Die Corona-Variante KP.3.1.1 dominiert in Deutschland
Wie verbreitet ist die Corona-Sublinie KP.3.1.1 in Deutschland?
Da nur von einem Bruchteil der SARS-CoV-2-Infektionen hierzulande Proben in die Labore gelangen, greift man vor allem auf Abwasseranalysen zurück, um die aktuelle Verbreitung der verschiedenen Varianten zu beobachten. Laut den aktuellen Daten des Robert Koch-Insituts lag der Anteil der Omikron-Sublinie KP.3.1.1 in Deutschland in der letzten Augustwoche schon bei 72 Prozent. [1]Bereits seit Mitte Juni hatte der Anteil stetig zugenommen. Jetzt im September 2024 ist KP.3.1.1 bundesweit die neue dominante SARS-CoV-2-Variante. Generell gibt es derzeit einen leichten Anstieg an Infektion. Die Herbstwelle bahnt sich an.
Was unterscheidet diese Corona-Variante von früheren?
KP.3.1.1 ist eine Sublinie von KP.3. Sie gehört zu den sogenannten FLiRT-Varianten, die sich wiederum aus dem Stamm JN.1 entwickelt haben. Der Name „FLiRT“ leitet sich von den Buchstaben F, L, R und T ab, die jeweils für bestimmte, charakteristische Mutationen des Virus stehen. Für die im Sommer 2024 verbreitete KP.2-Variante konnte gezeigt werden: Sie verursacht seltener Symptome und schwerere Krankheitsverläufe als ihre Vorgänger. Das ergab die Analyse japanischer Forschender. Für KP.3.1.1 gibt es dazu noch keine Informationen. Sehr wohl dürfte diese Sublinie aber eine erhöhte „virale Fitness“ haben und dem menschlichen Immunsystem ausweichen. KP.3.1.1 kann sich also schneller ausbreiten – und bleibt dabei häufig symptomlos.
Warum breitet sich die Corona-Variante KP.3.1.1 so schnell aus?
Wie oben beschrieben hat KP.3.1.1 durch Mutationen noch einmal verbesserte Fähigkeiten erlangt, dem menschlichen Immunsystem auszuweichen. Das heißt, diese Viren können die Abwehrmechanismen des Immunsystems umgehen oder teilweise ausschalten. Das ist auch der Grund, warum KP.3.1.1 sich so rasant ausbreitet und bisherige Varianten verdrängt.
Ist die neue Corona-Variante gefährlicher?
Es gibt bislang keine Hinweise darauf, dass KP.3.1.1 gefährlicher ist als andere Varianten. Das ist auch nicht zu erwarten. Prof. Dr. Peter Palese vom Fachbereich Mikrobiologie an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York nennt Gründe, warum SARS-CoV-2 im Verlauf der Pandemie und danach weniger tödlich wurde. Palese zufolge liegt das hauptsächlich an der zunehmenden Erfahrung des Immunsystems mit dem Virus: „Die Menschen sind geimpft, die Menschen waren infiziert – all das trägt dazu bei, dass wir eine Art Herdenimmunität entwickelt haben.“ Er geht davon aus, dass sich daran auch mit KP.3.1.1 nichts ändern wird.
Die Corona-Pandemie sei ausgeklungen, das SARS-CoV-2-Virus werde bleiben. Künftig werde es eher wie das Influenza-Virus behandelt, sagt Palese: „Es ist da, jetzt eben die Sublinie KP.3.1.1 von KP.3, man muss sie beobachten, aber es braucht im Normalfall keine besonderen, die ganze Bevölkerung betreffenden Maßnahmen mehr, wie es 2020 und 2021 noch der Fall war, mit Abstandregeln und Mundschutz.“
Kann ich mich gegen KP.3.1.1 impfen lassen?
Speziell gegen die Corona-Variante KP.3 und ihre Sublinien gibt es keine angepassten Impfstoffe. Das bedeute aber nicht, dass eine Impfung wirkungslos sei, sagt Peter Palese. Insbesondere vulnerable Bevölkerungsgruppen – darunter Menschen mit Diabetes oder Herzerkrankungen und ältere Menschen – sollten sich Palese zufolge an den Impfempfehlungen orientieren und sich weiter regelmäßig gegen COVID-19 impfen lassen. „Dass der Verlauf der Erkrankung deutlich milder ist, liegt auch daran, dass die Menschen geimpft sind: Selbst eine Impfung gegen eine frühere Variante schützt ein Stück weit auch vor einem schweren Verlauf bei neueren Varianten, denn das Virus verändert sich ja immer nur begrenzt“, sagt Palese. Die aktuellen Corona-Impfstoffe in Europa richten sich gegen den Stamm JN.1, aus dem die jetzigen KP-Linien und -Sublinien hervorgegangen sind.
Mein Test ist positiv – was, wenn es KP.3.1.1 ist?
„Ein einfacher Coronatest sagt nichts über die Variante aus, mit der man sich angesteckt hat. Aber das ist eigentlich auch nicht wichtig. Das Vorgehen danach ist immer gleich“, sagt Palese. Mit einem positiven Corona-Test sollte man wie immer agieren: Zu Hause bleiben, um andere nicht anzustecken, sich schonen und bei schweren Beschwerden eine Arztpraxis aufsuchen.
Quellen:
- [1] Robert Koch-Institut: SARS-CoV-2-Varianten in Deutschland. https://public.data.rki.de/... (Abgerufen am 18.09.2024)
- Robert Koch-Institut: Abwassersurveillance zu SARS-CoV-2, AMELAG-Wochenbericht. Online: https://edoc.rki.de/... (Abgerufen am 26.06.2024)
- Kaku Y et. al.: Virological characteristics of the SARS-CoV-2 KP.2 variant. In: thelancet.com: 20.05.2024, https://doi.org/...
- Centers for Disease Control and Prevention: COVID Data Tracker, Variant Proportions. Online: https://covid.cdc.gov/... (Abgerufen am 27.06.2024)
- Kretschmer C. : Covid-19: FLiRT-Varianten könnten zu mehr Krankheitsfällen führen . Gelbe Liste: https://www.gelbe-liste.de/... (Abgerufen am 26.06.2024)