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Eigentlich will man ihn nur schnell loswerden – besonders wenn man schon ziemlich dringend "muss". Dabei steckt Urin voller Informationen. Denn mit ihm scheidet der Mensch Stoffwechselprodukte aus, deshalb sagt die Zusammensetzung des Harns eine Menge über den aktuellen Zustand unseres Körpers aus. Zum Beispiel darüber, ob die Nieren gut arbeiten, jemand Diabetes hat oder ein Baby erwartet.

Aber auch ohne Laboranalyse und Teststäbchen lässt der Urin Rückschlüsse auf die Gesundheit zu. Allein schon seine Farbe ist aussagekräftig. Sie verrät nicht nur, ob wir mehr trinken sollten. Sie kann auch auf schwerwiegende Krankheiten hinweisen und Medizinern bei der Diagnose helfen. Professor Christian Wülfing von der Deutschen Gesellschaft für Urologie hat die Apotheken Umschau bei diesem Artikel fachlich beraten.

Urin – was ist das?

  • Woraus besteht er? Die Nieren filtern unser Blut. Was unser Körper nicht braucht oder ihm schaden könnte, wird über den Urin ausgeschieden – 1,5 bis 2 Liter täglich. Harn besteht zu 95 Prozent aus Wasser. Der Rest setzt sich aus Harnstoff, Salzen, Hor­monen und Farbstoffen zusammen.
  • Warum ist er gelb? Das liegt am Gallenfarbstoff Bilirubin. Dieser ist wiederum ein Abbauprodukt des Blutfarbstoffs.
  • Wann "muss" ich? Die Blase eines Erwachsenen kann etwa einen Liter Urin aufnehmen. Der Harndrang setzt aber bereits ab circa 300 Millilitern ein.

Verdächtige Farbveränderung?

Eines vorweg: Weicht die Urinfarbe plötzlich von der normalen Färbung ab, muss nicht zwingend eine Krankheit dahinterstecken. Oft sind es nur Lebensmittel wie Karotten, Beeren, Rote Bete oder Getränke wie Rotwein, die kurzfristig die Farbe beeinflussen. Oder bestimmte Arzneimittel: So kann zum Beispiel Ami­triptylin, ein Anti­depressivum, den Urin grün färben. Eisen dagegen macht ihn rotbraun bis schwarz.

Interaktive Grafik zu möglichen Farben des Urins (hier symbolisch in Form eines Teststreifens dargestellt):

Bitte fahren Sie mit der Maustippen Sie über eine Farbe für weitere Informationen

Farblos:

Sie haben viel getrunken. Wenn Sie ständig ohne Grund starken Durst verspüren, sollten Sie sich auf Diabetes testen lassen.

Gelb/hellgelb:

Alles gut. So soll Urin aussehen.

Dunkelgelb/bernsteinfarben:

Auch kein Grund zur Sorge. Aber Sie sollten mehr trinken.

Sirup-/bierfarben:

Trinken Sie sofort Wasser! Die Farbe ist ein Zeichen für Dehydrierung oder eine Lebererkrankung. Sollte die Farbe bleiben, gehen Sie zumArzt.

Orange/braun:

Mehr trinken! Die Farbe kann auch auf ein Leber- oder Gallenleiden hindeuten. Suchen Sie den Arzt auf!

Rot/pink:

Können Sie Lebensmittel als Ursache ausschließen? Wenn ja, suchen Sie sofort einen Arzt auf. Die Färbung lässt auf Blut im Urin schließen.

Grün/blau:

Entweder haben Sie eine seltene genetische Krankheit oder bestimmte Medikamente genommen. Beides trifft nicht zu? Dann ab zum Arzt!

Schaumigmilchig:

Diese Trübung kann von falscher Ernährung herrühren oder ein Nierenproblem anzeigen. Hält sie an, sollte ein Arzt die Ursache abklären.

Schwarz:

Haben Sie Eisenpräparate oder andere Medikamente genommen? Wenn nicht, suchen Sie bitte dringend einen Arzt auf.

Zweites Kriterium Geruch

Neben der Farbe lässt auch der Geruch von Urin Rückschlüsse zu – mit Ausnahme des harmlosen Geruchs nach einem Spargel-Essen. Riecht der Harn nach Ammoniak und Hefe, kann das auf Nierenprobleme hindeuten. Riecht Urin fischig, liegt das möglicherweise an einer sonst oft symptomlosen Chlamydien-Infektion.

Sie sind sich unsicher, welche Ursache der veränderte Farbton hat? Trinken Sie zunächst etwas mehr Wasser. In der Regel nimmt die Färbung schnell wieder ab. Wenn nicht, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Bei Blut im Urin dürfen Sie mit einem Praxisbesuch auf keinen Fall zögern. Das ist immer ein Alarmsignal.

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