Scheide vorbeugen

Scheidenkrebs vorbeugen und früh erkennen

Gehen Sie regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt. Scheidenkrebs wird meist zufällig im Rahmen der Krebsfrüherkennung entdeckt. Vor allem ältere, sexuell nicht mehr aktive Frauen vernachlässigen oft die gynäkologische Vorsorgeuntersuchung, was eine zu späte Diagnose des Vaginalkarzinoms zur Folge haben kann.

Eine Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) gilt nicht nur als wichtigster Risikofaktor für Gebärmutterhalskrebs, sondern auch für Scheidenkrebs. Oft stecken sich junge Frauen bereits beim ersten Geschlechtsverkehr mit den Viren an. In den meisten Fällen bereiten die Viren keine Probleme und werden vom Körper rasch wieder eliminiert. Nur sehr selten können sich in Folge einer anhaltenden Infektion Krebsvorstufen entwickeln – meist Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs.

Eine HPV-Impfung trägt dazu bei, sich vor der Infektion mit den zwei wichtigsten krebserregenden HP-Viren zu schützen. Der HPV-Impfstoff ist auch zur Vorbeugung von Krebsvorstufen der Scheide zugelassen. Die ständige Impfkomission am Robert Koch-Institut empfiehlt die Impfung für Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren. Kondome senken das Risiko für Geschlechtskrankheiten und Infektionen der Scheide, können aber eine Infektion mit humanen Papillomviren nicht sicher verhindern.

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.