Gesunde Ernährung: Der Zahn isst mit

Über eine ordentliche Mahlzeit mit viel frischem Gemüse und wenig Zucker freuen sich auch die Zähne am meisten
© istock/imagephotography
Zähne sind eigentlich hart im Nehmen. Sie bleiben einem ein Leben lang erhalten – vorausgesetzt man kümmert sich gut um sie. Zu den wichtigsten Dingen, die jeder Einzelne für die Gesundheit im Mund tun kann, zählt – neben dem Zähneputzen, Zahnarztbesuchen und Fluorid – auch das, was wir täglich an Essen zu uns nehmen. "Dass die Ernährung eine wichtige Rolle bei Zahnerkrankungen spielt, ist lange bekannt", sagt Professor Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK).
Der größte Feind der Zähne
Doch was bedeutet das eigentlich – eine "zahngesunde Ernährung"? Die Grundregeln, sagt Falk Schwendicke, Professor am Charité Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Berlin, kenne eigentlich jeder: "Dass Karies auch mit zu viel Zucker zusammenhängt, wissen die Meisten."
Tatsächlich profitieren bestimmte Bakterien, die auf den Zähnen vorkommen, von einem Überangebot an Zucker. Sie vermehren sich und verstoffwechseln ihn zu Säuren. "Durch die Säure entkalken zu guter Letzt auch die Zähne - vereinfacht gesagt", sagt Schwendicke. Auch bei einer Parodontitis, einer Erkrankung des Zahnhalteapparates, wachsen bestimmte Bakterien durch den Zucker besonders schnell. Das kann die Erkrankung fördern.
Das Bittere am Zucker ist, dass weder Kinder noch Erwachsene gerne auf ihn verzichten. Dass er so billig ist, macht es nicht einfacher. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen. Demnach liegt der Zuckerkonsum in Europa bei etwa 37 Kilogramm pro Kopf und Jahr – und damit weit über dem, was Mediziner und die Weltgesundheitsorganisation WHO empfehlen.
Der Teufel steckt im Kleingedruckten
Dass wir uns seit etwa zwei Jahrzehnten konstant süß ernähren, dafür sorgt auch die Lebensmittelindustrie. "Zucker ist ein Geschmacksverstärker. Und er erhöht die Haltbarkeit - deshalb ist er in so vielen industriellen Lebensmitteln enthalten", sagt der Berliner Zahnmediziner Schwendicke. Selbst bei herzhaften Produkten – Tiefkühlkost, Chips oder Salatsaucen - versteckt sich der Zucker im Kleingedruckten der Inhaltsstoffe. Darauf täglich zu achten erfordert Konsequenz. Und manchmal beinahe eine Lupe.
Zahnärzte fordern deshalb schon länger, dass Lebensmittelhersteller den Zuckergehalt von Fertigprodukten besser kenntlich machen. Nicht nur bei Nahrungsmitteln für Kinder sollte der Zuckergehalt reduziert werden. Auch Abgaben auf Limonaden und andere stark gezuckerte Getränke könnten ein Schritt sein um den Verbrauch zu senken.
Tipps für Zahngesunde Ernährung
Ein "kritischer Blick auf die Industrienahrung" lohne sich nicht nur aus Sorge um die Zähne, betont BZÄK-Präsident Prof. Oesterreich. "Sie ist oft überzuckert, klebrig, und arm an Ballast-,Vitamin- und Mineralstoffen."
Zahnärzte sind deshalb nicht die einzigen Mediziner, die ein Umdenken beim Thema Essen fordern: "Auch wenn man Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen vorbeugen will, kommt man an dem Thema Ernährung nicht vorbei", sagt etwa Prof. Dr. Schwendicke. Gesund beginnt also ganz sprichwörtlich – im Mund.
Was bringen Zahnputz-Kaugummis oder Bonbons?
Als unterstützende Maßnahme für die Zahnpflege sind Kaugummis geeignet, sagen Zahnmediziner. Zum einen können auch hier beim Kauen wenigstens die Kauflächen etwas gereinigt werden. Außerdem regt das Kauen den Speichelfluss an – das wiederum hilft der Remineralisierung. Ein Ersatz fürs Zähneputzen sind Kaugummis jedoch nicht: Den Bakterienrasen auf den Zähnen kann die Kaumasse nicht entfernen.
Nicht empfehlenswert ist der Kaugummi für Menschen, die nachts oder tagsüber mit den Zähnen knirschen. Bei Betroffenen werden die ohnehin schon verspannten Kiefermuskeln durch das Kaugummikauen zusätzlich belastet.
Sollte man Zuckeraustauschstoffe verwenden?
Kariesfördernde Bakterien lieben eigentlich alle Haushaltszucker – egal ob sie Glucose, Maltose, Fructose oder Saccharose heißen. Anders ist es bei längerkettigen Zuckern oder Zuckerersatzstoffen wie Sorbit und Xylit, oder auch Erythrit. Diese Zuckeraustauschstoffe können von den Bakterien nicht verstoffwechselt werden.
Insbesondere Xylit oder Birkenzucker wird deshalb auch für sogenannte zahnfreundliche Bonbons oder Kaugummis verwendet. Einige Studien konnten deshalb auch Hinweise liefern, dass Xylit kariespäventiv wirkt. Allerdings sind diese Studien nur auf einem wissenschaftlich schwachen Niveau. Für die Annahme, dass Xylitol Karies heilen könnte, gibt es dagegen keine Belege.