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Professorin Nicole Rotter beschreibt die Nase gerne plakativ: „Sie ist ein bisschen aufgebaut wie ein Zelt: die Nasenscheidewand in der Mitte und seitlich die Nasenwände.“ Professorin Nicole Rotter zeichnet mit ihrer Erklärung ein klares Bild. Sie kennt sich aus mit dem Thema Septumplastik, wie die Korrektur der Nasenscheidewand auch genannt wird. Sie ist Direktorin der Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Kopf- und Halschirurgie an der Universitätsmedizin Mannheim.

Wie kommt es zu einer Verkrümmung der Nasenscheidewand?

Um beim Vergleich der Nase mit einem Zelt zu bleiben: die Nasenscheidewand ist in diesem Falle die Zeltstange, die eigentlich gerade in der Mitte stehen sollte. Das tut sie aber nicht bei jedem. Teilweise kann sich das schon im Mutterleib ergeben, wenn das Baby so ungünstig liegt, dass Druck auf die Nase ausgeübt wird und die Wand in der Mitte dann nicht ganz gerade wachsen kann. Ist die Zeltstange schief, fallen auch die Seitenwände des Zeltes (und der Nase) ein wenig zusammen, so dass weniger Platz – zum Beispiel für Luft – im Zeltinnenraum bleibt.

Eine Verkrümmung der Nasenscheidewand kann zu einer Behinderung der Atmung führen.

Eine Verkrümmung der Nasenscheidewand kann zu einer Behinderung der Atmung führen.

Welche Beeinträchtigungen ergeben sich durch eine verkrümmte Nasenscheidewand?

Für viele Menschen mit verkrümmter Scheidewand ist das Hauptproblem dass sie eine Behinderung bei der Nasenatmung spüren. Nicht immer wird das unbedingt von den Betroffenen selbst bemerkt. Partnerin oder Partner fällt es dafür meistens um so mehr auf, denn eine krumme Nasenscheidewand und schlechte Luftzirkulation sind dann oft der Grund für nächtliches Schnarchen. Aber auch Riechstörungen, immer widerkehrendes Nasenbluten oder vermehrte Infekte können Folgen einer Septumdeviation – so das Fachwort für die Verkrümmung der Nasenscheidewand – sein. All das ist natürlich störend und sorgt für eine Einschränkung der Lebensqualität.

Wie kann eine verkrümmte Nasenscheidewand behandelt werden?

Bemerkt man Probleme bei sich, steht ein Gang in die Hals-Nasen-Ohren-Praxis an. Hier werden dann Nasenscheidewand und die Nasenmuscheln mit einer kleinen Kamera von außen beurteilt: Ist die Wand schief, die Muscheln übermäßig groß, die Schleimhaut sehr dick, so dass die Luft kaum Platz hat? Dann gibt es verschiedene Optionen für die Therapie.

„Bei uns wird standardmäßig immer eine sogenannte Nasenpflege empfohlen und durchgeführt. Das heißt, es wird mit Kochsalzspülungen und Nasensalbe behandelt“, erklärt Rotter. Dies ist die sogenannte „konservative“ Therapie, also ohne Operation. Weil alle Strukturen in der Nase von Schleimhaut bedeckt sind und diese auch sehr stark reagiert – sei es durch Allergie oder durch zu häufigen Gebrauch von abschwellendem Nasenspray – muss man sie auf jeden Fall mitbehandeln. „Wir beraten die Patienten immer dahingehend, dass man erst einmal einen Therapieversuch mit der Nasenpflege für ein paar Monate machen kann. Nur eine operative Korrektur reicht nicht aus – beide Aspekte sind wichtig!“ betont die Expertin. Auch Nasenspray mit Kortison kann bei dieser Therapie eingesetzt werden.

Was passiert bei der Operation einer verkrümmten Nasenscheidewand, der Septumplastik?

Ändert sich nichts an den Beschwerden, kann eine weitere Option die Operation sein. Dr. Achim Beule, stellvertretender Direktor der HNO-Klinik am Universitätsklinikum Münster hat eine klare Meinung hierzu: „Die Septumplastik ist ein häufiger Eingriff, und man muss sagen, die Indikation wird nicht streng genug gestellt.“ Wie häufig genau, lässt sich aber nicht sagen. Es gibt keine verlässlichen Zahlen dazu, wie viele Menschen in Deutschland sich jährlich die Nase – aus nicht ästhetischen Gründen – operieren lassen.

Entscheidet man sich dafür, erfolgt der Eingriff für gewöhnlich in Vollnarkose und mit Schnitten in der Nase selbst, so dass von außen keine Narben sichtbar sind. Dann wird die Schleimhaut vorsichtig vom Knochen- und Knorpelgerüst der inneren Nasen abgelöst. Die schiefen Anteile werden begradigt oder entfernt und die Schleimhaut darüber wieder verschlossen. Wenn nötig, lassen sich auch besonders große Nasenmuscheln verkleinern, die Verbindungen zu den Nasennebenhöhlen vergrößern oder die Nase insgesamt begradigen.

Zum Ende werden stabilisierende Plastikröhrchen in beide Nasenlöcher eingelegt, die wenige Tagen nach der Operation wieder entfernt werden. Danach braucht die Nase erstmal Zeit um zu heilen. Die Schleimhäute sind oft stark geschwollen, so dass erst nach einigen Wochen klar ist, ob sich die Nasenatmung wirklich verbessert hat. Aus Erfahrung weiß Nicole Rotter: „Spätesten nach drei Monaten sollte es besser sein.“

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Wer profitiert von der Septumplastik?

„Wenn jemand sich fragt: Werde ich von der Operation profitieren? Können wir das zur Zeit gar nicht so eindeutig beantworten“, räumt Expertin Rotter ein. „Wenn ich sehe, dass eine Seite der Nase komplett verlegt ist, Septumquerstand zum Beispiel, ist das eine klare Sache. Viele Befunde sind aber in einem Graubereich zwischen leichter und hochgradiger Verkrümmung der Scheidewand.“ Anders als bei viele anderen Eingriffen, gibt es bei der Nasenscheidewand keine Skala, mit der ein Operations-Erfolg vorher absehbar ist.

Zudem hat ein Eingriff auch immer mögliche Nebenwirkungen. Bei der Korrektur der Nasenscheidewand kann es zum Beispiel zu Nachblutungen oder Infektionen kommen, die eine Antibiotikatherapie oder sogar eine erneute OP nötig machen.

Wie wird die Operation der Nasenscheidewand beurteilt?

Eine neue Studie aus Großbritannien hat untersucht, ob man mithilfe eines Scores, also eines Punktesystems, besser einschätzen kann, wer von der Operation der Nasensscheidewand profitiert und wie sehr sich der Eingriff dann wirklich lohnt. In der Untersuchung bewerteten die Betroffenen insgesamt 22 verschiedene Symptome und ob sich diese nach einer Operation verbessert hatten. Das Ergebnis: je schwerer die Beschwerden zu Beginn der Therapie waren, desto eher profitierten die Menschen von einer Operation. Auch die Lebensqualität und der objektiv gemessene Atemfluss in der Nase verbesserten sich durch den Eingriff.

Achim Beule beurteilt die Ergebnisse als positiv: „Es wird eine klare Überlegenheit der OP gezeigt. Das ist wertvoll, da der Medizinische Dienst der Krankenkassen schon versucht hat, die Symptomatik der Septumdeviation in den Bereich der Befindlichkeitsstörungen zu klassifizieren, also außerhalb des Bereichs der Krankheiten zu rücken.“ Beule betont aber auch: „Die Studie zeigt: Setze ich die Diagnostik vorher ein, steigere ich die Wahrscheinlichkeit, dass die Operation einen Nutzen bringt. Durch eine geeignete Diagnostik könnten wir einigen Menschen andere Therapien anbieten und so die Zahl der unnötigen Operationen reduzieren.“

Auch Expertin Rotter ist von den Ergebnissen angetan: „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir den Score künftig in unsere klinische Routine übernehmen, wenn sich dieser Ansatz in weiteren Studien bewährt hat.“