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Im Normalfall ist der Urin klar, hell- bis goldgelb und hat einen neutralen Geruch. Weicht er davon ab, ist man nicht automatisch krank. Schuld daran sind oft auch Lebensmittel oder Medikamente. So kann zum Beispiel Rote Bete den Urin rot färben. Nach dem Essen von Spargel verströmt der Urin bei vielen Menschen einen charakteristischen Geruch. Beides ist völlig ungefährlich. Lässt sich eine Änderung der Farbe oder des Geruchs aber nicht durch Lebensmittel oder Medikamente erklären, sollte das ärztlich untersucht werden.

Von Neongelb über Grün und Blau bis hin zu Rot und Schwarz: Urin kann so ziemlich jede Farbe annehmen. Die Gründe dafür können
ganz unterschiedlich sein.

Eine rote Färbung etwa kann auf Blut im Urin hindeuten. „Schon kleine Mengen Blut färben den Urin merklich“, sagt Dr. Daniela Vierheller, Urologin in Oberursel. Das Farbspektrum reicht von Hell- über Dunkelrot bis hin zu Braunrot. Dann sollten unbedingt der Arzt oder die Ärztin abklären: Ist wirklich Blut im Urin oder kommt die Farbe anders zustande — etwa durch Lebens-
mittel oder Medikamente?

Brauner oder schwarzer Urin kann auf den roten Blutfarbstoff Hämoglobin im Harn hinweisen. Die Färbung kann zudem durch bestimmte Medikamente und in seltenen Fällen auch durch Erkrankungen wie Malaria oder schwarzen Hautkrebs verursacht sein.

Eine neongelbe oder grüne Färbung kann auftreten, wenn man B-Vitamine zu sich genommen hat. Sogar blau kann der Harn werden. Das liegt dann meist an Medikamenten oder Lebensmitteln.

Nicht nur die Farbe, auch der Geruch des Urins kann sehr unterschiedlich sein. Kaffee oder fermentierte und maishaltige Lebensmittel etwa verändern den Geruch des Urins. Es gibt aber auch Gerüche, die auf Probleme hindeuten. „Manchmal ist etwa ein Harnwegsinfekt auf den ‚ersten Riecher‘ zu erkennen“, sagt Vierheller. Ein klarer Hinweis darauf sei Ammoniakgeruch. Wittert man Lindenblüten oder Gummibärchen, ist wahrscheinlich ein bakterieller Infekt mit sogenannten Pseudomonaden die Ursache.

Fischiger Uringeruch kann ebenfalls durch einen bakteriellen Infekt entstehen — oder aber durch Enzymmangel. Wenn der Harn nach ranziger Butter riecht, liegt das oft an Lebensmitteln, etwa an Äpfeln, Melonen oder Käse. Wann sollte man in die Arztpraxis? Als Faustregel empfiehlt Urologin Vierheller: „Wenn der Urin über einen längeren Zeitraum anders riecht, sollte man das abklären lassen.“

Ist der Harn getrübt, hat das häufig eine krankhafte Ursache und sollte abgeklärt werden. Oft ist ein Infekt schuld: „Typischerweise trüben Leukozyten, also weiße Blutkörperchen, und Eiweiße den Urin“, sagt Vierheller. Auch Blut oder Harnsäurekristalle kommen infrage.

Wie viel Flüssigkeit man über den Urin ausscheidet, hängt davon ab, wie viel man trinkt und schwitzt. Normal sind etwa ein halber bis eineinhalb Liter Urin pro Tag. Wer weniger ausscheidet, trinkt womöglich nicht genug oder hat vielleicht Nierenprobleme. Wer dagegen mehr als zweieinhalb bis drei Liter Urin pro Tag produziert, trinkt vermutlich besonders viel. Hat man ständig Durst, könnte eine Erkrankung schuld sein.

Der pH-Wert des Urins (also wie sauer oder basisch er ist) schwankt oft stark. Werte von 4,5 bis 8,5 können auftreten. Der Wert hängt auch mit der Ernährung zusammen: Protein- und fettreiche Nahrung führt tendenziell zu saurem Urin, vegetarische und vegane hingegen zu basischem. Ist der Urin dauerhaft zu sauer oder zu basisch, kann das die Entstehung von Harnsteinen begünstigen.

Einige Urinwerte kann man mithilfe von Harnteststreifen selbst messen. Diese hält man in einen Becher, in den man zuvor hineingepinkelt hat. Dort reagiert der Urin mit dem Streifen und verfärbt ihn. Es können so verschiedene Werte abgelesen werden, etwa der pH-Wert, oder ob Nitrit, Eiweiß, Blutzellen oder Zucker vorhanden sind. Weiße Blutkörperchen können beispielsweise auf eine Entzündung hinweisen, Zucker auf Diabetes.

„Generell braucht man das nicht zu tun“, sagt Vierheller. Das geschehe bei der allgemeinen hausärztlichen Untersuchung. Und bei Patienten mit bestimmten Erkrankungen nach ärztlicher Absprache. „Dann kann etwa kontrolliert werden, ob vermehrt Eiweiß ausgeschieden wird.“


Quellen:

  • McIntire P, Kilic I, Wojcik E et al.: The color of urine: then and now, a comprehensive review of the literature with emphasis on intracytoplasmic pigments encountered in urinary cytology. Journal of the American Society of Cytopathology: https://www.sciencedirect.com/... (Abgerufen am 26.10.2023)
  • Kühlmann I: Urin – Eine Entdeckungsreise durch Niere, Blase und Co. Berlin 2020.

  • Vierheller D: Was der Uringeruch Ärzten und Patienten verrät. Online: https://www.springermedizin.de/... (Abgerufen am 26.10.2023)
  • Berry C: Oligurie. MSD Manual: https://www.msdmanuals.com/... (Abgerufen am 26.10.2023)
  • Maddukuri G: Polyurie. MSD Manual: https://www.msdmanuals.com/... (Abgerufen am 26.10.2023)
  • Bilobrov V, Chugaj A, Bessarabov V: Urine pH Variation Dynamics in Healthy Individuals and Stone Formers. Urolologia Internationalis: https://karger.com/... (Abgerufen am 26.10.2023)
  • Balhara N, Devi M, Balda A et al.: Urine; a new promising biological fluid to act as a non-invasive biomarker for different human diseases. Urine: https://www.sciencedirect.com/... (Abgerufen am 26.10.2023)