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Wenn Iben Myke Rasmussen sich mit Hemd und Helm wappnet, sieht sie so aus, wie man sich eine Wikinger- Frau vorstellt. Sie ist geboren und aufgewachsen in der Stadt, die die Nordmänner vor gut 1000 Jahren etwa in der Mitte des heutigen Dänemark in einer geschützten Bucht gegründet haben. Damals gab es hier vor allem Sumpf und Nebel, heute Cafés, kreative Museen, einen Strand mitten in der Stadt. Und freundliche, lebensfrohe Menschen, die sich beim Wikinger- Festival im Sommer verausgaben.

Aarhus ist eine Stadt, die Gemeinschaft lebt. Zum Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt 2017 hatten sich rund 4000 Freiwillige gemeldet, um Gäste zu begleiten, das Programm zu organisieren oder auf andere Art zu helfen. Jetzt sind es immer noch rund 2000 Ehrenamtliche, die unter anderem das Wikingerfest ermöglichen. Sie verkaufen Eintritts­karten, regeln den Verkehr, servieren den Wikinger-Trunk Met und verkaufen, gekleidet wie ihre Vorfahren, die Speisen jener Zeit. „Viele sind Rentner“, sagt Iben. „Das hält sie in Bewegung.“

Am Strand des Moesgård-Museums treffen sich die „Wikinger“ zu Scheinkämpfen mit stumpfen Schwertern – und zum Feiern. In diesem Jahr findet das „Moesgård Viking Moot“ vom 28. bis 31. Juli statt. Iben sagt lachend, dass sie mit gerade mal 38 bald zu alt dafür sei. Vor allem für den Kater am nächsten Morgen. Als Englisch- und Geschichtslehrerin hat sie lange im Ausland gelebt. Gerne, wie sie sagt. Vermisst hat sie ihre Familie und „den Strand, leckeres dänisches Eis und das Sommergefühl“ in Aarhus. Jeden Tag gebe es draußen Konzerte, Festivals, fröhliche, entspannte Stimmung.

Auswärtigen Freunden zeigt sie am liebsten das bunte Kunstmuseum AROS und das hypermoderne, prähistorische Moesgård-Museum. Beide inszenieren ihre Ausstellungen in Klanglandschaften, die die Besucherinnen und Besucher in fremde Welten zaubern. „Man riecht, hört und fühlt Geschichte“, schwärmt Iben. Wo das Museum eine frühmittelalterliche Schlacht im Sumpf inszeniert, wird sogar der Boden weich.

Gerne schlendert Iben auch durch die Gassen der Gamle By (Alte Stadt). In ganz Dänemark hat das Freilichtmuseum Häuser aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert abgebaut und zu einer „neuen“ alten Stadt zusammengefügt: mit Mühle, Marktplatz und Gärtnerei. In anderen Häusern des Freilichtmuseums arbeiten Schuster, Schreiner oder Töpfer früherer Jahrhunderte in originalgetreuer Umgebung. Die lebensgroßen Puppen sehen aus, als würden sie gleich aufstehen und die Gäste begrüßen. Iben liebt die ruhige Atmosphäre dort.

Ähnlich inspirierend findet sie den Dome of Vision, ein Café unter einer riesigen Glaskuppel: „Dort sitzt du im Warmen wie in einem Gewächshaus.“ Leckeres Essen holt sie sich am liebsten beim Vietnamesen am Stand Bánh mì Bandits in einer zur Markthalle „Aarhus Street Food“ umgebauten ehemaligen Fabrik. „Das hat ein Schulfreund von mir aufgemacht“, erzählt sie lachend. „Aarhus ist nicht so groß. Man kennt sich.“

Mit knapp einer halben Million Einwohnern bleibt Dänemarks zweitgrößte Stadt überschaubar. Doch Aarhus zelebriert nicht nur das traditionelle Leben. Gegenwart und moderne Architektur prägen die Stadt. Etwa in der größten Bibliothek Skandinaviens, dem Dokk1. Offene Treppen verbinden die verschiedenen Etagen, es gibt helle, hohe Räume, Sitz- und Spielecken. Anfassen ist erlaubt in einem der größten Gemeinschaftshäuser Nordeuropas, das wie ein Ufo am Hafen gelandet ist. Als „Garten am Wasser“ preist die Stadt ihr neues, von Kanälen durchzogenes Viertel Aarhus Ø (= Ost). Besonders markant ist der „Eisberg“, ein bizarr geformter Wohnkomplex in Weiß und Türkis. An seinem Fundament kann man entspannt ins Blau des Meeresschwimmbads eintauchen.


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