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Mit Jod angereichertes Speisesalz ist der Hauptgrund dafür, dass es in Deutschland immer weniger Knoten in der Schilddrüse gibt. Jede vierte bis jeder dritte Deutsche ist heute noch von der Gewebeveränderung betroffen – deutlich weniger als in früheren Jahrzehnten. Und obwohl es auch noch andere Gründe für Schilddrüsenknoten gibt, ist der Jodmangel nach wie vor eine der häufigsten Ursachen.

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Schilddrüse: Was Sie wissen sollten

Bei einer Überfunktion oder Unterfunktion produziert die Schilddrüse zu viele oder zu wenige Schilddrüsenhormone. Hier finden Sie die wichtigsten Antworten zu dem Organ zum Artikel

Warum bleiben Schilddrüsen-Knoten oft unbemerkt?

Die Knoten können, müssen aber keine Beschwerden verursachen. „In der Mehrheit der Fälle merken die Betroffenen gar nichts von ihren Knoten, diese fallen eher zufällig bei Routine-Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse beim Hausarzt oder anderen Untersuchungen auf“, beschreibt Professorin Dr. Christine Spitzweg. Sie leitet das interdisziplinäre Schilddrüsenzentrum am LMU Klinikum München.

Genau so war es auch bei Joana Kern. Die 37-Jährige ist Ärztin in München und entdeckte ihren Knoten selbst: „Ich habe drei Jahre lang Schilddrüsen mit Ultraschall untersucht. Irgendwann habe ich den Schallkopf auf meine eigene Schilddrüse gehalten. Und da ist mir was aufgefallen. Dann bin ich zum Oberarzt gegangen, hab ihn gefragt, ob er auch mal untersuchen kann. ‚Ja, da ist was. Das sollte man abklären‘, war sein Rat.“ Je nach Größe und Lage können die Gewebeveränderungen aber auch für ein Druck- oder Engegefühl am Hals sorgen, Schluckbeschwerden oder Heiserkeit verursachen oder den Drang, sich ständig zu räuspern. Ist der Knoten aufgefallen, sollte eine genaue Untersuchung der Schilddrüse erfolgen.

Radiomarkierter Stoff: Wie funktioniert die Szintigraphie?

Walter Frank, 66, bekam die Diagnose auch eher durch Zufall, obwohl er schon länger unter körperlichen Problemen litt: „Ich hatte, als ich etwa zwanzig Jahre alt war, das große Glück, dass ein befreundeter Radiologe bei uns zu Besuch war. Ich erwähnte nur beiläufig, dass ich mit dem Herz Probleme habe.“ Arbeitet die Schilddrüse zu aktiv, kann dies unter anderem zu Herzrasen oder Herzstolpern führen. Franks Bekannter sah diese Verbindung.

Die Ärzte untersuchten bei Frank mit einer Szintigraphie die Schilddrüse. Bei dieser Untersuchungsmethode wird ein radioaktiv markierter – und dennoch ungefährlicher – Stoff verabreicht, den die Zellen der Schilddrüse wie Jodid aufnehmen. Je aktiver die Knoten sind, umso größere Mengen des radioaktiven Markers reichern sich an. Im Anschluss wird mit einer speziellen Kamera eine Aufnahme der Schilddrüse gemacht (siehe Grafik).

Was ist ein „heißer Knoten“, was ein „kalter Knoten“?

Mit der Szintigraphie lässt sich gut feststellen, ob die Knoten heiß oder kalt sind, also vermehrt aktiv oder wenig aktiv. „Ganz wichtig ist hier zu betonen, dass ein Schilddrüsen-Knoten nicht mit Bösartigkeit gleichzusetzen ist. Das betrifft tatsächlich nur wenige Knoten“, berichtet Spitzweg. Es handelt sich also nicht bei jedem Knoten um eine Krebserkrankung. Daher müsse auch nur selten operiert werden. Die Expertin betont: „Jeder Knoten muss nur ordentlich abgeklärt werden mittels Ultraschall, eventuell Szintigraphie und in seltenen Fällen einer Punktion. Das sollte an spezialisierten Zentren durchgeführt werden.“

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Wie werden heiße Knoten behandelt?

In der Vergangenheit wurden auch die heißen Knoten oft operativ entfernt, wie im Fall von Walter Frank: „Ich hatte mehrere heiße Knoten. Damit hat mein Bekannter auch die Herzprobleme erklärt. Dann hieß es: Das muss sofort operiert werden.“ Das war vor mehr als vierzig Jahren auch richtig.

Heute kommen Medikamente oder die Radiojodtherapie zum Einsatz. Hierbei nimmt man radioaktives Jod in Tablettenform ein, um die überaktiven Schilddrüsenzellen gezielt zu zerstören. Die gesunden Zellen bleiben erhalten, die Radioaktivität schadet dem restlichen Körper nicht. Und noch einen Vorteil gibt es: Die Knoten werden kleiner. „Wenn jemand heiße Knoten hat, sollten diese immer therapiert werden, auch wenn keine Beschwerden bestehen, und die Blutwerte noch im Normbereich liegen, also keine Schilddrüsen-Überfunktion vorliegt.

Tut man das nicht, ist das ein Fehler“, stellt Christine Spitzweg klar. Denn ist die Schilddrüse zu aktiv, kann es bei einer ungeplanten Aufnahme von Jod – zum Beispiel bei einer Untersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel aus irgendeinem anderen Grund – dazu kommen, dass die Hormone außer Kontrolle geraten. Und das kann gefährlich sein. Wurden heiße Knoten behandelt, sollten die Schilddrüsenwerte regelmäßig kontrolliert werden. Zunächst nach sechs Monaten und später im Abstand von ein bis zwei Jahren.

Wie werden kalte Knoten behandelt?

Hat man hingegen kalte Knoten, kann eine Ultraschalluntersuchung Hinweise darauf geben, ob die betreffende Stelle bösartiges Gewebe enthält. Eventuell ist es nötig, eine Gewebeprobe zu entnehmen. Danach wird entschieden, ob Schilddrüsenhormone gegeben werden müssen.

Verändern sich kalte Knoten, ist eine Operation angezeigt. Joana Kern berichtet: „Nach der Diagnose bin ich schwanger geworden. In der Schwangerschaft wurde der Knoten langsam größer. Da war dann klar: Der muss raus.“ Bei der Operation wird – wenn möglich – nur eine Seite der Schilddrüse entfernt. So möchte man sichergehen, dass alle Knoten vollständig erfasst werden, aber trotzdem möglichst viel Gewebe erhalten bleibt. Je mehr von der Schilddrüse übrig ist, desto weniger Hormone müssen nach der Operation eingenommen werden.

Warum sollten Blutwerte regelmäßig kontrolliert werden?

Egal ob operiert oder nicht, wichtig ist, nach der Diagnose die Schilddrüsenhormone im Blut regelmäßig zu kontrollieren. Je nach Werten muss das Hormon eingenommen werden. Vielen Menschen wird zwar zu Beginn die passende Dosis verschrieben. Wichtig ist aber, dass im Lauf der Jahre kontrolliert und die Dosis wenn nötig angepasst wird. So geschieht dies auch bei Joana Kern und Walter Frank.

Kern beschreibt: „Die Blutwerte werden regelmäßig kontrolliert und ich nehme täglich Thyroxin und Jod in Kombination. Ganz wichtig ist dabei, dass ich die Tabletten nüchtern einnehme, also vor dem Frühstück. Sonst werden sie nicht gut aufgenommen.“ Auch Walter Frank beschäftigt seine Schilddrüse noch: „Ein paar Jahre nach der OP kamen die Herzbeschwerden wieder. Aber jetzt bin ich mit dem L-Thyroxin gut eingestellt, gehe jedes Jahr zur Kontrolle. Wir haben sie im Griff.“


Quellen:

  • Ross D, Cooper D, Mulder J: Cystic thyroid nodules. UptoDate: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 26.09.2023)
  • USZürich: Schilddrüsenknoten. Online: https://www.usz.ch/... (Abgerufen am 26.09.2023)
  • Schwarz, Nicolas T.

    Allgemein- und Viszeralchirurgie essentials Intensivkurs zur Weiterbildung

    Georg Thieme Verlag, Stuttgart: 2017

    ISBN 978-3-13-244752-3

  • UPD Patientenberatung Deutschland gGmbH: Szintigrafie. Online: https://www.patientenberatung.de/... (Abgerufen am 26.09.2023)