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Entzündlicher Kreuzschmerz: Was er bedeutet

Bei einem kleineren Teil der Erwachsenen mit Schmerzen tief im    Rücken stellt sich als Ursache eine entzündlich-rheumatische Erkrankung  heraus: eine sogenannte Spondylarthropathie oder   Spondylarthritis. Spondyl- steht für Wirbel, -arthro für  Gelenk,  -arthritis für Gelenkentzündung, -pathie für Leiden (das ist der Oberbegriff).

Typischerweise  erkranken die meisten Patienten im Alter unter 4o bis 45 Jahren. Die genaue Entstehung ist  unklar. Es sind wohl mehrere Faktoren beteiligt, darunter immunvermittelte  und genetische Vorgänge, indirekt manchmal auch Infektionen.

Die Spondylarthropathien umfassen in erster Linie fünf Krankheitsbilder, bei denen es auch Überlappungen gibt:

  • Die Bechterew-Erkrankung
  • Gelenkentzündungen, die nach Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane auftreten: reaktive Gelenkentzündung (reaktive Arthritis), darunter darunter das Reiter-Syndrom
  •  Mit der Schuppenflechte (Psoriasis) verbunden: Psoriasisspondylarthritis oder Psoriasisarthritis
  • Enteropathische Spondylarthropathien: Gelenkentzündungen, die bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa auftreten
  • Undifferenzierte Spondylarthritis und sogenannte juvenile Formen: Spondylarthropathien, die sich nicht einer der anderen Formen zuordnen lassen beziehungsweise bei Kindern und Jugendlichen (juvenil) auftreten

So äußern sich Spondylarthropathien (SPA)

Axiale Spondylarthritis bedeutet ganz allgemein, dass Teile des Achsenskeletts entzündet sind: an der Wirbelsäule und den Kreuzbein-Darmbeingelenken. Was es mit diesen Gelenken genau auf sich hat, steht im Kapitel "Schmerzen im Gesäß/Kreuz: Was die Sitzanatomie mit sich bringt".

Wichtig für die Diagnose ist neben richtungweisenden Beschwerden der Nachweis einer Kreuzbein-Darmbeingelenkentzündung (Sakroiliitis) in einer Magnetresonanztomografie oder im Röntgenbild. Weitere Krankheitsmerkmale, wie in der nachfolgenden Punkte-Liste aufgeführt, stützen die Diagnose ebenfalls.

Gibt es keinen eindeutigen Bildbefund, kann der Arzt bei einem Patienten, der jünger als 40 (bis 45) Jahre ist und anhaltende entzündliche Rücken- oder Kreuzschmerzen hat, die Diagnose auch klinisch stellen.

Dann müssen neben einem positiven HLA-B27-Nachweis im Blut mindestens zwei weitere Kranheitsmerkmale aus der anschließenden Liste (internationale ASAS-Klassifikation) vorliegen:

  • Entzündung von Bänder- und Sehnenansätzen an Knochen (Fachbegriff: Enthesiopathie oder Enthesitis), zum Beispiel an der Ferse mit entsprechenden Schmerzen
  • Entzündung weiterer Gelenke mit seitenungleichem (asymmetrischem)  Verteilungsmuster oder Entzündung eines ganzen Fingers  oder Zehs (Daktylitis)
  • Entzündung der Regenbogenhaut am Auge (sogenannte Iritis oder Iridozyklitis)
  • Begleiterkrankung wie Schuppenflechte (Psoriasis) oder chronisch-entzündliche Darmerkrankung
  • Deutlicher Rückgang der Beschwerden schon nach ein bis zwei Tagen unter der Therapie mit einem  entzündungshemmenden Medikament (Typ nicht steroidales Antirheumatikum, kurz  NSAR)
  • Vorkommen einer axialen SPA wie der Bechterew-Erkrankung, einer Psoriasis, einer chronisch-entzündlichen Damerkrankung, einer reaktiven Arthritis (siehe unten)  oder einer Uveitis in der Familie (bei erstgradig Verwandten (zum Beispiel Eltern zu Kindern) oder zweitgradig Verwandten (Geschwister))
  • Nur teilweise vorhanden: Bestimmte Entzündungszeichen im Blut (Ausschluss anderer Ursachen notwendig)

Symptome: Typisch für axiale Spondylarthropathien sind Schmerzen im Rücken  oder Kreuz und tief im Gesäß (auch wechselseitig), manchmal mit Ausstrahlung in beide   Oberschenkel auf der Rückseite. Dass die Schmerzen oft in der zweiten  Nachthälfte auftreten, somit auch den Schlaf stören, und die  Betroffenen morgens längere Zeit ein  deutliches Steifigkeitsgefühl im  Kreuz verspüren, das sich erst unter  Bewegung im Laufe des Tages bessert, ist ebenfalls kennzeichnend.

Die  Schmerzen entwickeln sich schleichend und bestehen mehr als drei Monate.  Auch die Bandscheiben können betroffen sein. Mit der Zeit kann es zu  knöchernen Veränderungen/Versteifungen an den entzündeten Kreuzbein-Darmbeingelenken kommen. Zwischen den Wirbelkörpern können sich knöcherne Spangen bilden. Diese sogenannte Ankylosierung,  so der Fachbegriff, führt nach längerer Krankheitsdauer zur Versteifung  der Wirbelsäule. Zugleich  können entzündete Wirbelkörper vermehrt brüchig werden.

Manchmal ergibt sich die Diagnose einer peripheren SPA. Das bedeutet, dass neben einer Entzündung am Achsenskelett auch ein oder mehrere Gliedmaßengelenke, also periphere Gelenke, erkrankt sind. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn sich ein ganzer Zeh oder Finger (sogenannter Wurstfinger) oder ein größeres Gelenk wie das Knie entzündet hat. Hinzukommen noch weitere Kriterien aus der Punkte-Liste oben, zum Beispiel ein entzündeter Sehnenansatz an der Ferse.

Achtung: Kreuz- und Gesäßschmerzen bei einem jungen Erwachsenen, die besonders auch nachts auftreten, mit anhaltender Morgensteifigkeit, möglicher Ausstrahlung ins Bein und Besserung tagsüber sind zunächst immer verdächtig auf eine Spondylarthritis. Risikofaktoren einer SPA sind unter anderem Rauchen und männliches Geschlecht. Es können aber auch Frauen erkranken.

Bechterew-Krankheit: Betrifft mehr Männer als Frauen

Die Bechterew-Krankheit ist die bekannteste axiale SPA und eine der häufigsten brheumatischen Erkrankungen.  Sie beginnt meistens schon im Alter von 20 bis 30 Jahren und  betrifft  doppelt bis dreimal so viele Männer wie Frauen. Es kommt zu einer  Entzündung zwischen Bandscheiben  und Wirbeln. Auch die kleinen  Wirbelgelenke, die Kreuzbein-Darmbeingelenke sowie Gliedmaßengelenke  können erkranken.

Auf lange Sicht kann die  Wirbelsäule versteifen. Zudem sind Entzündungen an anderen Gelenken, an Sehnen oder außerhalb des  Bewegungssystems möglich, zum Beispiel an den Augen.

Symptome: Frühes Zeichen ist ein dumpfer Schmerz im Kreuz beziehungsweise auf beiden Seiten tief im Rücken oder Gesäß, der seit mindestens drei Monaten besteht. Er macht sich besonders nachts oder frühmorgens bemerkbar und weckt die Betroffenen häufig aus dem Schlaf. Offenbar reagieren viele Betroffene auf feuchtkaltes Klima verstärkt mit Beschwerden. Verdächtig ist außerdem eine Morgensteifigkeit über dreißig Minuten im Kreuz, die manchmal eine bis mehrere Stunden anhalten kann. Nach Bewegung bessert sie sich, nach Ruhephasen tritt sie aber wieder auf. Das gilt meist auch für die Schmerzen.

Möglich sind außerdem Nackenschmerzen, schmerzende Hüft- und Schultergelenke oder Sehnenschmerzen an der Ferse. Manche Patienten fühlen sich ständig müde, appetitlos, manchmal haben sie auch leichtes Fieber und leiden unter Nachtschweiß. Die Augen können vermehrt tränen und schmerzen, und es kann zu Lichtscheu kommen.

Neben der Versteifung droht an der Wirbelsäule erhöhte Brüchigkeit. Damit zusammenhängend kann sich ein Rundrücken bilden. Auch Schmerzen im Bereich des oberen Brustbeins und am Schambein sind möglich. Keineswegs müssen all diese Veränderungen immer in voller Ausprägung eintreten.

Der Ratgeber "Morbus Bechterew" informiert Sie ausführlich über die Bechterew-Krankheit.

Hüftknochen

Hüftschmerzen

Hüftschmerzen werden oft mit Hüftarthrose gleichgesetzt. Die Ursachen liegen jedoch meist im Bereich der Muskeln, Sehnen, Schleimbeutel und Nerven zum Artikel

 Auslöser manchmal unbemerkt: Reaktive Arthritis

Solche Gelenkentzündungen (periphere SPA) können Tage oder Wochen nach einem bakteriellen Infekt auftreten, hauptsächlich ein Magen-Darm-Infekt, Harnwegsinfekt und/oder eine sexuell übertragene Infektion. Meist ist das längst vergessen oder hat sich kaum mit Beschwerden bemerkbar gemacht.

Als krankheitsrelevante Keime im Urogenitalbereich kommen Chlamydia trachomatis, außerdem Mykoplasmen, mitunter Gonokokken (Erreger der Geschlechtskrankheit Gonorrhö) infrage, im Darm Campylobacter, Salmonellen, Shigellen oder Yersinien.

Symptome: Es sind häufiger größere Gelenke wie Knie und Sprunggelenke auf einer Körperseite betroffen. Mitunter entzünden sich auch kleine Gelenke an Fingern oder Zehen. Die erkrankten Zonen können schmerzen, stark geschwollen sein und sich überwärmt anfühlen.

Relativ typisch sind Entzündungen der Sehnen an den Füßen, insbesondere der Ansatz der Achillessehne oder der breiten Fußsohlensehne an der Ferse. Der Fersenbereich ist dann schmerzhaft geschwollen und schmerzt (entzündlicher Fersensporn, Enthesitis). Für die begleitenden Kreuz- und Gesäßschmerzen ist meist eine Sakroiliitis, also eine Entzündung der Kreuzbein-Darmbeingelenke, verantwortlich.

Eine Sonderform ist das Reiter-Syndrom. Kennzeichen hier: Gelenkentzündung, Harnröhrenentzündung, Augenentzündung, gegebenenfalls auch Hautausschläge am Genitale bei Männern (Balanitis erosiva circinata), schwielenartige Veränderungen an Händen und Füßen, auch mit Eiterbläschen (Pusteln), schuppenflechtenartige Hauterscheinungen am Körper, eventuell auch Nagelveränderungen, sowie aphthenartige Veränderungen an der Mundschleimhaut.

Selten erkranken auch innere Organe. Bei einer Herzentzündung zum Beispiel können Herzschmerzen, Herzrhythmusstörungen oder Herzschwäche auftreten. Auch Allgemeinsymptome wie Fieber und Abgeschlagenheit kommen manchmal dazu.

Diagnose: Hilfreich kann die Krankengeschichte sein, etwa Angaben über eine zurückliegende Infektion, wie oben beschrieben. Die körperliche Untersuchung kann ein entzündetes, geschwollenes Gelenk, oft   mit Zeichen eines Ergusses, bestätigen oder Hinweise auf einen entzündeten Sehnenansatz oder entzündete Kreuz-Darmbeingelenke liefern. Dann helfen meist bildgebende Verfahren weiter. Selten nur gelingt der Nachweis eines Erregers in Proben aus dem ursprünglich erkrankten Bereich, zum Beispiel im Urin oder in einem Genitalabstrich.

Die aus einem entzündeten Gelenk entnommene Flüssigkeit (Punktat) weist entzündliche Faktoren auf. Erreger  sind in der Regel nicht nachweisbar, mitunter nur genetische Spuren davon (bakterielle  Antigene). Das Merkmal HLA-B27-Antigen im Blut ist bei der Mehrzahl der Betroffenen positiv, Entzündungswerte sind erhöht. Eventuell geben bestimmte Antikörpermuster zu erkennen, dass noch eine Infektion "schwelt". Einige Antikörper können jedoch auch nach einer Infektion länger nachweisbar bleiben. Andere rheumatische Erkrankungen schließt der Arzt aus.

Achtung: Die Gonokokkenarthritis, die bei Gonorrhö auftritt und sich an Arm- und Beingelenken abspielt, ist nicht mit der nach Gonokokkeninfektionen entstehenden reaktiven Arthritis zu verwechseln. Letztere betrifft meist Bein- oder Fußgelenke, dazu eventuell eben auch die Kreuzbein-Darmbeingelenke.

Therapie: Mäßig ausgeprägte Krankheitsbilder haben eine gute Prognose und heilen meist innerhalb eines Jahres aus. Trotzdem wird der Arzt den Patienten in regelmäßigen Abständen kontrollieren, um mögliche Veränderungen an der Wirbelsäule rechtzeitig zu erkennen.

Bei einem noch aktiven Infekt, zum Beispiel der Harnwege, ist eine antibiotische Therapie angezeigt. Der Nachweis eines verantwortlichen Erregers, etwa Chlamydia trachomatis, stützt die Wahl des passenden Medikamentes. Wichtig hier: Mitbehandlung des Partners. Ansonsten wendet der Arzt Antibiotika nur in speziellen Situationen an.

Gegen die Kreuz- und Gesäßschmerzen werden nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) oder das Mittel Sulfasalazin eingesetzt. Bei starker Gelenkentzündung kann der Arzt Kortison zum Beispiel örtlich spritzen oder spezielle antirheumatisch wirkende Medikamente einsetzen. Wichtig ist hier auch physikalische Therapie. Eine Augenentzündung behandelt der Augenarzt mit kortisonhaltigen Augentropfen.

Als Ursache von Kreuzschmerzen eher unbekannt: Schuppenflechte. Hier typische Hautstellen

Als Ursache von Kreuzschmerzen eher unbekannt: Schuppenflechte. Hier typische Hautstellen

Vom Ausschlag zum Kreuz- und Gelenkschmerz: Gelenkentzündung bei Schuppenflechte (Psoriasisspondylarthropathie)

Etwa fünfzehn Prozent der Patienten mit Schuppenflechte (Psoriasis) entwickelt  Gelenkentzündungen – allerdings oft erst Jahre später. Selten kommt es vor Auftreten der Hautveränderungen zu der Gelenkerkrankung.

Die Hauterscheinungen finden sich meist an den  Streckseiten der Gliedmaßen, an der  behaarten Kopfhaut, im Kreuz- und  Gesäßfaltenbereich und in der  Genitalgegend: rote, scharfrandige, aber  unregelmäßige Flecken mit  groben, silbrig-weiß glänzenden Schuppen. Ein Drittel bis zur Hälfte der Betroffenen hat auch typische   Nagelveränderungen – Grübchen und gelblich-bräunliche Flecken auf der   Nageloberfläche sowie Schuppen unter der Nagelplatte.

Die  Gelenkentzündungen bei Schuppenflechte treten häufig als periphere  Spondylarthritis in Erscheinung. Dabei kommt es neben der Beteiligung des Achsenskeletts zur Entzündung weniger peripherer Gelenke (Oligoarthritis) oder  mehrerer – kleinerer und größerer – Gelenke (Polyarthritis). Es kann  sich auch ein Finger durchgehend entzünden, vor allem im Bereich des Strahls  und Endgelenks. Mitunter entwickeln sich deutliche Verformungen.

In etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle tritt eine  axiale Spondylarthritis (SPA) mit Kreuzbein-Darmbeingelenkbeteiligung auf.

Auch die Ansätze von Muskelsehnen am Knochen können sich entzünden, zum Beispiel im Fersenbereich.

Symptome der Spondylarthritis: Viele Betroffene verspüren anfangs nur allgemeine Muskelschmerzen. Im Zusammenhang  mit Kreuz- und Gesäßschmerzen ist besonders die axiale SPA bei Psoriasis mit  Entzündung der Kreuzbein-Darmbeingelenke (Sakroiliitis) bedeutsam. Diese  verläuft häufig schubartig und wechselnd intensiv. Dementsprechend gibt es  auch ein Wechselbad der Schmerzen. Sie spielen sich auf beiden Seiten  im Kreuz und Gesäß ab und können in den Oberschenkel ausstrahlen. Oft  besteht ein länger anhaltendes Steifigkeitsgefühl morgens, das sich erst  nach Bewegung löst, wie auch die Schmerzen dann allmählich zurückgehen.

Begleitende Rücken- oder Nackenschmerzen sind meist auf die gleichzeitig vorhandene Entzündung der Wirbelgelenke  auf den entsprechenden Etagen der Wirbelsäule zurückzuführen. Auch  andere Körperbereiche können Beschwerden bereiten. So sind  Augenentzündungen möglich oder Fersenschmerzen.

Diagnose: Insbesondere bei vorhandener Hauterkrankung kann der Arzt  die Diagnose klinisch stellen. Dafür ist ein Hautarzt zuständig. Wegen  der erblichen Komponente kann auch eine Aussage wie "Die Hautkrankheit  liegt bei mir in der Familie" für die Einordnung der Gelenkentzündung  richtungweisend sein.

Wichtig ist wie immer die körperliche Untersuchung  einschließlich aller Gelenke,  insbesondere natürlich der Kreuzbein-Darmbeingelenke und der  Wirbelsäule. Hier wird sorgfältig die Beweglichkeit geprüft. Im Blut  ist der Rheumafaktor meist negativ, andere Rheumawerte können eventuell erhöht sein,  Entzündungswerte dagegen nicht.

Das Genmerkmal HLA-B27 ist jedoch bei 50  bis 70 Prozent der Betroffenen positiv, besonders wenn sie auch eine SPA mit Kreuzbein-Darmbeingelenksentzündung haben. Röntgenbilder oder  Magnetresonanztomografien (MRT) der Beckenregion und der Wirbelsäule  können im Krankheitsverlauf entzündliche Veränderungen offenbaren.

Um  die Krankheit gegenüber anderen SPA-Formen oder rheumatischen  Erkrankungen abzugrenzen, nutzen Ärzte einen bestimmten Punktekatalog,  die sogenannten CASPAR-Kriterien. Für die Therapieplanung ist es wichtig, eine genaue Diagnose zu haben. Eine frühestmögliche Therapie ist anzustreben.

Therapie: Innerlich wirkende Medikamente wie Sulfasalazin lindern oft die Beschwerden am  Bewegungssystem und an der Haut recht gut. Bei stärkerem Gelenkbefall  werden Arzneistoffe wie Methotrexat (MTX) oder Immunsuppressiva im engeren Sinn wie Leflunomid oder Ciclosporin eingesetzt. Ein sogenannter Phosphodiesterase-4-(PDE4-) Hemmer sowie neu entwickelte Biologicals (humane monoklonale Antikörper) kommen infrage, wenn die immununterdrückende Basistherapie nicht ausreichend wirkt  oder nicht eingesetzt werden kann. Der Arzt trifft die Wahl nach Abwägen des individuellen Nutzens und möglicher Risiken.
Andere Medikamente dagegen wie zum Beispiel Betablocker können  eine Psoriasis ungünstig beeinflussen.
Zum Nachlesen: Ratgeber "Schuppenflechte".

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Und von der Darmentzündung zum Kreuz- und Gelenkschmerz

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie die Crohn-Krankheit (Morbus Crohn) oder Colitis ulcerosa (Cu) betreffen Alt und Jung und Männer wie Frauen. Im Zuge dieser  Krankheiten können sich auch ein oder mehrere Gliedmaßengelenke  (periphere Gelenke), Wirbelgelenke oder die Kreuzbein-Darmbein-Gelenke  entzünden (enteropathische Spondylarthropathie).

Beides kommt zudem  bei der Whipple-Erkrankung vor. Diese ist eine sehr seltene  Krankheit, die überwiegend Männer kaukasischer Abstammung befällt. Die  Erkrankung hängt mit einem Bakterium namens Tropheryma Whippelii  zusammen, das sich über den Dünndarm und die Lymphwege im Körper  ausbreiten kann und chronisch-wiederkehrende Beschwerden seitens der  infizierten Organe verursacht. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist  bislang nicht bekannt geworden. Unbehandelt kann die Erkrankung tödlich  verlaufen.
Auch bei den hier genannten Gelenkentzündungen werden als Auslöser krankhafte Mechanismen im Immunsystem vermutet. Zudem wird häufiger das Zusammentreffen einer ankylosierenden  Spondylarthropathie – also die Tendenz zur Verknöcherung entzündeter  Wirbel – mit einer Cu oder einem Morbus Crohn beobachtet.

Symptome: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie die Crohn-Krankheit und Cu sind vor allem durch Darmblutungen, Durchfälle, Bauchschmerzen, Koliken und Blähungen gekennzeichnet.

Je nach Ausprägung sind weitere Symptome und  Komplikationen möglich, zum Beispiel die Bildung von Fisteln und Abszessen im Analbereich. Entzündete Kreuzbein-Darmbeingelenke verursachen  Gesäß- und Kreuzschmerzen. Eventuell schmerzen auch andere Gelenke.

Die  Gelenkbeschwerden sind unabhängig davon, wie stark die Darmentzündung  ist. Bei allen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen kann es zu  Ernährungsstörungen und Mangelerscheinungen des Körpers kommen,  insbesondere bei der Whipple-Erkrankung.

Hier verlaufen die  Gelenkentzündungen sprunghaft von einem Gelenk zum anderen. Abhängig von der Ausprägung der Erkrankung ergeben sich noch viele andere  Beschwerden wie Durchfälle, Gewichtsverlust, Fieber, Schwellungen von Lymphknoten im Bauch und neurologische Krankheitszeichen.

Diagnose: Die Darmerkrankung wird anhand des Beschwerdebildes  und einer endoskopischen Darmuntersuchung mit Analyse von Gewebeproben  aus der Darmschleimhaut festgestellt. Zu den Untersuchungen bei  Gelenkentzündungen siehe Kapitel "Schmerzen im Gesäß/Kreuz: Diagnose".

Das Merkmal HLA-B27 ist oft im Blut positiv, wenn gleichzeitig eine  chronisch-entzündliche Darmerkrankung und eine ankylosierende  Spondylarthropathie/Bechterew-Krankheit auftreten. Zusätzlich finden  sich meistens weitere Entzündungszeichen im Blut.

Die Whipple-Erkrankung  geht entsprechend der erkrankten Organe mit zahlreichen Symptomen  einher. Die Diagnose beruht auf nachgewiesenen Genbestandteilen des  Erregers. Dazu dienen Gewebeproben aus dem Dünndarm, einem entzündeten  Gelenk oder miterkrankten Lymphknoten.

Ob im Bauchraum Lymphknoten  entzündet und vergrößert sind, ist in einer Computertomografie  erkennbar. Neurologische Symptome kann eine Magnetresonanztomografie des Gehirns klären helfen.

Therapie: Bei der Behandlung der zugrunde liegenden  Darmerkrankung bessern sich auch die Gelenkschmerzen. Medikamente wie Sulfasalazin/Mesalazin und Kortison in unterschiedlichen  Anwendungen stehen bei der Crohn-Erkrankung und der Cu an erster Stelle. Darüber hinaus kommen je nach Ausprägung der Krankheitsbilder auch stärker immununterdrückende Medikamente infrage.

Bei schweren Krankheitsverläufen  werden heute teilweise die neueren Biologicals eingesetzt.

Die Therapie der Whipple-Erkrankung zielt  auf den nachgewiesenen Erreger. Dabei setzt der Arzt über einen längeren  Zeitraum bestimmte Antibiotika, bei aufflammender Entzündungsreaktion unter der Ersttherapie auch kurzfristig Kortison ein.

Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen: Typische Symptome bei Morbus Crohn.

Was ist Morbus Crohn?

Die Krankheit Morbus Crohn betrifft meist den Darm, führt dort zu einer chronischen Entzündung. zum Artikel

 SPA-Sonderformen: Undifferenzierte und juvenile Spondylarthritis

Undifferenziert meint hier, dass sich  das Krankheitsbild erst einmal nicht genau einer bestimmten SPA-Form zuordnen lässt. Die juvenile oder jugendliche Variante der SPA betrifft vor allem Jungen von sieben bis 16 Jahren  beziehungsweise junge Erwachsene.

Symptome: Neben den Kreuzbein-Darmbeingelenken kann  sich auch ein Kniegelenk oder aber ein Finger mit allen zugehörigen  Gelenken entzünden (Daktylitis), oder aber die Achillessehne im  Fersenbereich. Entsprechend kommt es zu entzündlichen Kreuz- und  Gesäßschmerzen, einem geschwollenen, schmerzenden Knie beziehungsweise  Finger oder zu Fersenschmerzen.

Ein Teil der Betroffenen  entwickelt später möglicherweise eine Bechterew-Erkrankung  (beziehungsweise eine  ankylosierende Spondylarthropathie), eine  chronisch-entzündliche  Darmerkrankung oder eine Schuppenflechte.

Diagnose: Das Beschwerdebild, die Kranken- und  Familiengeschichte und der körperliche Untersuchungsbefund führen zur  Verdachtsdiagose. Mehr als die Hälfte der Betroffenen haben das  HLA-B27-Merkmal im Blut. Allerdings gilt das nicht als beweisend.

Der  Arzt orientiert sich bei der Diagnose an bestimmten europäischen  Diagnose-Kriterien (ESSG). Dazu gehört zum Beispiel, ob auch Verwandte ersten oder zweiten Grades an einer SPA erkrankt sind, ob der Betreffende vor  weniger als einem Monat einen bakteriellen Infekt hatte oder ob bei ihm  eine nachgewiesene chronisch-entzündliche Darmerkrankung vorliegt.

Therapie: Patienten mit der juvenilen Form werden vom  Kinderrheumatologen ärztlich betreut. Ansonsten, also bei mutmaßlicher  undifferenzierter SPA, wird sie behandelt wie diejenige Krankheitsform aus der axialen SPA-Gruppe mit der größten gemeinsamen Schnittmenge an  Krankheitszeichen.