Bye-bye, Hitzewallungen? Erstes Mittel gegen Wechseljahrsbeschwerden ohne Hormone

Die US-amerikanische Food an Drug Administration (FDA) zeigte den „Daumen hoch“ schon im Juni vergangenen Jahres – seit Februar 2024 ist Fezolinetant auch in deutschen Apotheken zu haben, natürlich verschreibungspflichtig. Es lindert Hitzewallungen in den Wechseljahren ohne Hormone.

Fenster aufreißen, Luft zufächeln, glänzende Stirn, Schweißperlen über der Oberlippe – manchmal ist es entwürdigend, eine alternde Frau zu sein. Hitzewallungen sind für viele Menschen das zentrale Symptom, das beim Stichwort Menopause einfällt. Und in der Tat auch eine der unangenehmsten Begleiterscheinungen. Seit kurzem gibt es eine hormonfreie Lösung.

Wie funktioniert Fezolinetant?

Fezolinetant setzt im Gehirn an. Dort nämlich, im Hypothalamus, regeln Östrogene und sogenannte Neurotransmitter in einem ausgeklügelten Mechanismus das menschliche Temperaturempfinden – normalerweise. Der stetige Abfall von Östrogen im weiblichen Körper führt dazu, dass falsche Signale durchs Gehirn geschickt werden. So kommt es zu jener anfallsweisen Wärmeabgabe über die Haut, die man Hitzewallung nennt. Fezolinetant blockiert die Rezeptoren des Neurokinin B, ist also ein Gegenspieler dieses Neurotransmitters. Neurokinin B kann nicht mehr andocken, die Wärmeregulation normalisiert sich wieder.

Wie gut wirkt Fezolinetant?

Die Evidenz der Zulassungsstudien sei gut, heißt es. Etwa 700 Probandinnen erlebten vor der Behandlung mit Fezolinetant durchschnittlich sieben Hitzewallungen am Tag. Ihre Attacken reduzierten sich nach vier Wochen Einnahme um bis zu 55 Prozent. Drei Monate nach Anwendungsstart verbesserte sich dieser Wert nochmal um etwa 10 Prozent. Zudem freuten sich die Studienteilnehmerinnen wohl über einen besseren Schlaf.

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Was sagen Expertinnen und Experten zu Fezolinetant?

Die meisten Expertinnen und Experten bewerten den neuen Wirkstoff Fezolinetant positiv: Die Präsidentin der deutschen Menopausen-Gesellschaft, Dr. Katrin Schaudig, sagte dazu im Podcast „Hormongesteuert“ vom MDR: „Ich finde, das ist eine sehr spannende Substanz, man hat wirklich viel daran getüftelt. Sie setzt direkt im Hypothalamus an, wo Hitzewallungen ausgelöst werden. Die Studien zeigen eine erstaunliche Wirksamkeit.“ Dennoch müsse man klar sagen, so Schaudig, dass Fezolinetant – anders als ein Östrogen – nicht auf sämtliche Wechseljahrsbeschwerden einwirke.

Auch Isabella Brandl, niedergelassene Gynäkologin in München, hält das Medikament „für eine wichtige Alternative, gerade für Frauen, die eine Kontraindikation für Hormone-, oder aber Angst vor einer Hormoneinnahme haben.“ Allerdings gebe es in ihrer Praxis noch keine gesteigerte Nachfrage durch Patientinnen. Wie Brandl begrüßt auch Katrin Schaudig, dass es nun ein weiteres Präparat gegen Wechseljahrsbeschwerden gebe. „Je mehr wir im Angebot haben, desto individueller können wir die Frauen beraten.“ Schaudig erwähnte ein weiteres hormonfreies Präparat, Elinzanetant, was mittelfristig auf den Markt kommen werde und auch Schlafstörungen lindern soll.

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Welche Alternativen gibt es zu Fezolinetant?

Hitzewallungen können in einigen Fällen auch mit pflanzlichen Mitteln (Phytotherapeutika) auf Basis von Traubensilberkerze, Mönchspfeffer oder Rotklee gelindert werden. Auch zeigt die Verhaltenstherapie einen guten Effekt auf die vasomotorischen Störungen. Jedoch wirken diese Verfahren nicht zuverlässig bei allen Frauen, die pflanzlichen Mittel sind wissenschaftlich nicht gut genug untersucht.

Gibt es Gegenanzeigen bei Fezolinetant?

Die Nebenwirkungsraten von Fezolinetant sind offenbar niedrig. Bei etwa fünf Prozent der Probandinnen sind Kopfschmerzen aufgetreten, wenige hatten erhöhte Leberwerte. Frauen mit Lebererkrankungen wird von der Einnahme des Wirkstoffes zunächst abgeraten. In jedem Fall sollten Betroffene ihre Ärztin beziehungsweise ihren Arzt fragen und die Leberwerte gerade zu Beginn der Therapie regelmäßig kontrollieren.

Was zu erforschen sein wird

Nicht erforscht ist, ob Fezolinetant auch bei Frauen wirksam ist, die noch am Anfang der Menopause stehen und ihre Regelblutung haben. Das Mittel wurde bislang nur an Frauen getestet, bei denen die Periode bereits ausgeblieben war.

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