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Prof. Dr. med. Bernhard Zwißler ist Direktor der Klinik für Anaesthesiologie am LMU Klinikum München. Er berichtet:

„Im Rahmen der Narkoseeinleitung kam früher häufig das muskelentspannende Medikament Succinylcholin zum Einsatz. Neben dem entspannenden Effekt führt das Relaxans aus der Curare-Gruppe direkt nach der Injektion zu leichten Muskelzuckungen.

Mein Patient hatte jedoch einen damals neuen sogenannten Rate-responsive Pacemaker. Dieser Herzschrittmacher kann die Frequenz bei Anstrengung steigern. Sensoren messen zu diesem Zweck die Bewegungen in der Muskulatur. Als frischgebackener Facharzt hatte ich es wie das übrige Team versäumt, mich vorab über dieses Modell zu informieren.

Immer prüfen, worauf ein Herzschrittmacher reagiert

Bei der Narkoseeinleitung gab ich also Succinylcholin und das typische Muskelzittern triggerte den Herzschrittmacher. Die Herzfrequenz stieg stark und ich dachte, die Narkose sei zu flach. Deshalb gab ich Medikamente nach, was im Nachhinein völlig überflüssig war. Denn nach dem Muskelzittern hört das Phänomen von selbst wieder auf.

Der Patient trug zum Glück keinen Schaden davon. Ich habe mich im Nachhinein aber geärgert, dass ich mich nicht mit dem Modell beschäftigt hatte. Seitdem ist mein Appell, immer zu prüfen, worauf der jeweilige Herzschrittmacher reagiert – und sich generell über besondere Nebenwirkungen bei spezifischen Patienten zu informieren.

Bis heute spreche ich im OP Mitarbeitende auf dieses mögliche Problem an, um ihre Sensibilität zu schärfen. Denn das mangelnde Bewusstsein für die Kontraindikation war bei diesem Fehler der Knackpunkt.“