Logo der Apotheken Umschau

Noch kurz Freund oder Freundin schreiben, die Social-Media-Accounts checken oder schon mal Abendessen bestellen – viele machen so etwas fast automatisch, etwa in Pausen bei der Arbeit. Laut dem Digitalverband Bitkom nutzen Menschen in Deutschland ihr Smartphone im Schnitt rund 150 Minuten pro Tag, sprich: 2,5 Stunden. Vor allem die Unter-50-Jährigen swipen und tippen aber oft deutlich länger.

Das Smartphone öfter mal in der Tasche zu lassen, könnte aber nicht nur der mentalen Gesundheit zuträglich sein. Es könnte auch die Zufriedenheit und Motivation bei der Arbeit steigern. Dafür spricht eine neue Studie, die eine Forschungsgruppe um Dr. Julia Brailovskaia vom Deutschen Zentrum für psychische Gesundheit und dem Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum durchgeführt hat. Die Ergebnisse wurden im September 2024 in der Fachzeitschrift Acta Psychologica veröffentlicht.

Für seine Studie teilte das Team insgesamt 278 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die unterschiedlichen Berufen nachgingen, in vier ungefähr gleich große Gruppen ein. Die erste Gruppe reduzierte eine Woche lang ihre private Smartphone-Nutzung um eine Stunde pro Tag. Die zweite erhöhte ihre tägliche körperliche Aktivität um 30 Minuten. Eine dritte Gruppe machte beides, während eine Kontrollgruppe gar nichts an ihrem Verhalten änderte.

Weniger Smartphone, bessere Work-Life-Balance

Vor dieser „Fasten-Woche“, unmittelbar danach sowie zwei Wochen später füllten die Teilnehmenden Online-Fragebögen aus, in denen sie Angaben zu ihrem Wohlbefinden, sowohl mental als auch bezüglich der Arbeit machten.

Bei der Gruppe, die ihre Smartphone-Zeit reduziert hatte, konnten die Forschenden eine deutliche Verbesserung der Arbeitszufriedenheit und -motivation, der Work-Life-Balance und der psychischen Gesundheit feststellen. Die Personen berichteten seltener von Arbeitsüberlastung und problematischer Smartphone-Nutzung. Noch deutlicher fielen die Veränderungen bei der dritten Gruppe aus, die zusätzlich Sport getrieben hatten.

Die Teilnehmenden, die lediglich ihre körperliche Aktivität erhöht hatten (etwa durch Joggen, Radfahren, Schwimmen, Fußball, Gymnastik oder Tanzen) waren danach zwar ebenfalls etwas zufriedener, die Unterschiede zur Kontrollgruppe waren aber wesentlich geringer als bei den Gruppen eins und drei.

Alle Maßnahmen führten dazu, dass depressive Symptome abnahmen, die Teilnehmenden hatten das Gefühl, mehr Kontrolle über sich und ihr Leben zu haben. Eine Woche dürfte allerdings zu kurz sein, um seine Gewohnheiten langfristig umzustellen. Wer es schon einmal versucht hat, weiß: Das braucht Zeit und Durchhaltevermögen – aber es könnte sich lohnen.

„Eine bewusste und kontrollierte Reduktion der privaten Smartphone-Nutzungszeit könnte in Kombination mit mehr körperlicher Aktivität die Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden verbessern“, sagt Studienleiterin Julia Brailovskaia in einer Pressemitteilung ihrer Universität. Die Forscherin sieht diese Maßnahmen als mögliche Ergänzung zu etablierten Schulungsprogrammen oder als eigenes, zeit- und kosteneffizientes Programm.


Quellen:

  • Brailovskaia J, Siegel J, Precht L-M et al. : Less smartphone and more physical activity for a better work satisfaction, motivation, work-life balance, and mental health, An experimental intervention study. In: Acta Psychologica 14.09.2024, 250: 104494
  • Bitkom e. V.: Das Smartphone wird im Schnitt 2,5 Stunden pro Tag genutzt, Presseinformation. Online: https://www.bitkom.org/... (Abgerufen am 18.09.2024)