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Corona ist noch nicht aus der Welt. Die Infektionszahlen steigen wieder. Um so wichtiger kann es sein, sich impfen zu lassen beziehungsweise die Impfung aufzufrischen, um schwere Krankheitsverläufe zu verhindern. Doch die Vorsorgemaßnahme kann auch unerwünschte Folgen haben.

So ist in der Vergangenheit bei einigen Kindern und Jugendlichen nach der Impfung mit einem mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) aufgetreten – manche der Betroffenen haben möglicherweise langfristige Schäden davongetragen. Das ergab eine Studie amerikanischer Herzspezialisten, deren Ergebnisse im Wissenschaftsjournal eClinical Medicine nachzulesen sind.

Was fanden die Forschenden in der Studie zu mRNA-Impfstoffen heraus?

An der Studie hatten sich 333 Patientinnen und Patienten im Alter zwischen fünf und 30 Jahren beteiligt, die nach einer Covid-19-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff die klinische Diagnose einer akuten Herzmuskelentzündung bekommen hatten. Die Betroffenen waren mehrheitlich mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer geimpft worden.

Bei einigen von ihnen fand sich in der Magnetresonanztomografie (MRT) des Herzmuskels das sogenannte „Late Gadolinium Enhancement“ (LGE). Beim LGE ist der Abfluss des Kontrastmittels im Kardio-MRT verzögert. In der Folge kommt es zu einer – vorübergehenden – Anreicherung des Mittels in der Herzmuskulatur (Myokard) oder im Herzbeutel (Perikard). Dies kann ein Hinweis auf eine Gewebeschädigung sein.

Über einen mittleren Nachbeobachtungszeitraum von etwa 178 Tagen wurden weder Fälle von Herztod noch Herztransplantationen gemeldet. Trotzdem zeigte sich bei Nachuntersuchungen bei 60 Prozent der betroffenen Patientinnen und Patienten weiterhin ein LGE.

Was bedeutet das für die Betroffenen?

„Die Anreicherung des Kontrastmittels in der Herzmuskulatur oder im Herzbeutel ist der Beweis dafür, dass irgendeine Veränderung im Gewebe stattgefunden hat“, sagt Prof. Dr. Sabine Klaassen, Kinderkardiologin an der Charité Universitätsmedizin in Berlin. Welche Folgen diese Veränderung hat, ist derzeit unklar. „Wichtig ist daher, dass junge Patienten, bei denen es infolge einer mRNA-Impfung zu einer Herzmuskelentzündung gekommen ist, regelmäßig an klinischen Nachuntersuchungen teilnehmen“, so Klaassen. So kann rechtzeitig gegengesteuert werden, falls Komplikationen auftreten.

„Die Fälle, in denen sich eine LGE zeigt, sind insgesamt sehr selten“, so Klaassen. Auch das Paul-Ehrlich-Institut spricht sich in seinem Bericht zum Sicherheitsprofil der Covid-19-Impfstoffe dafür aus, potenzielle Langzeiteffekte einer mit einer mRNA-Impfung zusammenhängenden Herzmuskelentzündung weiter zu untersuchen.

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Wie äußert sich eine Herzmuskelentzündung?

Folgende Beschwerden können auf eine Herzmuskelentzündung, die oft durch Viren, aber unter anderem auch durch Bakterien ausgelöst wird, hindeuten:

  • Ausgeprägtes Herzklopfen
  • Atemnot
  • Brustenge oder Brustschmerzen
  • Herzstolpern, Herzrasen
  • Abgeschlagenheit, Müdigkeit
  • Luftnot
  • Wassereinlagerungen in den Beinen (Ödeme)

„Solche Beschwerden sollten auch Kinder und Jugendliche nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern die Ursachen unbedingt ärztlich abklären lassen“, sagt Klaassen. Zumal sich hinter den Symptomen auch andere Ursachen verbergen können.

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Was ist bei einer Herzmuskelentzündung unbedingt zu beachten?

„Absolute Schonung ist bei einer Herzmuskelentzündung das A und O“, betont Klaassen. Das bedeutet: Für drei bis sechs Monate sind Sporttreiben und anderweitige große körperliche Anstrengung tabu. Erst nach Untersuchungen und Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt dürfen Belastungen in kleinen Schritten wieder erfolgen. „Gerade wenn diese Schonphase nicht eingehalten wird, ist das Risiko hoch, dass es zu Folgeschäden am Herzen kommen kann“, so Klaassen. Sogar ein schneller Herztod ist möglich.

Je nach Fall erhalten Menschen mit einer diagnostizierten Herzmuskelentzündung kurzzeitig auch hochdosierte Immunglobuline als Infusion verabreicht. „Daneben können im Zuge der Therapie auch Medikamente zum Einsatz kommen, die die Herzfunktion verbessern“, sagt Sabine Klaassen.

Wann werden Kinder und Jugendliche gegen Corona geimpft?

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre, die keine Grundkrankheit wie etwa Diabetes mellitus haben, benötigen nach der aktuellen Empfehlung der beim Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelten Ständigen Impfkommission (STIKO) zumeist keine Grundimmunisierung oder Auffrischungsimpfung. Als Gründe nennt die STIKO die überwiegend milden Verläufe, falls jemand in dieser Altersgruppe an Corona erkrankt sowie das sehr geringe Risiko, wegen des Krankheitsverlaufs in ein Krankenhaus eingewiesen zu werden.

Anders sieht es bei Grundkrankheiten mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf aus. In einem solchen Fall sollten laut STIKO Eltern ihre Kinder ab einem Alter von sechs Monaten impfen lassen und diese Impfung einmal im Jahr – im Herbst – auffrischen. Ein Verzicht auf die Auffrischimpfung ist bei gesundem Immunsystem möglich, wenn jemand im Laufe des Jahres sich mit Corona infiziert hatte. Ob und wann im Einzelfall weitere Impfungen erfolgen sollten, sollte man mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprechen.

Die Stiko-Impfempfehlung aus dem Januar 2024 ist nach RKI-Angaben nach wie vor aktuell.


Quellen:

  • Jain S, Anderson S, Steele J et al.: Cardiac manifestations and outcomes of COVID-19 vaccine-associated myocarditis in the young in the USA: longitudinal results from the Myocarditis After COVID Vaccination (MACiV) multicenter study. eClinical Medicine: https://www.thelancet.com/... (Abgerufen am 27.09.2024)
  • Paul T, Klingel K, Tschöpe C et al.: Myokarditis Im Kindes- und Jugendalter. Leitlinie: 2022. AWMF Online: https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 27.09.2024)

  • Deutsche Herzstiftung: Behandlung der Herzmuskelentzündung. Deutsche Herzstiftung: https://herzstiftung.de/... (Abgerufen am 27.09.2024)
  • Robert Koch Institut: Wissenschaftliche Begründung der STIKO für die COVID-19-Impfempfehlung für Kinder im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren sowie zur Anpassung der COVID-19-Impfempfehlung für Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren. Robert Koch Institut: https://www.rki.de/... (Abgerufen am 27.09.2024)
  • Paul-Ehrlich-Institut: Sicherheit von COVID-19-Impfstoffen. Paul-Ehrlich-Institut: https://www.pei.de/... (Abgerufen am 27.09.2024)
  • Paul-Ehrlich-Institut: Sicherheit von COVID-19-mRNA-Impfstoffen. Paul-Ehrlich-Institut: https://www.pei.de/... (Abgerufen am 27.09.2024)
  • Robert Koch Institut: Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung in den allgemeinen Empfehlungen der STIKO 2024. Robert Koch Institut: https://www.rki.de/... (Abgerufen am 27.09.2024)
  • impfen-info.de: Corona-Schutzimpfung bei Kindern. impfen-info.de: https://www.impfen-info.de/... (Abgerufen am 27.09.2024)
  • infektionsschutz.de: Corona-Schutzimpfung gegen COVID-19. infektionsschutz.de: https://www.infektionsschutz.de/... (Abgerufen am 27.09.2024)