Coronavirus: So werden Infektionen entdeckt
Das neuartige Coronavirus breitet sich in Europa aus. Aus Italien sind über 300 Fälle bekannt. Italien ist damit das europäische Land mit den meisten erfassten Infektionen, auch in Österreich, Kroatien, Spanien und der Schweiz wurden neue Infektionen entdeckt. In Deutschland sind seit Dienstag zwei weitere Ansteckungen bekannt.
Unentdeckte Fälle in Deutschland?
Tatsächlich könnte SARS-CoV-2 weiter verbreitet sein, als bislang angenommen, sagte die Direktorin des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC), Andrea Ammon, der dpa: "Unsere Einschätzung ist, dass wir wahrscheinlich ähnliche Situationen in anderen Ländern in Europa sehen werden." Die hohe Zahl der Infektionen in Italien hänge auch damit zusammen, dass dort mehr überprüft wurde. "Die Wahrscheinlichkeit, Fälle aufzudecken hängt davon ab, wie viel man testet." Nach den ersten Verdachtsfällen wurden die Bewohner in den betroffenen Zonen "a tappeto", also beinahe flächendeckend, auf das Virus getestet - also auch Menschen, die keine Symptome der Lungenkrankheit Covid-19 zeigten.
In Deutschland hat das Robert-Koch-Institut auf die raschen Veränderungen der letzten Tage reagiert. Zum einen appelliert es an Ärzte, bei Patienten verstärkt auf mögliche Infektionen mit dem neuartigen Virus zu achten. Zu den Symptomen zählen etwa trockener Husten, Fieber und Atemnot, die jedoch auch bei anderen akuten Atemwegserkrankungen auftreten können. Patienten sollen deshalb auch nach Reisen, Covid-19-Risikogebiete in China oder Italien befragt werden. Außerdem weist das RKI darauf hin, dass die Ärzte gegebenenfalls Tests auf das Virus veranlassen sollen. Das gab das Institut am Montag, den 24. Februar bekannt.
Auf europäischer Ebene empfiehlt das ECDC nun Krankenhäuser Patienten mit milden oder schweren Atemwegsinfekten auf das neuartige Virus zu testen, wenn sie in den 14 Tagen vor der Erkrankung entweder ein Risikogebiet bereist haben, oder engen Kontakt zu einem Patienten mit bestätigter oder vermuteter Covid-19 Erkrankung hatten.
Weitere Überwachung mit Stichproben
In Deutschland erfolgt eine weitere Überwachung mit Stichproben. Die Arbeitsgemeinschaft Influenza am RKI nutzt das sogenannte Sentinelsystem bislang vor allem zur Überwachung von Grippeviren. Dafür werden bundesweit Patienten mit akuten Atemwegserkrankungen auf Influenza- und Erkältungsviren getestet. Etwa 100 Arztpraxen senden regelmäßig Rachenabstriche von Patienten mit Grippesymptomen ein.
Wie das RKI ebenfalls am Dienstag bekannt gab, sollen die Stichproben nun auch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 berücksichtigen. "Die erfolgte Integration von SARS-CoV-2 dient einer besseren Einschätzung der epidemiologischen Lage", sagt die Sprecherin des RKI, Susanne Glasmacher. Die Ergebnisse der Analysen werden in der Regel eine Woche später auf der Seite des Instituts publiziert. Die Publikation eventueller neuentdeckter Infektionen mit SARS-CoV-2 dort ist ebenfalls geplant.