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Mehr als 98 Prozent der Frauen in Deutschland entscheiden sich für eine Geburt im Krankenhaus. Doch während im Alltag viele Corona-Schutzmaßnahmen gelockert wurden, gelten in Kliniken immer noch Einschränkungen. Drei Expertinnen beantworten für uns die wichtigsten Fragen und erklären, mit welchen Regelungen Schwangere rechnen müssen.

Wann sollte ich ins Krankenhaus fahren?

Es gelten die gleichen Empfehlungen wie vor der Corona-Pandemie: Die ersten Wehen bedeuten oft nicht, dass die Geburt schon richtig losgeht. Frauenärztinnen und Hebammen empfehlen deshalb, zu Hause zu bleiben, solange man sich dort wohlfühlt. Erst wenn die Wehen regelmäßig kommen, sollte sich das Paar auf den Weg in die Klinik machen. „Mit regelmäßig meinen wir Wehen, die ungefähr im zeitlichen Abstand zwischen drei und acht Minuten auftreten“, erklärt Professorin Dr. Stephanie Wallwiener, Leiterin der Geburtshilfe der Universitätsklinik Heidelberg. Bei einem Blasensprung, Blutungen oder anderen Beschwerden heißt es, sich direkt auf den Weg in die Klinik zu machen.

Gelten in allen Kreißsälen die gleichen Bedingungen oder hat jede Klinik ihre eigenen Regeln?

Das Infektionsschutzgesetz gilt in ganz Deutschland. Das Tragen einer FFP2-Maske in Krankenhäusern und die Pflicht, sich bei Betreten der Klinik testen zu lassen, sind weiter festgeschrieben. Weitere Vorgaben des Bundes oder der Bundesländer gibt es nicht. Jede Klinik hat aber das Recht, eigene Regeln aufzustellen. Das führt dazu, dass in den über 630 Geburtsstationen in Deutschland teilweise sehr unterschiedliche Einschränkungen für Gebärende und ihren Partner oder ihre Partnerin gelten. Am besten ist es deshalb, vorher genau herauszufinden, welche Vorgaben in der Klinik gelten, in der eine Frau ihr Kind zur Welt bringen möchte.

Wie informiere ich mich am besten vor der Geburt, welche Regeln in welcher Klinik gelten?

Am besten erst einmal über die Website der gewünschten Klinik. Aber: „Die Angaben auf den Internetseiten sind teilweise unpräzise. Wir empfehlen Eltern, eine Checkliste zu schreiben, was ihnen für die Geburt wichtig ist, und diese mit der Wunschklinik zu besprechen – zum Beispiel beim Info-Abend, spätestens bei der Geburtsanmeldung“, sagt Katharina Desery, Sprecherin des Vereins Mother Hood e. V. Zu dieser Checkliste sollten auch alle Fragen zu Corona-Regelungen gehören.

Muss ich einen Corona-Test mitbringen oder in der Klinik einen machen?

In vielen Fällen können Gebärende und ihre Begleitung, die zur Geburt in die Klinik kommen, dort einen Test machen. „Es ist nicht planbar, wann die Geburt losgeht“, erklärt Maria Jacobi, Hebamme in einer Münchner Klinik. Mitten in der Nacht könnten Paare schlecht zum Test-Zentrum fahren.

Darf mein Partner oder meine Partnerin mit zur Geburt und ab welchem Zeitpunkt der Geburt darf meine Begleitung dabei sein?

Die Frage nach der Begleitung der Gebärenden ist eine der wichtigsten für viele schwangere Frauen seit Beginn der Pandemie, weil sie ihr Kind nicht allein zur Welt bringen möchten. Ärztin Wallwiener erklärt die gängige Praxis vieler Kliniken so: „Wenn die Frau regelmäßige Wehen hat und sich die Geburt abzeichnet, darf der Partner/die Partnerin sie in den Kreißsaal begleiten.“

Darf ich mich auch bei einem Kaiserschnitt begleiten lassen?

„Gerade eine OP ist eine besondere Situation und dabei ist man auch noch wach. Das sollte man nicht allein durchstehen“, erklärt Medizinerin Wallwiener. Deshalb sei in ihrer Klinik bei Kaiserschnitten, die nicht unter Vollnarkose durchgeführt werden, immer eine Begleitung zugelassen.

Was, wenn die Geburt eingeleitet wird?

Frauen, bei denen die Geburt eingeleitet wird, müssen in vielen Kliniken allein bleiben, bis die Wehen regelmäßig kommen und sie in den Kreißsaal dürfen. Das gilt auch für Frauen, die einen Blasensprung haben, aber noch keine Wehen.

Darf mich außer meinem Partner oder meiner Partnerin noch jemand anderes begleiten?

Dazu gibt es keine Vorgaben von Bund und Ländern. Die meisten Kliniken haben aber zum Schutz ihrer Mitarbeitenden die Regel aufgestellt, dass nur eine Begleitperson dabei sein darf. Die Mutter, Schwester oder Doula, eine Frau, die die Gebärende bei der Geburt begleitet und unterstützt, dürfen in vielen Fällen nicht mitkommen. Katharina Desery vom Elternverein Mother Hood sieht das kritisch: „Grundsätzlich ist es absolut notwendig, dass die Begleitpersonen dabei sein dürfen, die die Frau braucht.“ Ihre Empfehlung: der Klinik erklären, warum ­eine weitere Begleitperson so wichtig ist.

Was ändert sich, wenn ich selbst bei der Geburt Corona-positiv bin?

Die meisten Fachleute sind sich einig: Auch Gebärende mit einer Corona-Infektion sollten bei der Geburt eine Begleitperson mitbringen dürfen. Diese muss negativ getestet sein. Katharina Desery rät: „Wichtig ist es, einen Plan B oder C zu haben und sich vorher zu fragen: Was ist, wenn ich positiv bin? Was, wenn mein Mann positiv ist? Kann ich statt meines Partners oder meiner Partnerin eine andere Person mitnehmen?“ Hebamme Maria Jacobi empfiehlt coronainfizierten Schwangeren, in der Klinik anzurufen, bevor sie dorthin fahren. „Wir müssen die Frau isolieren, dafür ist ein besonderer Raum vorgesehen“, erklärt sie. Eventuell erfahren die Frauen auch am Telefon, ob es einen gesonderten Eingang für sie gibt. Geht es dem Baby nach der Entbindung gut, darf es bei der Mutter bleiben. Neugeborene stecken sich selten mit dem Coronavirus an. Wenn doch, haben sie meistens einen eher milden Verlauf.

Muss ich im Kreißsaal eine Maske tragen?

„Bei der Geburt ist es eine riesige Herausforderung, mit dem Wehenschmerz klarzukommen, auch mit guter Atemtechnik“, erklärt Hebamme Jacobi. Da brauche es nicht auch noch eine Maske. Bei Kontrollterminen vor der Geburt sollten Schwangere aber eine Maske tragen, unter der Geburt nicht mehr. Auch coronainfizierte Schwangere müssten, wenn sie in den Wehen isoliert im Kreißsaal sind, in ihrer Klinik keine Maske tragen, sagt Jacobi.

Wer darf nach der Geburt zu Besuch ­kommen? Gibt es noch Einschränkungen, wie lange die Person bleiben darf?

Die Besuchsregelungen auf den Wochenbettstationen bleiben eingeschränkt und unterscheiden sich von Klinik zu Klinik. In vielen Fällen darf eine Person zu Besuch kommen. Stephanie Wallwiener sieht darin auch Vorteile. Früher sei es auf den Wochenbettstationen sehr unruhig gewesen, weil die ganze Familie zu Besuch kam. „Wenn man die ersten zwei bis drei Tage nur in der Kernfamilie verbringen kann, ist das der einzige Vorteil, den Corona gebracht hat.“ Partner oder Partnerin dürften auch wieder im Familienzimmer bleiben. Ob es ein freies Familienzimmer gibt, hängt aber davon ab, wie viele Frauen zur Geburt kommen und wie viele freie Zimmer es gibt. Für Besucherinnen und Besucher auf der Wochenbettstation gilt die Testpflicht. Die meisten Kliniken akzeptieren nur einen Antigentest (weniger als 24 Stunden alt) oder einen PCR-Test (weniger als 48 Stunden alt) einer offiziellen Teststelle.

Checkliste: Diese Fragen können Sie beim Infoabend oder bei der Anmeldung zur Geburt in der Klink stellen

  1. Muss ich in den Wehen eine Maske tragen?
  2. Falls ja: Ab welchem Punkt der Geburt darf ich sie abnehmen?
  3. Darf mein Partner/meine Partnerin ab Beginn der Geburt bei mir sein? Wer darf mich begleiten, falls ich selbst Corona-positiv bin?
  4. Sollte es zu einem Kaiserschnitt mit PDA kommen, darf mein Begleitperson auf jeden Fall bei mir sein? Auch, wenn ich Corona-positiv sein sollte?
  5. Wenn die Geburt eingeleitet werden muss, darf mein Partner/meine Partnerin dabei sein? Ab welchem Zeitpunkt der Geburt?
  6. Bekommen ich und meine Begleitperson zur Geburt bei Ihnen den vorgeschriebenen Corona-Test?
  7. Bieten Sie Paaren nach der Geburt Familienzimmer an? Wie viele gibt es und wie viel Prozent der Paare, die sich ein Familienzimmer wünschen bekommen auch eines?
  8. Wie sind die Besuchsregelungen auf der Wochenbettstation?
  9. Falls mein Kind nach der Geburt eine medizinische Behandlung braucht, ist sichergestellt, dass ich es auf der Neonatologie besuchen kann?
  10. Was, wenn ich Corona-positiv sein sollte, werden dann mein Kind und ich gemeinsam isoliert?

Quellen: