Durch Kosmetik gereizte Haut? Tipps!

Empfindliche Haut: Bei vielen Problemen können Betroffene selbst zur Linderung beitragen. Experten raten beispielsweise von häufigem und heißem Duschen ab
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Kaum ein Tag in Sabine Faklers Apotheke, an dem nicht wenigstens ein Kunde wegen seiner geröteten, juckenden oder schuppenden Haut um Rat fragt. Früher kam das seltener vor, berichtet die Pharmazeutin aus dem brandenburgischen Brieskow-Finkenheerd. "Hautprobleme sind heute weiter verbreitet." Das bestätigt auch Professor Johannes Ring, Dermatologe aus München: "Empfindliche Haut hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen."
Hautbeschwerden wegen Schmuck und Kosmetik
Häufig werden die Probleme durch Kontaktallergene ausgelöst, auf die sensibilisierte Haut an der entsprechenden Stelle mit Rötungen, Bläschen und teils heftigem Juckreiz reagiert. Angeführt wird die "Allergen-Hitliste" von Nickel, das etwa in Modeschmuck oder in Knöpfen steckt. An zweiter Stelle folgen kosmetische Substanzen wie die Duftstoffe Benzylalkohol, Eugenol oder Citral sowie Konservierungsmittel. 15 Prozent der Deutschen sind betroffen.
"Ein lästiges, aber gut zu umgehendes Problem", findet Apothekerin Fakler - sofern man die individuellen Auslöser zweifelsfrei kennt. Das setzt eine sachgerechte Diagnostik beim Arzt voraus, zum Beispiel einen sogenannten Epikutantest. Dabei werden kleine Pflästerchen mit Allergenen auf dem Rücken aufgebracht. Je nach Hautreaktion ergeben sich daraus wichtige Hinweise, was der Patient nicht verträgt.
Diese Stoffe werden anschließend in einem Allergiepass gelistet – der unter anderem die Suche nach geeigneter Kosmetik erleichtert. Apotheker können über eine Datenbank die Bestandteile aller verfügbaren Hautpflegeprodukte genau prüfen und Präparate ohne die jeweiligen Problemstoffe anbieten. Das schützt Patienten vor unerfreulichen Überraschungen.
Neben Kontaktallergien kann auch Sonnenlicht entzündliche Prozesse in der Haut begünstigen – lange bevor ein Sonnenbrand entstanden ist. Dazu kommen laut Mediziner Ring Reizungen durch Schadstoffe, Lösungs- und Reinigungsmittel. Auch die Nerven stünden mit Hautproblemen in Verbindung, das sei mittlerweile unumstritten.
"Die Forschung auf dem Gebiet der Psychoneuro-Allergologie ist ungeheuer aufregend. Mittlerweile belegen viele Studien, wie bedeutsam der Einfluss des Nervensystems auf Entzündungen ist", so der Experte.
Die richtige Behandlung
Schlägt unsere Hülle Alarm, fragen viele Betroffene in der Apotheke nach rezeptfreien Präparaten, zum Beispiel Salben mit hautberuhigenden Stoffen wie Panthenol. Vor allem Mittel mit Kortison unterbinden entzündliche Prozesse in der Regel schnell – unabhängig von der Ursache. Ein Nachteil: Patienten sollten damit ihre Haut nicht großflächig behandeln.
Ist die Tube leer und die Beschwerden bestehen dennoch weiter, kann der Arzt helfen. Dermatologen können in einer großen Bandbreite verschreibungspflichtiger Kortisonpräparate die Lösung finden, die ohne große Nebenwirkungen bestmöglich hilft.
Einen wichtigen Beitrag zur Hautgesundheit kann aber jeder selbst leisten – schon bevor es zu Reaktionen kommt. "Wer etwa zu oft und zu lange heiß duscht, kann empfindliche Haut bekommen", sagt Ring. Denn dadurch würden hauteigene Lipide herausgewaschen.
Pflege ohne Schaum
Im Idealfall garantieren diese Lipide im Zusammenspiel mit anderen körpereigenen Stoffen eine intakte Barriereschicht, die weder Schadstoffe noch Allergene in die Haut lässt. Vor allem sogenannte waschaktive Substanzen, die in vielen Shampoos und Duschgelen enthalten sind, können diese Barriere schwächen. Je stärker sie beschädigt ist, desto sensibler reagiert die Haut.
Verzichtet man auf schäumende Pflegeprodukte und verwendet stattdessen nur punktuell – zum Beispiel unter den Achseln – feste Seife, sinkt der Stresslevel für die Haut deutlich. Beim Haarewaschen hilft es, das Shampoo kopfüber auszuwaschen. So läuft der Schaum nicht den Körper hinab und kann die Haut nicht reizen.
Weiterer Tipp: Zu Trockenheit neigende Haut nicht trocken rubbeln, denn das wirkt wie ein grobes Peeling. Stattdessen behutsam trocken tupfen und sofort eincremen.
Auch im Kleiderschrank lassen sich Problemquellen ausschließen: "Mechanischer Stress, etwa durch Wolle, ist Gift für empfindliche Haut", sagt Dermatologe Ring. Seide sei in Ordnung, Baumwolle noch besser. Außerdem: Auf duftende Weichspüler verzichten, das senkt das Risiko für allergische Reaktionen.
Man muss nicht verzichten
Für den Aufbau einer gesunden Hautbarriere empfiehlt Apothekerin Sabine Fakler Kosmetika, die nur wenige, dafür aber sinnvolle Inhaltsstoffe enthalten – zum Beispiel Feuchtigkeit speichernde Substanzen wie Glycerin oder Harnstoff (Urea) sowie hochwertige Fette, die unsere Haut gut verarbeiten kann. Zusammen mit Sonnenschutzmitteln und sanften Reinigungsprodukten können solche Cremes helfen, sensible Haut zu stärken.
Auf keinen Fall sollte man aus Furcht vor Reaktionen komplett auf Kosmetika verzichten, betont Fakler. "Man kann mit der richtigen Pflege viel erreichen. Und es gibt heute sehr gute Produkte, die sowohl von Allergikern als auch Neurodermitikern gut vertragen werden."
Welche Produkte individuell am besten helfen, könne man in einem Halbseitenversuch heraus finden, sagt Ring. "Tragen Sie zum Beispiel auf der einen Seite Ihres Gesichts eine etwas fettigere Lipolotion auf. Die andere Seite cremen Sie mit einer leichteren Hydrolotion ein. Sie werden schnell sehen, was Ihnen besser bekommt."