Ministerium erklärt Versorgungsmangel bei RSV-Impfung
Das Gesundheitsministerium hat einen offiziellen Versorgungsmangel beim Antikörper Nirsevimab zum Schutz gegen RSV (respiratorisches Synzytial-Virus) erklärt. So schreibt das Ministerium im Bundesanzeiger[1]: „Derzeit besteht in Deutschland ein Versorgungsmangel mit nirsevimabhaltigen Arzneimitteln.“ Und weiter: „Alternative gleichwertige Arzneimittel zur RSV-Prophylaxe aller Neugeborenen und Säuglinge unabhängig von individuellen Risikofaktoren während ihrer ersten RSV-Saison stehen nicht zur Verfügung.“
Was ist RSV genau?
RSV lösen Erkrankungen der unteren und oberen Atemwege sowie Mittelohrentzündungen aus. Die Krankheit wird hauptsächlich durch Tröpfchen übertragen. Vor allem Kleinkinder sind gefährdet. Eine Immunisierung mit dem Wirkstoff Nirsevimab kann das Erkrankungsrisiko deutlich senken. Mehr zur Krankheit und der Impfung lesen Sie hier.
Was bedeutet die Erklärung des Versorgungsmangels?
Der Antikörper Nirsevimab wird von der Pharmafirma Sanofi unter dem Namen Beyfortus vertrieben. Die Erklärung des Ministeriums im Bundesanzeiger bedeutet im Kern vor allem eines: Die Bundesländer können das strenge Arzneimittelgesetz an einigen Stellen lockern, um auf die Engpässe zu reagieren. Damit könnten sie die Einfuhr von Nirsevimab aus dem Ausland erleichtern.
Bereits zuvor hatte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gemeldet, dass Sanofi im September und Oktober spanische und französische Packungen seines RSV-Impfstoffes auf den deutschen Markt bringen wird[2]. „Diese Produkte sind pharmazeutisch identisch und unterscheiden sich lediglich in den Packmitteln“, schreibt das PEI auf seiner Website.
Die Bekanntmachung des Gesundheitsministeriums erlaube nun auch, auf Impfstoffe aus den USA zuzugreifen, erklärt das Pharmaunternehmen Sanofi auf Anfrage der Apotheken Umschau: „Um ebenfalls den Zugang zu Beyfortus in US-Packung rechtlich ermöglichen zu können, hat das Bundesgesundheitsministerium laut § 79 Abs. 5 formell den Versorgungsmangel für Beyfortus in deutscher Verpackung erklärt.“
RSV-Impfung für Kinder und Ältere empfohlen
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Immunisierung sowohl für Säuglinge als auch ältere Menschen. Bei Kindern ist eine Infektion mit RSV einer der häufigsten Gründe für eine Behandlung im Krankenhaus und kann tödlich enden. Auch Menschen ab 60 Jahren sind gefährdet.
Alle Neugeborenen und Säuglinge sollten darum eine passive Immunisierung mit dem Antikörper Nirsevimab in ihrer ersten RSV-Saison erhalten. Die Saison dauert für gewöhnlich von Oktober bis März. Für Ältere empfiehlt die Stiko die Impfung generell ab 75 Jahren – es sei denn, die Personen sind in Pflegeeinrichtungen oder haben ein deutlich erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf.
Quellen:
- [1] Bundesministerium für Gesundheit: Bekanntmachungnach § 79 Absatz 5 des Arzneimittelgesetzes. https://www.bundesanzeiger.de/... (Abgerufen am 26.09.2024)
- [2] PEI: Beyfortus, ein monoklonaler Antikörper zur Prävention von Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV)-Erkrankungen der unteren Atemwege, mit französischer und spanischer Beschriftung in Deutschland verfügbar. https://www.pei.de/... (Abgerufen am 26.09.2024)