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Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert mehr Klarheit bei der Vergabe von Arztterminen. Vorstand Eugen Brysch verlangt vom Bundesgesundheitsministerium regelmäßige Berichte über die Situation in Arztpraxen. „Der ambulanten Gesundheitsversorgung schadet es, wenn der Vorwurf der Bevorzugung von Privatpatienten im Raum steht," erklärt Brysch gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Wachsende Beschwerden über lange Wartezeiten

Am Patientenschutztelefon der Stiftung häufen sich die Klagen. Kassenpatientinnen und -patienten berichten von langen Wartezeiten bei Fach- und Hausarztpraxen. Besonders problematisch: Einige Praxen lehnen Kassenversicherte ab, weil sie keine Neupatientinnen und -patienten aufnehmen, während sie Privatversicherte weiterhin behandeln. Brysch betont: „Hilfesuchende werden abgelehnt, weil sie in den letzten zwei Jahren nicht mehr vorstellig geworden sind."

Sozialverbände schlagen Alarm

Auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) äußert Besorgnis. Vorsitzende Michaela Engelmeier warnt: „Gerade in Zeiten, in denen gesetzlich Versicherte oft Monate oder sogar Jahre auf einen Facharzttermin warten müssen, dürfen sie nicht zu Patienten zweiter Klasse werden." Sie kritisiert, dass manche Arztpraxen Termine ausschließlich an Privatversicherte oder Selbstzahlerinnen und Sebstzahler vergeben.

Zahlen verdeutlichen die Dimension

Die Diskussion betrifft einen Großteil der Bevölkerung. Nach Angaben des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) sind rund 73 Millionen Menschen – etwa 90 Prozent der Bevölkerung – gesetzlich versichert. Dem stehen laut Verband der Privaten Krankenversicherungen (PKV) 8,7 Millionen privat Vollversicherte gegenüber.

Forderung nach konkreten Maßnahmen

Angesichts der sich zuspitzenden Situation fordert Brysch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zum Handeln auf. „Der Gesundheitsminister muss Licht ins Dunkel des Praxismanagements bringen," so der Patientenschützer. Die regelmäßige Datenerhebung zur Terminvergabe könnte ein erster Schritt sein, um die tatsächliche Lage in deutschen Arztpraxen zu erfassen und gegebenenfalls Maßnahmen für eine gerechtere Gesundheitsversorgung zu ergreifen.