Logo der Apotheken Umschau

Die Corona-Pandemie nahm höchstwahrscheinlich durch Wildtierhandel auf dem Huanan Seafood Market in der chinesischen Stadt Wuhan ihren Anfang. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die jetzt im Fachjournal Cell veröffentlicht wurde.

Die Autorinnen und Autoren analysierten genetisches Material von mehr als 800 Proben, die ab dem 1. Januar 2020 auf dem Huanan Seafood Market in Wuhan und in seiner Umgebung gesammelt wurden. Auf diesem Markt wurden auch Wildtiere gehandelt, von denen man annahm, dass sie Zwischenwirte des Corona-Virus waren. Zudem untersuchte das Forschungsteam die Gensequenzen des Corona-Virus SARS-CoV-2, das bei den ersten Covid-19-Infizierten im Jahr 2020 gefunden wurde.

Zahlreiche Spuren des Corona-Virus in Wildtierkäfigen

Die Daten zeigen, dass das auf dem Markt gefundene Virus den gleichen genetischen Vorfahren hat wie das SARS-CoV-2-Virus, welches dann die Covid-19-Pandemie auslöste. Außerdem wurden zahlreiche Spuren von SARS-CoV-2 in Proben aus Wildtierkäfigen nachgewiesen. Diese Proben enthielten auch die DNA von Zibetkatzen, Bambusratten und Waschbärhunden – Tiere, die als mögliche Zwischenwirte identifiziert wurden. Diese Daten stützen die Annahme, dass SARS-CoV-2 über den Wildtierhandel nach Wuhan gelangte und auf dem Markt auf den Menschen übersprang.

Im Jahr 2023 war bereits eine erste Auswertung der Proben veröffentlicht worden, in der aber einige der Tierarten nicht genau identifziert wurden. Die neue Studie hat die Analyse fortgeführt und will nun diese Wissenslücken schließen.

Drosten: „Weiteres Indiz für Herkunft aus Tieren“

„Die Daten liefern ein weiteres Indiz für eine Herkunft des Virus aus Tieren und eine Verbindung des Ursprungs mit dem Huanan-Markt“, ordnet Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin, die neue Studie ein. Der Ursprung des Virus sei damit aber nicht beweisen. Der Grund, so Drosten: Die Proben wurden nicht direkt von Tieren genommen, sondern erst nach der Schließung des Marktes von Oberflächen. „Hierbei besteht immer die Möglichkeit, dass so gefundenes Virus auch von infizierten Menschen stammt.“ Das hält Drosten aber aufgrund der Entwicklung des Virus für unwahrscheinlich.

Hinweise, dass die Tiere auf dem Markt mit dem Corona-Virus infiziert waren, zeigten die Daten nur indirekt, erklärt Prof. Dr. Isabella Eckerle, Leiterin der Forschungsgruppe Emerging Viruses in der Abteilung für Infektionskrankheiten an der Universität Genf. Dass Spuren des Virus und der Tiere gefunden wurden, könne durch eine Infektion, aber auch durch ein gemeinsames Vorkommen am gleichen Ort zustande gekommen sein. „Dennoch zeigt die Studie, dass viruspositive Proben vermehrt in den Bereichen des Marktes zu finden waren, wo auch Wildtiere verkauft wurden.“

Ursprung von Corona: Was ist dran an der Labor-Theorie?

Da in einem Forschungsinstitut in Wuhan auch an Corona-Viren geforscht wird, wurde auch über einen Laborunfall als Ursprung des Virus spekuliert. Von dort, so die Theorie, könnte es dann auf den Markt gelangt sein. „Keine Theorie kann formal ausgeschlossen werden“, erklärt Christian Drosten. „Zur Markttheorie kamen aber mit der Zeit immer mehr bestätigende Indizien hinzu. Zur Labor-Ursprungstheorie gibt es weiterhin keine wissenschaftlich überzeugenden Belege.“

Das sieht auch Prof. Dr. Friedemann Weber, Direktor des Instituts für Virologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, so: Während die neuen Daten ein weiterer starker Hinweis auf den Ursprung des Corona-Virus bei Tieren seien, gebe es für das alternative Szenario, dass das Virus aus einem Labor entkommen wäre, keine solche Daten.


Quellen:

  • Crits-Christoph A et al.: Genetic tracing of market wildlife and viruses at the epicenter of the COVID-19 pandemic. In: Cell online: 19.09.2024, https://doi.org/...