Was tun bei Zwischenblutungen?

Gibt es da unten ein Problem? Zwischenblutungen haben viele Frauen ab und zu
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Es wäre ja so praktisch! Einen Zyklus zu haben, auf den man sich jeden Monat hundertprozentig verlassen kann. Stattdessen kommen die Tage mal früher, mal später, und ohne Pille erst recht, wann sie wollen. "Frauen sind nun mal keine Maschinen", sagt Doris Scharrel. "Deshalb funktioniert ihr Körper auch nicht immer nach Plan." Dass viele aber genau diesen Anspruch an sich haben, erlebt die Gynäkologin aus Kronshagen Tag für Tag in ihrer Praxis. "Wenn mit dem Zyklus etwas nicht stimmt, empfinden das manche Frauen gleich als persönliche Fehlleistung", sagt sie.
Zwischenblutungen sind nicht selten
Eine Blutung, die außer der Reihe auftritt, das kommt vor allem bei Frauen ab 40 Jahre vor. Auch Jüngere klagen nicht selten über eine Periode, die zwischen der eigentlichen Monatsblutung auftritt und so gar nicht in den üblichen Zyklus passen will.

Doris Scharrel ist Gynäkologin in Kronshagen und Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte in Schleswig-Holstein
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"Wenn das ein-, zweimal passiert, ist das nicht gleich ein Drama", erklärt Professorin Bettina Toth, Gynäkologin und leitende Oberärztin am Universitätsklinikum Heidelberg. Was allerdings darüber hinausgehe, sollten Frauen beim Gynäkologen sicherheitshalber abklären lassen.
Das gilt auch, wenn es sich nur um eine Schmierblutung handelt, also um bräunlichen Ausfluss. Einen Tag vor der richtigen Regel sei das im Bereich des Normalen, erklärt Frauenarzt Dr. Jörg Angresius aus Neunkirchen. Bei tagelangen Schmierblutungen vor der Periode, müsse man aber der Ursache auf den Grund gehen. Die ist manchmal ganz banal. Ungewohnter Stress könne das Zusammenspiel der Hormone und damit den Zyklus durcheinanderbringen, erklärt Angresius.

Prof. Dr. med. Bettina Toth ist leitende Oberärztin der Abteilung gynäkologische Endokrinologie am Universitätsklinikum Heidelberg
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Bei Manchen tritt Blutung zum Eisprung auf
Einige Frauen haben zudem um den Eisprung herum eine Blutung. Experten vermuten, dass das mit dem sinkenden Spiegel der weiblichen Sexualhormone zu diesem Zyklus-Zeitpunkt zu tun hat. "Ob eine Frau darauf aber mit einer Blutung reagiert, ist eine ganz individuelle Sache", erklärt der Gynäkologe. Manche Frauen produzieren auch zu wenig Hormone. Dies ist etwa bei einer Gelbkörperschwäche der Fall. Hier ist der Spiegel des Hormons Progesteron zu gering. Die Folge: Schmierblutungen in der zweiten Zyklushälfte. "Das lässt sich mit Hormonpräparaten meist gut in den Griff bekommen", sagt Mediziner Angresius.

Dr. med. Jörg Angresius ist Gynäkologe und hat eine eigene Praxis in Neunkirchen
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Auch Pille und Spirale mögliche Ursachen
Nicht selten sind es auch Medikamente, die Zwischenblutungen auslösen. Hormonelle Verhütungsmittel zum Beispiel. "Vor allem die rein gestagenhaltigen Präparate wie die Minipille oder die Dreimonatsspritze machen da Probleme", erklärt Bettina Toth. Im Vergleich zu den gängigeren Mikropillen enthalten sie nicht das weibliche Sexualhormon Östrogen, das die Schleimhaut in der Gebärmutter stabilisiert. Auch niedrig dosierte Mikropilllen, die Östrogen nur in kleiner Menge enthalten, sorgen manchmal für Zwischenblutungen. "Dann muss man eventuell auf eine höher dosierte Pille umschwenken", rät die Ärztin. Ebenfalls manchmal problematisch: das Tragen einer Kupferspirale. "Durch den mechanischen Reiz kann es zu einer Blutung kommen", erläutert Jörg Angresius.
Zwischenblutungen: Organische Ursachen sind selten
Seltener lösen organische Ursachen eine Zwischenblutung aus. Mithilfe einer gynäkologischen Tastuntersuchung und einem vaginalen Ultraschall kann der Arzt feststellen, ob es Veränderungen an den innen liegenden Geschlechtsorganen gibt. "Fast jede dritte Frau ab 40 hat gutartige Muskelknoten in der Gebärmutter, sogenannte Myome", erklärt Doris Scharrel. Durch die Knoten kann sich die Gebärmutter häufig nicht mehr so gut zusammenziehen. Das sorgt vor allem für längere, stärkere Perioden und kann auch mal eine außerplanmäßige Blutung zur Folge haben. Ähnliche Probleme machen Polypen, also gutartige Schleimhautwucherungen in der Gebärmutter. Eine sogenannte Portioektopie, bei der Gewebeveränderungen am Muttermund auftreten, geht oft mit Zwischenblutungen oder Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr einher.
"Die meisten organischen Ursachen lassen sich gut behandeln", erklärt die Frauenärztin. Gefährlich dagegen sind bösartige Erkrankungen wie zum Beispiel Gebärmutterhalskrebs, der sich manchmal ebenfalls durch unregelmäßige Blutungen zeigt. "Diesen Krebs sehen wir aber glücklicherweise heute sehr selten", so Scharrel. Da ein großer Teil der Frauen an der jährlichen Früherkennungsuntersuchung teilnehme, können Ärzte schon bei ersten Zellveränderungen reagieren. "Meistens kommt es dann gar nicht erst zu Krebs", sagt Gynäkologin Scharrel.