Nachhaltig reisen: Ferien für die Umwelt

Natur pur: Campingreise mit Pferd und Zelt
© W&B/Astrid Zacharias
Nachhaltig reisen liegt im Trend. Rund 40 Prozent der über 60-Jährigen sind an ökologisch verträglichen Touren interessiert, zeigt eine Befragung der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e. V. (FUR) in Kiel. Nicht jeder Senior reist deshalb ausschließlich nach Umweltkriterien, aber "immerhin können sich 30 Prozent der Senioren vorstellen, aus ökologischen Gründen künftig auf Flugreisen zu verzichten", betont Bente Grimm von der FUR.
"Gerade Ältere sehen sich oft in der Verantwortung für nachfolgende Generationen", erläutert Hartmut Rein, Tourismus-Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, "sie wollen zum Klimaschutz beisteuern." Nichts anderes entspannt den Menschen mehr, als draußen in der Natur zu sein. Je unberührter die Landschaft, desto schöner. Natur ist Erholung pur, wissen Experten und alle, die es selbst erlebt haben. Und dafür muss es nicht immer eine weite Reise sein.
Im Urlaub auf das Auto verzichten
Warum also nicht quasi vor der Haustür Urlaub machen und obendrein etwas für die Umwelt tun? Statt in den Flieger nach Kuba oder nach Thailand zu steigen, radeln besonders Senioren gerne durchs Münsterland, genießen als Wanderer die Schönheiten der Eifel oder schippern mit dem Kanu auf lauschigen Spreewaldkanälen. Oder sie nutzen ausschließlich Bus und Bahn, um zum Urlaubsort zu gelangen.
Das Interesse ihrer Kunden an mehr Nachhaltigkeit hat die Tourismusbranche inzwischen aufgegriffen. Wander- und Radreisen boomen. Fremdenführer bieten geführte Touren durch Nationalparks an. Auf manchen Reiseprospekten prangen plötzlich Öko-Siegel. Hotels werben damit, "Bio" zu sein. Wer im Urlaub bewusst aufs Auto verzichten will, den locken organisierte Busreisen in alle Ecken Europas. Selbst manche Fluggesellschaft informiert heute über eine Umweltspende, die den hohen CO₂-Ausstoß während einer Flugreise ausgleichen soll.
Ökologisch reisen: Unübersichtliches Angebot
Nachhaltiger Tourismus schützt nicht nur Flora und Fauna. Es geht auch um die Menschen, die in einer oft weit entfernten Urlaubsregion leben. Nachhaltiger Tourismus bedeutet auch, dass Einheimische vom Geschäft mit der Erholung profitieren, Arbeitsplätze für die ortsansässige Bevölkerung entstehen und faire Gehälter gezahlt werden.
Nicht nur in Sachen Natur, sondern auch in sozialer und kultureller Hinsicht mit reinem Gewissen auf Erkundungstour zu gehen ist gar nicht so einfach. Jeder vierte 60- bis 70-Jährige beklagt, über alternative Urlaubsmöglichkeiten kaum informiert zu sein. "Die Branche ist unübersichtlich", bedauert Dirk Reiser von der Hochschule Rhein-Waal in Kleve. Vor allem fehle es an einem einheitlichen Gütesiegel, bemängelt der Dozent für nachhaltiges Tourismusmanagement. Zuweilen helfen Vereine weiter, wenn man irgendwo in der Welt Gutes tun will. Barbara H. aus Bad Sassendorf kam so nach Ghana. Die 67-Jährige engagierte sich dort für den Bau eines Waisenhauses.
Den Weg zum Ziel machen
So viel Einsatz für Mensch und Natur kann oder mag nicht jeder leisten. Doch schon kleine Schritte führen in die richtige Richtung, tröstet Nachhaltigkeits-Experte Reiser und betont, dass fair reisen "nicht teurer sein muss". Kosten, die nicht nachhaltige Reiseanbieter verursachen, würden über Steuern langfristig auf alle umgelegt werden. Einen Anfang mit dem Umweltschutz machen heißt: Im Hotel die Handtücher nicht nach jedem Gebrauch in die Wäsche geben. Keine geschützten Pflanzen pflücken. Am Strand oder in den Bergen keinen Müll zurücklassen. Die Gegend statt mit dem Mietwagen auch mal mit dem Rad erkunden.
Reiseanbieter mit Ökosiegel finden Sie unter www.forum-anders-reisen.de. In dem Verband sind rund 140 Veranstalter, die mit nachhaltigem Tourismus werben.