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Tampons – das beliebteste Periodenprodukt

Etwa 75 Prozent der ­Frauen zwischen 15 und 49 Jahren verwenden sie. Aus gesundheitlicher Sicht spricht nichts dagegen, die Menstruationsflüssigkeit im Körperinneren aufzusaugen. „Hochwertige Tampons sind praktisch, gesundheitlich unbedenklich und komfortabel in der Anwendung“, sagt Prof. Dr. Mandy Mangler, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und ­Geburtsmedizin am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin.

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Eine Untersuchung der Stiftung Warentest bestätigt, dass in den meisten Produkten keine Schadstoffe nachweisbar sind. Trotzdem können sie die Schleimhäute reizen und austrocknen, vor allem bei sehr schwacher Blutung. Alle acht Stunden sollte man Tampons wechseln, um Infektionen zu vermeiden. Dabei gilt: vorher Hände waschen, nur Tampons aus unbeschädigten Verpackungen verwenden.

Jede zehnte Frau in Deutschland zögert den Wechsel ­jedoch aus finanziellen Gründen hinaus, denn Tampons sind teuer: Durchschnittlich 1920 Euro geben Menstruierende in ihrem Leben dafür aus. „Auch die Kosten für die Umwelt sind hoch“, so Mangler. Pro Frau und Jahr fallen dadurch etwa vier Kilogramm Müll an.

Weniger Müll mit Menstruationstassen

Menstruationstassen bestehen aus weichem medizinischem Silikon oder Gummi, sind wiederverwendbar und ersetzen etwa 2000 Tampons. Einmal voll, kann man sie mit klarem Wasser spülen und wieder einsetzen. Rund 15 Prozent der Frauen nutzen sie bereits regelmäßig. Für die Medizinerin überwiegen die ­Vorteile, allerdings sei das Handling gewöhnungs­bedürftig. Zusammengefaltet lässt sich die Tasse für Tampongeübte zwar leicht einführen, das Rausholen aber wird oft zum Problem.

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„Wir sehen in der Praxis immer wieder Frauen, die daran scheitern“, so Mangler. Das Problem: Menstruationstassen ­haben keinen Rückholfaden und schmiegen sich durch Unterdruck im Körperinneren an. Den gilt es beim Entfernen durch leichtes Zusammendrücken mit den Fingern zu lösen, das erfordert Übung. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn mit Spirale oder Kupferkette verhütet wird – beides wird beim Entfernen der Tasse mitunter versehentlich mit herausgezogen. Dann ist der Gang zur Gynäkologin unumgänglich. Mangler rät Neulingen, zum Beispiel mithilfe von YouTube-Tutorials und viel Ruhe zu üben.

Menstruationsschwämme oder Soft-Tampons als Alternative?

Menstruationsschwämme sind ein gutes Beispiel dafür, dass Natur­produkte nicht immer das Beste für den Körper sind. Es handelt sich dabei nämlich tatsächlich um Schwämme, also um lebende Organismen aus dem Meer. „Damit geht ein gewisses Infektionsrisiko einher, außerdem kann das Material Fremdkörper wie Sand enthalten und wird schnell porös und krümelig“, erklärt Mangler. Sie rät dringend davon ab, solche ver­meintlich schonenden Naturprodukte zu verwenden.

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Haben die Produkte keinen Rückholfaden, kann das Entfernen schwierig werden: Man muss die Schwämme dann regelrecht aus dem Körper fischen. Einziger Vorteil: Sex ist damit auch während der Periode möglich.

Aber es ­gibt bes­sere Alternativen, etwa Menstruationsscheiben oder Soft-Tampons, die künstliche Variante der Schwämme. „Diese sind hygienischer, aber ebenfalls schwer zu entfernen und verursachen obendrein eine Menge Plastikmüll“, sagt die Gynäkologin. Manche Frauen bevorzugen das weiche Gefühl im Vergleich zu regulären Tampons, gerade bei starken Regelschmerzen oder Endometriose kann das ein Vorteil sein: „Da kann sich ein Versuch lohnen, ansonsten gibt es bessere Alternativen.“

Menstruations-Scheiben als Variante der Menstruationstasse

Sie umschließen den Gebärmutterhals, ohne dass ein Unterdruck nötig ist. Eine Studie zeigt, dass sie im Vergleich zu anderen Periodenprodukten das größte Fassungsvermögen haben: 61 Milli­liter nehmen sie durchschnittlich auf, Tampons und Tassen nur 30 bis 50. „Das macht die Scheiben für Frauen mit Hypermenorrhoe, also sehr starker Regelblutung, besonders interessant“, so Mangler.

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Mit der Scheibe ist Sex während der Periode problemlos möglich. Sie reizt die Schleim­häute nicht und muss zum Entleeren nicht aus der Vagina entfernt werden. Dafür reicht ein leichtes Anheben mit den Fingern oder den Beckenbodenmuskeln über einer Toilette. „Das ist praktisch, wenn man keine Möglichkeit zum Ausspülen hat. Es ver­leitet aber dazu, die Scheibe zu lange drin zu lassen“, sagt Mangler. Scheiben und Tassen sollten alle acht Stunden entfernt und gereinigt werden.

Binden: Beliebtes Periodenprodukt

Sie sind in Deutschland beliebt und werden häufig genutzt, gerne in Kombination mit Tampons. „Sie sind einfach zu verwenden, bieten guten Schutz, schonen die Schleimhaut und es gelangen keine Keime in den Vaginalkanal“, erklärt Mangler. Allerdings mögen viele Frauen das Windelgefühl nicht, außerdem ist Schwimmen oder ­Saunieren mit Binden nicht möglich.

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Obwohl Weichmacher und Klebstoffe darin stecken, spricht aus me­dizinischer Sicht nichts gegen die Verwendung. „Binden sind auch nicht schlimmer als Plastikflaschen, aus denen man trinkt“, sagt Mandy Mangler. Bedenklicher findet die Gynäkologin den ­Umweltaspekt: Binden und Tampons zu­sammen verursachen im Leben einer Frau etwa 140 Kilogramm Plastikmüll. Waschbare ­Binden oder Periodenunterwäsche sind für die Umwelt die bessere Wahl, für viele Menstruierende aber zu teuer oder zu unpraktisch.

Periodenwäsche: Vom ­Nischenprodukt zum Hingucker

Vor allem Unterwäsche gibt es in allen erdenk­lichen Formen und Farben. Im Schritt ist sie durch eine saugfähige Schicht etwas dicker, ansonsten aber unauffällig. Auch Bikinis, Sportshorts und Leggings mit Saugkraft gibt es mittlerweile. Die Vorteile liegen auf der Hand: weniger Müll, unkomplizierte Verwendung, kein störendes Gefühl beim Tragen. Allerdings ist die Saugkraft viel weniger stark als in der Werbung angepriesen. Eine Studie zeigt, dass Periodenunterwäsche durchschnittlich nur zwei Milliliter Blutsekret aufnimmt und damit weit hinter Tampons, Tassen und Co. liegt.

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„Für leichtere Tage, daheim oder in Kombination mit anderen Produkten können sie dennoch gute Dienste leisten“, sagt Mangler. Ob Period Panties gut für die Umwelt sind, ist umstritten: Die meisten enthalten Plastikfasern und obendrein oft bakterienhemmende Biozide gegen Geruchsbildung. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nu­kleare Sicherheit warnt, dass Stoffe wie Silberchlorid oder Zinkpyrithion zu allergischen Reaktionen führen und der Bakte­rienflora im Intimbereich schaden können. Sie stehen zudem im Verdacht, der Fruchtbarkeit zu schaden, und sie gelangen beim Waschen der Unterwäsche in die Umwelt.

Free Bleeding: Geht es auch ganz ohne?

Beim „Free Bleeding“ wird bewusst auf Hygieneprodukte verzichtet. Stattdessen versucht man das Körpergefühl zu trainieren. Und zwar so, dass man Blutschwälle spürt und durch Muskelkraft kurz zurückhalten kann, um sie dann gezielt über der ­Toilette abzulassen. Zwar kennen in Deutschland 42 Prozent der Frauen diese ­Methode – wirklich praktiziert wird sie aber bisher nur von zwei ­Prozent. Das liegt nicht zuletzt ­daran, dass sie außerhalb der eigenen vier Wände kaum praktikabel ist. Es muss immer eine Toilette in der Nähe sein und selbst mit gut trainierten Muskeln bleibt der Einfluss auf die Blutung begrenzt. Die Methode ist nichts für den Alltag, leistet aber dennoch einen Beitrag, indem sie zur Enttabuisierung der Periode beiträgt. Ein Blutfleck im Höschen? Was soll’s!


Quellen: