Wadenkrämpfe – Ursachen: Mineralstoffmangel, Stoffwechselprobleme, Hormonstörungen

Ausreichend trinken beim Sport: Mineralwasser hält den Flüssigkeits- und Salzhaushalt stabil und schützt damit auch vor Wadenkrämpfen
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Wie Störungen im Mineralstoffhaushalt (Elektrolythaushalt) Wadenkrämpfe auslösen
Salze, also Mineralstoffe wie Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium, spielen für die Muskelaktivitäten eine entscheidende Rolle. Sie sind zu einem großen Teil im Körperwasser als sogenannte Elektrolyte gelöst. Als elektrisch geladene Ionen leiten sie Nervensignale an die Muskelzellen weiter, damit diese sich nach Bedarf verkürzen oder in die Länge dehnen.
Unser Körper besteht zu mehr als zwei Drittel aus Wasser, das sich in den Körperzellen, den Räumen dazwischen und im Blutkreislauf befindet. In einem jeweils feinst abgestimmten Verhältnis enthält es neben Salzen noch weitere lebenswichtige Stoffe wie Eiweiße. Das Wasser nimmt der Körper in erster Linie über den Verdauungstrakt auf und scheidet es größtenteils über die Nieren wieder aus. Ein Teil verdunstet über die Haut und die Atmung.
Aufnahme und Ausscheidung sollten möglichst ausgeglichen sein. Wenn wir zu wenig trinken oder heftig schwitzen, verliert der Körper mit der Flüssigkeit auch Salze. Können wir den Verlust nicht rasch ersetzen, entstehen Ungleichgewichte im Elektrolythaushalt und damit Mangelzustände. Darunter leiden zum Beispiel die Muskeln.
Infektionen, die mit hohem Fieber einhergehen, Darminfektionen oder die Folgen starker Hitzeeinwirkung bringen den Salz-Wasser-Haushalt mitunter akut in Gefahr. Das kann auch passieren, wenn jemand unkontrolliert wasserausscheidende Medikamente (Diuretika) einnimmt.
Nierenfunktionsstörungen sowie Erkrankungen, die den Stoffwechsel und dafür maßgebliche Hormone beeinflussen, wie Diabetes oder Schilddrüsenstörungen (siehe unten), können die Elektrolytkonzentrationen bedrohlich verschieben.
Magnesiummangel als wichtige Ursache von Wadenkrämpfen
Magnesium hat, wie auch Kalzium, einen besonderen Einfluss auf die Aktivitäten zwischen Nervenzellen und Muskel. Hat der Körper zu wenig davon, fehlt den Nervenreizen teilweise die nötige dämpfende Steuerung. Die Folge sind unkontrollierte Impulse, die Muskeln verkrampfen sich. Ein krankhafter Magnesiummangel (Hypomagnesiämie) kann bei seltenen erblich bedingten Magnesiumverlusterkrankungen auftreten. Zu den Hauptursachen zählt aber eine unausgewogene Nährstoffbilanz, etwa infolge von Alkoholsucht, künstlicher Ernährung, Essstörungen oder durch Missbrauch von Abführmitteln.
In der Schwangerschaft ist der Magnesiumbedarf erhöht. Dadurch kann es zu Mangelerscheinungen kommen.
Zu den Medikamenten, die den Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt beeinflussen und damit unter anderem zu einem Magnesiummangel führen können, gehören neben wasserausscheidenden Mitteln (Diuretika) bestimmte die Immunabwehr unterdrückende Medikamente. Entsprechende Nebenwirkungen haben möglicherweise auch Chemotherapeutika und eine Gruppe von Antibiotika, die Aminoglykoside.
Auch bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung sowie im Rahmen eines Diabetes mellitus (siehe auch unten) nimmt bisweilen die Magnesiumkonzentration ab. Das ist auch der Fall bei einer Reihe von Darmerkrankungen, die mit einer sogenannten Malabsorption, einer gestörten Aufnahme von Nahrungsstoffen einhergehen. Sie tritt etwa bei chronischen Entzündungen der Bauchspeicheldrüse auf, bei Morbus Crohn, Zöliakie, Morbus Whipple, Lymphomen (Lymphknotenvergrößerungen) im Darmbereich und anderen Störungen.
Mit einer Hypomagnesiämie geht häufig auch ein Kalzium- und/oder Kaliummangel einher.
Symptome: Kribbeln, Taubheitsgefühle in den Gliedern, Wadenkrämpfe, Muskelzuckungen, innere Unruhe, Gereiztheit, depressive Verstimmung, Schwächegefühl, Schwindel, Herzjagen, Bauchkrämpfe. Bei schwerem Krankheitsverlauf sind Krampfanfälle möglich.
Diagnose und Therapie: Durch bestimmte Umstände hervorgerufene, vorübergehende Störungen im Elektrolythaushalt lassen sich durch vermehrtes Trinken und eine ausgewogene Ernährung wieder ausgleichen. Bei Durchfallerkrankungen helfen Elektrolytlösungen, den Verlust an Salzen zu normalisieren.
Falls angezeigt, geben Blut- und Urinuntersuchungen dem Arzt Aufschluss über eine Mineralstoffmangelsituation wie eine Hypomagnesiämie oder eine Hypokalziämie. Je nach Beschwerdebild sind eventuell weitere Untersuchungen nötig, um die eigentliche Ursache festzustellen.
Das fehlende Magnesium wird dann mit entsprechenden Präparaten ergänzt. Liegt dem Mangelzustand eine spezielle Erkrankung zugrunde, behandelt der Arzt hier gezielt die auslösenden Faktoren.
Wadenkrämpfe bei Nierenschwäche, Nierenversagen
Über den Urin scheiden die Nieren eine Reihe von Stoffwechselprodukten aus. Sie regeln den Wasser-Salzhaushalt (siehe oben), den Säure-Basenhaushalt, den Blutdruck und bilden bestimmte Hormone. Bei einer Nierenschwäche können die Nieren ihrer Funktion nur mehr eingeschränkt nachkommen, bei einem Nierenversagen (Niereninsuffizienz) fallen die Nieren innerhalb kurzer Zeit akut (hier können sie sich aber wieder erholen) oder schleichend (chronisch) ganz aus. Die auszuscheidenden Substanzen verbleiben im Körper, der Wasser-Salz-Haushalt gerät durcheinander.
In diesem Zusammenhang können, vor allem als Spätsymptome bei einer chronischen Niereninsuffizienz, auch Wadenkrämpfe und Muskelzuckungen neben vielen anderen Beschwerden auftreten.
Die Folgen eines Nierenversagens sind lebensbedrohlich. Eine chronische Niereninsuffizienz kann sich zum Beispiel im Rahmen einer Diabeteserkrankung entwickeln, wenn die Blutzuckerwerte über längere Zeit schlecht eingestellt sind (diabetische Nephropathie). Es gibt noch weitere Erkrankungen, die die Nieren angreifen.
Ausführliche Informationen zu Ursachen, Symptomen, Diagnose und Therapie finden Sie im Ratgeber "Nierenversagen":
Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus: Vielschichtiger Auslöser für Wadenkrämpfe
Zuckerkrankheiten – der Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 – sind nicht nur für Störungen des Stoffwechsels, sondern auch für eine ganze Reihe von Funktionsstörungen verantwortlich. Folglich taucht der Begriff Diabetes in diesem Ratgeber wiederholt auf, da diese chronische Stoffwechselerkrankung in mehrfacher Hinsicht zu Wadenkrämpfen führen kann. Die vielfältigen Auswirkungen auf den Stoffwechsel machen sich bei Diabetes meist schon als Erstsymptome bemerkbar, während sich Nerven- und Gefäßstörungen erst in Laufe der Erkrankung entwickeln, insbesondere bei schlecht eingestellten Blutzuckerwerten.
Nächtliche Wadenkrämpfe sind zunächst ein Zeichen für einen gestörten Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt (siehe oben). Dabei kommt es auch zu einem Magnesiummangel. Später kann die Neigung zu Krämpfen und Schmerzen in den Beinen auf eine Nervenschädigung (diabetische Neuropathie, siehe Kapitel "Ursachen: Nervenstörungen") und/oder eine chronische Niereninsuffizienz (siehe oben) hinweisen.
Zu Ursachen, Symptomen, Diagnose und Therapie informieren eingehend die Ratgeber "Diabetes Typ 1" und "Diabetes Typ 2" auf www.diabetes-ratgeber.net

Die Schilddrüse mit den Nebenschilddrüsen
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Wadenkrämpfe: Wenn der Hormonhaushalt gestört ist
Nebenschilddrüsenunterfunktion (Hypoparathyreoidismus)
Die vier etwa linsengroßen Nebenschilddrüsen (siehe Bild) befinden sich in der Regel jeweils an den oberen und unteren Enden der Schilddrüse. Sie produzieren das Parathormon. Die Ursache für eine Unterfunktion sind häufig Schilddrüsenoperationen. Selten gibt es auch erblich bedingte oder durch unbekannte Vorgänge, möglicherweise autoimmunologisch ausgelöste Funktionsstörungen. Entsteht dadurch zu wenig Parathormon, wirkt sich das unter anderem auf den Elektrolythaushalt aus, der Kalziumspiegel sinkt ab, die Phosphatkonzentration steigt. Zu den kennzeichnenden Folgen gehören übererregbare Muskeln.
Symptome: Häufige Symptome sind Krämpfe in den Waden und vor allem in den Füßen, Krampfanfälle bei vollem Bewusstsein (Tetanie). Die anfallsartigen Muskelkrämpfe führen in den Händen zu einer typischen Pfötchenstellung und können auch die Stimmritze erfassen. Dazu kommen Kribbeln in Händen und Füßen.
Diagnose und Therapie: Klinische Tests von Muskelreaktionen, Blut- und Urinuntersuchungen geben Aufschluss. Der Arzt schließt durch entsprechende Untersuchungen auch ein sogenanntes Hyperventilationssyndrom aus. Dieses kann ähnliche krampfartige Beschwerden hervorrufen und oft bei Angstzuständen auftreten.
Mit einer streng vom Arzt kontrollierten Behandlung mit Kalzium- und Vitamin-D-Präparaten lassen sich die Mineralstoffungleichgewichte normalisieren und weitere Schäden an Haaren, Nägeln, Knochen, Augen und Lungen vermeiden.
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Dagegen gehören Wadenkrämpfe nicht unbedingt kennzeichnend zu den vielfältigen Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion. Sie können jedoch möglicherweise im Zusammenhang mit gestörten (myopathischen) Muskelreaktionen auftreten, die sich allerdings eher durch Muskelsteifigkeit, Muskelschwäche und Schmerzen, eventuell auch einer gewissen Erhöhung des Muskelenzyms Kreatinkinase (CK), äußern.
Lesen Sie mehr hierzu im Ratgeber "Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)":
Nebennierenrindenunterfunktion
In der Rinde der Nebennieren, die oben auf den Nieren wie Hütchen aufsitzen, werden sogenannte Steroidhormone gebildet. Das sind die Glukokortikoide (Kortisol und andere), Mineralokortikoide (Aldosteron), die Einfluss auf den Mineralhaushalt und die Blutdruckregulation haben, sowie Androgene (männliche Sexualhormone und Vorstufen für Östrogene). Eine Unterfunktion der Nebennierenrinde (Nebennierenrindeninsuffizienz) führt zu einem Kortisolmangel und zu Störungen im Elektrolythaushalt, vor allem in der Kalium- und Natriumkonzentration.
Mediziner unterscheiden eine primäre und eine sekundäre Form der Insuffizienz. Die primäre Form, auch Morbus Addison genannt, wird in erster Linie durch Autoimmunprozesse, seltener durch Infektionen wie Tuberkulose oder durch Tumoren und andere Erkrankungen verursacht. Unter Belastungen kann eine bedrohliche Addison-Krise auftreten.
Die sekundäre Form entwickelt sich aufgrund von Unterfunktionen in anderen hormonproduzierenden beziehungsweise -steuernden Organen, so in der Hirnanhangdrüse und im Hypothalamus. Das sind Bereiche im Gehirn, die eng abgestimmt über eigene Hormone wiederum die Hormonproduktion anderer Organe beeinflussen. Auch unter einer längeren Behandlung mit Kortisonpräparaten kann sich eine sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz entwickeln.
Symptome: Bei Morbus Addison fallen oft charakteristische Hautveränderungen auf, wie dunkle Flecken zum Beispiel im Gesicht, an Schleimhäuten wie Mundschleimhaut, an Handinnenflächen, an Narben, am Nagelbett. Menschen mit einer sekundären Nebennierenrindeninsuffizienz haben dagegen eher blasse Haut.
Neben den typischen Hautbildern kommt es leicht zu Wasser- und Salzverlusten mit Austrocknungserscheinungen und Verschiebungen im Elektrolythaushalt. Dann sind auch Muskelkrämpfe und Muskelschwäche in den Beinen möglich. Häufige Beschwerden sind Müdigkeit, Schwächegefühl, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Gewichtsverlust, Verlust der Schambehaarung.
Kennzeichen einer Addison-Krise sind ein plötzlicher Blutdruckabfall mit möglichem Schockzustand, starke Austrocknung, verminderte Harnausscheidung, Fieber, Verwirrtheit.
Diagnose und Therapie: Blutuntersuchungen mit Hormonbestimmungen sind wegweisend. Ultraschallaufnahmen von Nebennieren und Bauchraum sowie bei Bedarf eine Magnetresonanztomografie festigen die Diagnose. Bei Verdacht auf eine bösartige Geschwulstbildung sind weiterführende bildgebende Verfahren angezeigt.
Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Bei Morbus Addison erhalten die Erkrankten häufig Kortisonpräparate sowie Mineralokortikoide.
Wichtige zusätzliche Informationen erhalten Sie im Ratgeber "Nebennierenrindeninsuffizienz":
Diabetes insipidus
Eine vermehrte Urinausscheidung mit Salzverlusten tritt mitunter bei dem sogenannten Diabetes insipidus auf. Dieser hat nichts mit der Zuckerkrankheit zu tun. Vielmehr handelt es sich um eine Gruppe von Erkrankungen, die zu einer veränderten Zusammensetzung des Urins führen. Entweder besteht ein Mangel an einem bestimmten Hormon aus der Hirnanhangdrüse, oder die Nieren sprechen nicht richtig auf das Hormon an. Zur Zuckerkrankheit Diabetes besteht insofern eine Parallele, als besonders für die Form Diabetes mellitus Typ 1, die häufg schon sehr früh im Leben auftritt, viel Durst, häufiger Harndrang und größere Urinmengen typische Anzeichen sind (siehe unten).
Symptome: Es bilden sich große Mengen eines verdünnten Urins, die Betroffenen haben auffallend viel Durst und müssen häufig Wasserlassen. Krämpfe in Waden und Muskeln sind ebenfalls möglich.
Diagnose und Therapie: Mit Urinanalysen und Hormontests stellt der Arzt den jeweiligen Typ der Erkrankung fest. Je nach Verdacht schließt er möglicherweise mit bildgebenden Verfahren einen Tumor aus.
Entsprechend der Krankheitsform erwägt der Spezialist eine Behandlung der Ursachen des Hormonmangels oder eine Therapie der Nierenfunktionsstörung. Weitere Informationen im Ratgeber "Vermehrter Durst":