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Die Coronakrise ist eine denkbar ungünstige Zeit, um ins Pflegeheim zu ziehen – manchmal geht es aber nicht anders.

  • Trotz Pandemie können in den meisten Heimen neue Bewohner aufgenommen werden, wenn auch nur mit negativem Test bzw. Quarantäne.
  • Doch es ist schwer, sich ein Bild vom Heim zu machen. Am aussagekräftigsten ist ein persönlicher Besuch, auch unangekündigt und zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Im Moment ist das fast ausgeschlossen.
  • Allerdings ist die Situation je nach Region und Einrichtung unterschiedlich. Fragen Sie nach, ob ein Besuch unter Wahrung spezieller Hygienevorschriften klappt. Bei vielen Einrichtungen kann man zumindest Teile der Wohnbereiche einsehen, etwa von außen oder per Videotelefonie.
  • Einige Punkte lassen sich auch telefonisch abfragen, z.B. die Ausstattung oder die ärztliche Versorgung.
  • Lassen Sie sich einen Mustervertrag schicken, um mehrere Heime vergleichen zu können.
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Wie finden Sie ein gutes Heim? Welche Fragen müssen Sie stellen? Unsere Checkliste hilft, die beste Lösung zu finden.

Auch wenn es schnell gehen muss: Nehmen Sie nicht das erstbeste Heim. Recherchieren Sie auf den Websites verschiedener Einrichtungen – aber belassen Sie es nicht dabei. Sprechen Sie mit den Beratern in einem Pflegestützpunkt oder der Pflegekasse, mit Seniorenbeiräten oder Wohlfahrtsverbänden.

Fragen Sie auch im Bekanntenkreis, in Angehörigengruppen und in den sozialen Netzwerken nach, welche Heime empfehlenswert sind.

Kosten beachten

Für ein Heim zahlt man in Deutschland durchschnittlich 2.015 Euro im Monat aus der eigenen Tasche, so eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen. Wer sich das nicht leisten kann, kann vom Sozialhilfeträger Hilfe zur Pflege beantragen.

Kinder müssen unter Umständen Elternunterhalt zahlen. Mit dem sogenannten "Angehörigen-Entlastungsgesetz" trifft das aber nur noch wenige: Elternunterhalt muss nur zahlen, wer über 100.000 Euro Bruttoeinkommen im Jahr hat.

Probewohnen

Manche Heime bieten die Möglichkeit, einen Bewohner einige Zeit zur Probe aufzunehmen. Das geht auch im Vorfeld über die Kurzzeitpflege: Dabei wird Ihr Angehöriger stationär versorgt, während Sie z.B. im Urlaub sind. Im Idealfall lassen Sie sich zeitnah auf die Warteliste eines Heims setzen, noch bevor es akut wird. In der Coronakrise ist das leider nicht oder nur eingeschränkt möglich.

CHECKLISTE: Worauf muss ich beim Besichtigen achten?

1. Personal

Ständiger Wechsel ist für Ihren Angehörigen oft ungünstig. Fragen Sie nach: Wie viele Bewohner teilen sich eine Pflegefachkraft? Wie hoch ist der Anteil der Zeitarbeitskräfte? Gibt es eine feste Leitung für die Wohnbereiche? Wie viele Pfleger kümmern sich nachts um die Bewohner?

2. Versorgung

Wenn Ihr Angehöriger an Demenz erkrankt ist oder eine psychische Erkrankung hat: Erkundigen Sie sich, ob das Personal dafür geschult ist. Fragen Sie auch allgemein nach der medizinischen Versorgung: Ist ein Arzt vor Ort? Ist Physio- und Ergotherapie möglich?

3. Atmosphäre

Wie redet das Personal mit Ihnen und den Bewohnern? Das merken Sie oft schon beim ersten Anruf. Vor der Pandemie bekam man einen guten Eindruck, indem man sich für eine halbe Stunde ins Foyer oder in die Cafeteria setzt. Sitzen die Bewohner wie abgestellt dort? Sind sie liebevoll gekleidet? Wie riecht es auf dem Gang? Gute Heime suchen (vor Corona-Zeiten) den Kontakt nach außen.

4. Ausstattung

Nehmen Sie sich genug Zeit, das Heim anzuschauen. Ist das Gebäude hell, freundlich und in einem guten Zustand? Wie groß sind die Zimmer, lassen sich die Türen abschließen? Für viele Menschen sind die eigenen Möbel ein Stück zuhause – fragen Sie nach, ob man die mitbringen darf.

5. Lage

Wie weit ist das Heim von Ihnen entfernt? Ist es auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar, damit Freunde Ihren Angehörigen besuchen können? Gibt es in der Umgebung einen Supermarkt, eine Kirche, ein nettes Café?

6. Angebot

Ausflüge, Skatrunde, Theaterabend, Gymnastikgruppe: Solche Beschäftigungen können für Ihren Angehörigen ein wichtiges Stück Lebensqualität sein.

7. Essen

Wird das Essen frisch im Haus gekocht oder angeliefert? Wie groß ist die Auswahl? Gibt es fixe Portionen oder ein Schöpfsystem? Werden die Bewohner beim Kochen eingebunden? Kann das Heim auf besondere Bedürfnisse eingehen - etwa bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten?

8. Vertrag

Unterschreiben Sie nicht schnell vor Ort! Bitten Sie um einen Mustervertrag und lesen Sie ihn in Ruhe durch. Wie hoch sind die Kosten? Kommen zusätzliche Ausgaben auf mich zu, z.B. Verwaltungs- oder Freihaltegebühren? Den Heimvertrag können Sie von Experten prüfen lassen, z.B. bei der BIVA für 60 Euro.

Die ersten zwei Wochen im Heim gelten als Probezeit. In dieser Zeit können Sie von einem Tag auf den anderen kündigen, wenn Sie sich in der Einrichtung nicht wohlfühlen.

Fachliche Beratung:
Ulrike Kempchen, Rechtsanwältin bei der Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen e.V.
Manuela Bernreiter, Beraterin bei der Fachstelle für pflegende Angehörige in Regensburg