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Haltung - Bewegung, Spaß und Gesellschaft

Hätte ich einen Hund, müsste ich nicht ­alleine spazieren gehen. Eine Katze würde sich abends beim Fernsehen auf meinen Schoß kuscheln. So ähnlich denken viele Menschen, die sich ein Haustier wünschen. Aber: Was brauchen auf der anderen Seite Hund und ­Katze, um gesund und glücklich mit uns leben zu können?

Am besten ist natürlich, wenn der Hund im Garten toben und die Katze draußen he­rumstromern kann. Doch auch wer keinen eigenen Garten, Balkon oder Terrasse hat oder gar an einer viel befahrenen Straße wohnt, muss nicht zwangsläufig auf einen tierischen Mitbewohner verzichten. „Wenn die Katze nicht raus kann, sollten Halterin oder Halter den nötigen Ausgleich schaffen, etwa mit ihr spielen und Möglichkeiten zum Verstecken und Klettern bieten“, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. In der Wohnung sollte es mindestens zwei Zimmer geben, die die Katze nutzen darf und sie braucht einen festen Schlaf- und Futterplatz. Zwei Katzenklos sind Pflicht, für jede weitere Katze ein zusätzliches.

Hunde müssen nach draußen, um ihr Geschäft zu erledigen. Herrchen oder Frauchen muss also bereit sein, etwa dreimal täglich rauszugehen – bei jedem Wetter. Wie lange und intensiv der Hund sich bewegen möchte, ist verschieden. „Das hängt vom Alter des Tieres, der Rasse und seinem Gesundheitszustand ab“, sagt Expertin Schmitz. Kehrt man nach einem langen Spaziergang oder Training zurück, legt sich der Hund meist zufrieden in sein Körbchen – und es ist fast egal, wie groß die Wohnung ist. Eine klare Regel zu Wohnungsquadratmetern gibt es nicht. Bei sehr großen Hunden sei eine gewisse Größe aber sinnvoll, sagt Schmitz: „Mit einem Bernhar­diner in der Einzimmerwohnung könnte es eng werden.“

Bevor man sich einen Hund zulegt, sollte man gut überlegen, ob dessen Charakter­eigenschaften und Bedürfnisse mit dem ­eigenen Leben vereinbar sind. Schließlich geht es beim Gassigehen nicht nur darum, dass die Hundebeine müde sind. Auch kopfmäßig sollten die Tiere ausgelastet werden, betont Schmitz. Suchspiele oder Hundesport sind eine gute Möglichkeit.

Katzen sind oft etwas eigen: Sie wollen nicht immer dann spielen, wenn wir gerade Zeit und Lust haben. Insbesondere bei reiner Wohnungshaltung ist es daher besser, sich zwei Tiere anzuschaffen, sagt Schmitz: „Dann können sie sich viel miteinander beschäf­tigen.“ Etwa: spielen, kuscheln, gegenseitig putzen. Voraussetzung ist natürlich, dass sich die Stubentiger gut verstehen. Dass Katzen immer Einzelgänger sind, ist ein Irrglaube. Natürlich gebe es Tiere, die sich – beispielsweise aufgrund ihrer Vorgeschichte – nicht mit anderen vertragen, sagt Schmitz. Aber: „Wenn sie von klein auf an andere Katzen gewöhnt sind, ist das normalerweise kein Problem.“ Will man Kater und Katzendame gemeinsam halten, sollte man beide kastrieren lassen. Nicht nur, damit es keinen unerwünschten Nachwuchs gibt. „Unkastrierte Katzen können sonst eine Dauerrolligkeit entwickeln und Kater markie­ren gerne in der ganzen Wohnung“, weiß Schmitz.

Wie ist das beim Hund? „Eigentlich ist der Mensch seine wichtigste Bezugsperson“, sagt Schmitz. Dennoch ist der Kontakt zu Artgenossen wichtig. Nur so können Hunde ihr natürliches Sozialverhal­ten ausleben. „Ein Hund, der als Welpe keine Kontakte zu anderen Hunden hat, reagiert oft ängstlich oder aggressiv, wenn ihm später mal einer begegnet“, erklärt Schmitz. In der Tierschutz-Hundeverordnung heißt es: „Einem Hund ist regelmäßiger Kontakt zu Artgenossen zu ermöglichen.“ Das ist nicht näher definiert. Doch wer regelmäßig seine Runden dreht, trifft in der Regel automatisch andere Hund-Menschen-Paare. Ist der Hund nicht mit anderen verträglich oder sprechen gesundheitliche Gründe dagegen, darf man den Kontakt selbstverständlich nicht erzwingen. In der Regel sei er aber eine Bereicherung für die Tiere.

Ernährung - Ausgewogen und artgerecht füttern

Liebe geht durch den Magen – auch bei unseren Tieren. Das Futter, das Hunde und Katzen täglich fressen, macht nicht nur satt. Über die Nahrung kommunizieren Tierhalterinnen und -halter mit ihren Lieblingen. Sie zeigen damit ihre Zuneigung, ­wecken die Aufmerksamkeit des Tieres, beschäf­tigen es oder belohnen erwünschtes Verhalten. Bei Tierernährung geht es also um Gefühle. Um große Gefühle.

Fast jedes zweite Haustier ist zu dick. Die überschüssigen Pfunde machen nicht nur träge und lustlos, sondern kosten auch Lebensjahre, wie eine Untersuchung der Universität Liverpool zeigt. Die Forscherinnen und Forscher begleiteten knapp 51 000 Hunde zwölf verschiedener Rassen vom mittleren Alter bis zum Lebensende. Am größten war der Effekt bei kleinen und prinzipiell langlebigen Hunderassen wie dem Yorkshire Terrier. Er büßte durch Pluspfunde durchschnittlich zweieinhalb Jahre Lebenszeit ein. Bei Schäferhunden waren es immerhin sechs Monate.

Mit überschüssigen Pfunden steigt auch das Risiko für Gelenkprobleme, Diabetes und manche Krebsarten. „Deshalb hat jeder Hund und jede Katze das Recht auf eine Taille“, sagt Dr. Julia Fritz, Fachtierärztin mit Schwerpunkt Ernährungsberatung in Planegg bei München. Sie möchte Tierhalterinnen und Tierhalter dafür sensibilisieren, schon den ersten Anzeichen von Übergewicht bei ihren Lieblingen gegenzusteuern: „Wer sein Haustier liebt, sollte bewusst auf dessen Gewicht achten, es regelmäßig auf die Waage stellen und abtasten.“ Ideal ist, wenn man beim Streichen über den Brustkorb die Rippen spürt. Schaut man von oben auf die Silhouette der Fellnasen, sollte sich der Bereich zwischen Brustkorb und Hüfte wie eine Sanduhr verjüngen. Bei übergewichtigen Tieren einfach die Futterration zu halbieren, ist keine gute Idee. „Damit halbiert man auch die Nährstoffe“, sagt die Expertin. Besser sei, auf ein spezielles Diätfutter umzusteigen, das unter anderem mehr Ballaststoffe enthält. Die machen satt.

Wer selbst für seinen Liebling kocht, kann denselben Effekt erzielen, indem er Floh­samenschalen (auf ausreichend Wasser zum Trinken achten!), Futterzellulose oder gekochtes Gemüse hinzugibt. Julia Fritz’ wichtigster Rat: ausgewogen füttern. „Zwar dürfen Hunde und Katzen auch manches essen, was Menschen zu sich nehmen. Doch sie haben einen anderen und deutlich höheren Nährstoffbedarf.“ Hunde etwa brauchen mehr Eiweiß, Mineralstoffe wie Kalzium und Spurenelemente. Ein als „Allein­futter“ deklariertes Fertigfutter deckt diesen Bedarf. Für die Hersteller gibt es klare Vorgaben. Damit sind Tierhalterinnen und Tierhalter also auf der sicheren Seite – zumindest was den Nährstoffbedarf der Futterrationen betrifft.

Wer sein Haustier lieber mit selbst gekochten Mahlzeiten oder Rohkost verwöhnen will, kommt nicht umhin, bestimmte Nährstoffe wie Kalzium, Jod, Vitamin D oder Vi­ta­min B12 zu ergänzen. Am besten lässt man sich in einer spezialisierten tierärzt­lichen Praxis beraten. Das gilt auch für alle, die ihre Hunde vegetarisch oder sogar vegan ernähren möchten. Achtung! Für Katzen, die sich von Natur aus fast ausschließlich von fleischlicher Kost ernähren, ist vegane Ernährung tabu und tierschutz­widrig.

Bleibt noch das Thema Leckerli. Für Erziehung, Training und Beziehung sind sie unverzichtbar, müssen aber von der üblichen Tagesration abgezogen werden. Obst- oder Gemüsestücke sind kalorienarme Naschereien. Auch gekochter Schinken ist relativ „light“. Wie viel Leckerli sind (noch) gesund? Darauf hat Julia Fritz keine pauschale Antwort. Im Prinzip gelte für das Naschen aber dasselbe wie bei uns Menschen: „Wer sehr aktiv ist und sich viel bewegt, der kann sich mehr erlauben als ein Couch-Potato.“

Erziehung - Der will doch nur spielen!

„Bei Fuß!“ – von wegen. Wenn der Hund Kommandos ignoriert, wird es unangenehm, schlimmstenfalls sogar gefährlich. „Als Hundehalter hat man die Pflicht, den Hund gesellschaftstauglich zu machen“, sagt Martin Rütter, Hundetrainer, Moderator und Buchautor. Aber: Wie geht das?

Es braucht vor allem klare Regeln. Heute darf ich auf die Couch, morgen aber nicht? Am Sonntag darf ich mit an den Frühstückstisch, an allen anderen Tagen aber nicht? „Das verwirrt den Hund und ist entsprechend kontraproduktiv“, erklärt Rütter. Menschen stellen oft Regeln auf, halten sich aber selbst nicht daran. Ein weiteres häufiges Problem: starke Vermenschlichung. Bello hat schlechte Laune – dann muss er heute nicht spazieren gehen. „Ein Hund kann nicht denken und handeln wie ein Mensch“, betont der Experte. Im Vordergrund stehe meist sein Bedürfnis, in Harmonie mit seinem Rudel zu leben. Dafür braucht es ein Mitglied, das für Ruhe und Ordnung sorgt: einen Rudelführer. Diese Rolle muss der Mensch übernehmen.

Doch was macht einen guten Rudelführer aus? Zum einen muss er das Leben innerhalb der Gruppe regeln. Zum anderen kümmert er sich um alle Störfaktoren, die von außen kommen. „Ein guter Rudelführer ist nicht, wer besonders streng auftritt und Wünsche mit Härte und Gewalt durchsetzt“, so Rütter. Vielmehr gehe es darum, den anderen Mitgliedern zu zeigen, dass sie sich auf den Rudelführer verlassen können. Natürlich könne man mal mit dem Hund schmusen oder auf eine Spielaufforderung eingehen. Aber: Der Mensch muss das aktiv entscheiden. Das schafft Vertrauen: Der Rudelführer hat den Überblick. Er weiß, was gut für das Rudel ist.

Was, wenn man den Hund nicht als Welpen bekommt, sondern später, wenn er womöglich bereits „verzogen“ ist? „Grundsätzlich beginnt die Erziehung zu dem Zeitpunkt, ab dem der Hund bei seinem neuen Halter oder seiner neuen Halterin lebt“, sagt Rütter. Das Alter des Tieres spiele dabei keine Rolle. Auf das Verhalten an sich nimmt es aber sehr wohl Einfluss: Mit zunehmendem Alter legt sich der Spieltrieb, viele Vierbeiner werden ruhiger. Das Alter wirkt sich sogar stärker auf den Charakter aus als – wie oft behauptet – die Rasse.

Labradore und Golden Retriever gelten als besonders lieb, Pitbulls als aggres­siv. Zu Unrecht, zeigt eine neue Studie aus den USA. Demnach sagt seine ­Rasse nicht viel über die Persönlichkeit ­eines Hundes aus. Die Forschenden untersuchten das Erbgut von mehr als 2000 Rasse­hunden und Mischlingen. Zudem befragten sie deren Besitzerinnen und Besitzer zum Verhalten, etwa: Wie gut hört Ihr Hund auf Befehle? Das Ergebnis: Nur etwa neun Prozent der Verhaltensunterschiede sind durch genetische Unterschiede – sprich: die Rasse – zu erklären. Sie sei lediglich ein guter Indikator für das Aus­sehen eines Tiers. Klar: Windhunde sind groß und schlank, Dackel klein und gedrungen. Allein durch ihren Körperbau sind manche Hunderassen daher für manche Aktivitäten besser geeignet als andere.

Grundsätzlich ließen sich Hunde solcher Rassen besser erziehen, die seit Jahrzehnten für die Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet wurden, sagt Rütter. Dazu zählen etwa Labrador Retriever und Golden Retriever. In gewisser Weise ist an den Zuschreibungen ­also doch etwas dran. Aber: „Jeder Hund ist eine eigene Persönlichkeit.“ Von einer Einteilung in „gefährliche“ und „ungefähr­liche“ Rassen hält der Hundetrainer wenig. In vielen Bundesländern gilt für bestimmte Hunderassen eine Maulkorbpflicht. „Ob ein Hund freundlich, ängstlich oder aggressiv ist, hängt vor allem davon ab, welche Erfahrungen er in seinem Leben gemacht hat“, sagt Rütter. Einen Maulkorb anzulegen findet er sinnvoll, sobald der „kleinste Verdacht“ besteht, dass von dem Hund eine tatsächliche Gefährdung ausgeht. „Selbstverständlich ist dann auch eine Leine Pflicht“, ergänzt der Experte.

Das ergibt auch aus anderen Gründen Sinn: Wittern sie ein Reh oder einen Hasen, sind manche Vierbeiner plötzlich weg und vollkommen taub für die Rufe von Herrchen oder Frauchen. „Das ist eben ein Jagdhund“, seufzen manche dann. Der Jagdtrieb lasse sich nicht auslöschen, gibt Experte Rütter zu. Dennoch könne man etwas tun. „Achte ich auf Vor­boten des Jagdverhaltens, kann ich den Hund stoppen, bevor er verschwindet“, sagt er. Bleibt der Vierbeiner abrupt stehen, schnuppert übermäßig oder spannt den gesamten Körper an, ist ein Signal ge­boten.

Bleibt der Hund dann brav an Ort und ­Stelle, gibt es ein Leckerli – oder? Grundsätzlich sei eine Belohnung in bestimmten Situationen sinnvoll, sagt Rütter. Sie kann aber ganz verschieden aussehen. „Für manche Hunde ist es schon eine Belohnung, wenn sie den geliebten Ball noch einmal apportieren dürfen. Andere freuen sich mehr über ein Lob oder eine Streicheleinheit.“ ­Eines ist klar: Gewalt in jeglicher Form ist in der Hundeerziehung tabu. „Das ist immer ein Eingeständnis menschlicher Unzulänglichkeit“, sagt Rütter.

Pflege - Gepflegt gesund bleiben

Ein kleines Fellmonster wie rechts auf dem Foto ist schon süß, oder? Damit Heimtiere so gepflegt aussehen, sollten sie von klein auf ans Kämmen und Bürsten gewöhnt werden. Denn Zotteln, Filz und Berge an Unterwolle sind alles andere als niedlich. Ein verfilztes Fell kann zudem Juckreiz und Ek­zeme verursachen.

Was Herrchen und Frauen bei Hund und Katze außerdem nicht vergessen sollten: Zähne putzen. Sonst bildet sich Zahnstein. Der begünstigt nicht nur Mundgeruch, sondern kann zu schmerzhaften Entzündungen und vorzeitigem Zahnverlust führen. Außerdem empfiehlt es sich, Augen und Ohren der tierischen Lieblinge regelmäßig zu reinigen. Tränenflecken in den Augenwinkeln entfernt man am besten allmorgendlich mit einem angefeuchteten Wattepad. Auch die (Hänge-)Ohren mancher Hunderassen wie Dackel, Beagle oder Tibet Terrier sollten regelmäßig mit einem feuchten Tuch ausgewischt werden, damit die Tiere nicht aus dem Ohr müffeln oder Milben bekommen.

Der Pflegeaufwand zahlt sich nicht nur im Zusammenleben mit den Vierbeinern aus. Er hilft auch, sie gesund zu halten. Nach An­gaben des Berufsverbands der Tierärzte gehören Haut-, ­Ohren- und Augenerkrankungen mit zu den zehn häufigsten Krankheiten bei Hunden und Katzen in Deutschland.

Je früher man das Tier an die Maßnahmen gewöhnt, desto besser. „Versuchen Sie, das aus einer positiven Situation heraus zu machen, etwa beim Spielen oder Streicheln“, sagt Apotheker René Weigand aus Herborn, der sich auf Tierarzneimittel spezialisiert hat. Irgendwann gewöhnt sich das Tier an das „Fellness“-Programm, genießt es vielleicht sogar. Dazu gehört auch, das Haarkleid nach jedem Spazier- oder Freigang gründlich abzusuchen. Von März bis November ist Zeckenzeit. Nach einem Stich in die Haut saugen sich die Parasiten mit dem Blut der Vierbeiner voll und können – wie beim Menschen – Infektionskrankheiten wie ­etwa Borreliose übertragen. Bereits fest- sitzende Zecken entfernt man am besten mit einer speziellen Zange oder Pinzette.

Floh- und Zeckenschutzmittel gehören zu den am stärksten nachgefragten Präparaten in Weigands Apotheke. „Wir werden häufig gefragt, ob es natürliche Alternativen zu chemischen Wirkstoffen gibt.“ Gute Erfahrungen hat der Pharmazeut mit ätherischen Ölen gemacht. Sowohl bei Hunden als auch bei Katzen haben sich Mischungen zum Beispiel mit Lavendelöl sowie dem Öl aus den Früchten des Zitroneneukalyptus bewährt. Teebaum- und Margosaöl darf nur bei Hunden angewendet und auf keinen Fall überdosiert werden. Die Öle werden wie das chemische Pendant auf Hals und Schwanzansatz aufgetragen. Sie sollen Zecken bis zu fünf Stunden lang fernhalten.

Zeigt der vierbeinige Hausgenosse ernsthafte Krankheitsanzeichen, sucht Frauchen oder Herrchen am besten zeitnah eine tierärztliche Praxis auf. Keinesfalls sollten sie Hund oder Katze aus der eigenen Hausapotheke versorgen. „Arzneimittel für Menschen sind für Tiere prinzipiell tabu“, warnt Apotheker Weigand. Manche Wirkstoffe aus der Humanmedizin wenden Tierärztinnen und -ärzte zwar auch bei Vierbeinern an – zum Beispiel das Asthma­mittel Theophyllin oder Kortison bei Hun­den. Doch muss die Dosierung unbedingt an das Körpergewicht der Tiere angepasst werden, um Komplikationen zu vermeiden. Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol und Diclofenac sind für Hunde und Katzen giftig – unter Umständen sogar tödlich.

Medizinische Versorgung - Regelmäßig zum Tierarzt

Eine gute Vorsorge kann das Wohlbefinden verbessern und das Leben verlängern – das gilt für Zwei- wie für Vierbeiner. Laut einer Studie aus Nordamerika hat die durchschnittliche Lebensdauer von Hunden und Katzen im vergangenen Jahrzehnt um vier beziehungsweise zehn Prozent zugenommen. Bestimmte Krankheiten können immer besser behandelt werden.

Nun sagen Hund und Katze aber nicht: „Geh mal wieder mit mir zum Tierarzt.“ Im Gegenteil, insbesondere Katzen hegen oft große Abneigung gegen Tierarztbesuche. Das Einfangen, der Transport und die Eindrücke in der Praxis stressen Tiere, die ihre gewohnte Umgebung sonst nicht verlassen. Hunde sind manchmal gelassener, sie ver­trauen „ihrem Menschen“ und folgen ihm überallhin. „Katzenbesitzer stellen ihre ­Tiere seltener zur Gesundheitsvorsorge vor als Hundebesitzer; vielen scheint nicht bewusst zu sein, dass Katzen häufig Krankheitssymptome verbergen“, schreibt das Team der Medizinischen Kleintierklinik
der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München in einem Übersichtsartikel. Auch bei Hunden gibt es zum Teil große Impf- lücken. Vielen Besitzerinnen und Besitzern ist nicht klar, dass sie ihr Tier regelmäßig in die Arztpraxis bringen sollten.

„Jeder Hund und jede Katze sollte mindestens einmal pro Jahr zur Gesundheitsvorsorge“, sagt Dr. Michèle Bergmann, Tierärztin an der LMU. Erhebungen zeigen:
Ältere Tiere kommen seltener zur Gesundheitsvorsorge als jüngere, obwohl das Risiko altersbedingter und chronischer Krankheiten mit den Jahren steigt. Die Empfehlung für ältere und chronisch kranke Tiere lautet: halbjährlich zum Tierarzt bringen.

Hundewelpen müssen von der 8. bis zur 16. Lebenswoche, junge Katzen sogar bis zur 20. Lebenswoche alle drei bis vier Wochen in einer Praxis vorgestellt werden. In diesem Zeitraum sind sie besonders gefährdet für Infektionskrankheiten und müssen ordnungsgemäß geimpft werden, um einen guten Schutz aufzubauen.

Dabei unterscheidet man zwischen Krankheiten, gegen die alle Hunde und Katzen zu jeder Zeit geschützt sein sollten (sogenannte Core-Komponenten), und Impfungen, die nur unter bestimmten Umständen erfolgen sollten (Non-Core-Komponenten). Diese Einteilung findet man in der „Leitlinie zur Impfung von Klein­tieren“. Eine „Impf- ampel“ zeigt auf einen Blick, welche Impfungen das Expertengremium empfiehlt. Zu den Core-Komponenten für Katzen zählen das feline Calici-, Herpes- und Panleukopenievirus. Bei Hunden sind es das canine Staupe- und Parvovirus sowie die Leptospirose. Das ist eine bakterielle Infektion, die die Fellnasen sogar auf den Menschen übertragen können.

Ziel der Impfungen ist, das einzelne Tier zu schützen und einen breiten Schutz innerhalb der Population aufzubauen, um Krankheitsausbrüche zu vermeiden. Gleichzeitig gilt es, unnötige Impfungen zu vermeiden. „Risiko und Nutzen sollten immer abge­wogen werden“, sagt Tierärztin Bergmann. Bei erwachsenen Tieren können Antikörpermessungen helfen zu entscheiden, ob Wiederholungsimpfungen notwendig sind.

Eine gute Vorsorge umfasst aber nicht nur Impfungen, sondern auch den Schutz vor Parasiten, die Überprüfung des Ernährungszustands, der Fitness, der Zähne sowie Blut- und Urinuntersuchungen. Bergmann meint: „Wer regelmäßig an der Gesundheitsvorsorge teilnimmt, schenkt seinem Tier Gesundheit und Lebensqualität.“

Bereit für ein Haustier?

Mehr Zeit zu Hause, wenig Kontakte – die Corona-Pandemie war für viele der Anlass, sich ein Haustier anzuschaffen. Doch das war nicht immer gut überlegt. Die Folge: Viele Vierbeiner wurden relativ rasch in Tierheime abgegeben oder gar ausgesetzt. Damit dies nicht passiert, sollten Sie sich folgende Dinge gut überlegen:

  • Habe ich genügend Zeit, mich um ein Tier zu kümmern?
    Hunde müssen circa dreimal täglich raus, auch Katzen und Kleintiere brauchen Pflege und Beschäftigung.
  • Wird das auch in den nächsten Jahren so sein? Behalten Sie die Lebenserwartung des Tieres im Hinterkopf.
  • Wer kümmert sich um das Tier, wenn ich im Urlaub oder tageweise nicht zu Hause bin?
  • Falls Sie zur Miete wohnen: Ist meine Vermieterin oder mein Vermieter einverstanden?
  • Kann ich mir das finanziell leisten? Nicht nur die Anschaffung kostet Geld, sondern vor allem der Unterhalt.
  • Sind alle Familienmitglieder mit der Anschaffung einverstanden? Bestehen möglicherweise Allergien gegen Tierhaare?

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  • Deutscher Tierschutzbund e.V.: Welches Tier passt zu mir?. Broschüre: https://www.tierschutzbund.de/... (Abgerufen am 06.07.2022)