Schwerhörigkeit – Ursachen: - Schallbehinderungen im Außenohr

Ohrschutz beim Schwimmen: Eine Badekappe kann verhindern, dass zu viel Wasser in den Gehörgang dringt und ihn reizt
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Die Ursachen für eine Schallleitungsschwerhörigkeit haben eines gemeinsam: Sie beeinträchtigen mindestens ein Glied der Schallleitungskette, über die der Schall vom äußeren und mittleren Ohr zum Innenohr gelangt. Hindernisse oder entzündliche Veränderungen auf diesem Weg vermindern die Hörfähigkeit, vor allem die Fähigkeit, leisere Töne – unabhängig von der Tonhöhe – wahrzunehmen. Zudem können einige Töne verzerrt weitergeleitet werden.
Ohrschmalzpfropf, Fremdkörper: Hörminderung, Druckgefühl im Ohr
Das Ohrenschmalz (Zerumen) schützt die Gehörgangshaut. Es muss normalerweise nicht aktiv entfernt werden, da der Gehörgang sich selbst reinigt. In der Regel genügt es, wenn man die Ohrmuschel mit einem Läppchen sanft auswischt, um Schmutzablagerungen zu beseitigen.
Der Versuch, Ohrschmalz mit einem Wattestäbchen oder gar mit einem spitzen Gegenstand aus dem äußeren Gehörgang zu befördern, bewirkt oft das Gegenteil: Man entfernt zu viel, verletzt die empfindliche Gehörgangshaut, schlimmstenfalls auch das Trommelfell, und schiebt vorhandenes Ohrschmalz nur noch tiefer in den Gehörgang. Dadurch wird die Selbstreinigung behindert, das Schmalz bildet einen Pfropf und verschließt den Gang. Ein Pfropf kann auch durch Wassereinwirkung aufquellen. Alterungsprozesse verhärten mitunter das Ohrschmalz und erschweren die Selbstreinigung.
Die chemische Beschaffenheit des Zerumens dient unter anderem dazu, Insekten abzuwehren. Dennoch können sie manchmal in den Gehörgang gelangen und ein Schallhindernis bilden, ebenso wie kleine Gegenstände oder Schmutzpartikel. Dann besteht die Gefahr, dass das Trommelfell verletzt wird. Auf keinen Fall sollten Sie versuchen, einen Fremdkörper selbst zu entfernen!
Symptome: Neben Schwerhörigkeit und einem Druckgefühl im Ohr können auch Ohrgeräusche sowie Schwindel auftreten.
Diagnose und Therapie: Ein Blick in das Ohr sowie die Schilderungen des Patienten geben dem Arzt meist ausreichende Hinweise. Er untersucht zudem das Ohr eingehend, um sich zu vergewissern, dass keine weiteren Hindernisse wie Wucherungen oder entzündliche Veränderungen vorhanden sind. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt entfernt den Pfropf mit geeigneten Instrumenten unter mikroskopischer Sicht oder durch eine Ohrspülung. Fremdkörper spült er ebenfalls heraus oder holt sie mit einem Ohrhäkchen.
Lesen Sie mehr dazu im Ratgeber "Wie Sie Ohrenschmalz richtig entfernen".
Wucherungen (Exostosen): Schlechter hören auf dem "Schwimmerohr"
Exostosen und Hyperostosen sind Knochenwucherungen im Gehörgang. Damit haben vor allem Menschen zu tun, die viel in kaltem oder gechlortem Wasser schwimmen. Manchmal ist deshalb bei solchen Veränderungen von "Schwimmerohr" die Rede. Aber auch andere Wassersportler wie Surfer oder Taucher neigen vermehrt dazu. Die genauen Ursachen sind noch nicht geklärt. Das Wasser reizt vermutlich den Knochen und löst stellenweise zusätzliches Wachstum aus. Auch entstehen dadurch leichter Entzündungen. Ohrschmalz sammelt sich an.
Symptome: Die Wucherungen können den Gehörgang einengen und so eine Hörminderung sowie mitunter Tinnitus verursachen.
Wenn die Exostosen Beschwerden bereiten, entfernt der HNO-Arzt festsitzendes Ohrschmalz und behandelt gegebenenfalls vorhandene Entzündungen. Zudem kann er die Wucherungen in einem kleinen operativen Eingriff abtragen.
Angeborene Fehlbildungen als Ursache für Schwerhörigkeit
Die Schallleitung behindern können abweichende oder unzureichend ausgebildete Formen der Ohrmuschel und des Gehörgangs. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Schwerhörigkeit bei Kindern. Je nach Grad der Beeinträchtigung können ab einem bestimmten Alter Operationen notwendig werden.
Gehörgangsentzündung (Otitis externa): Jucken und Schmerzen im Ohr, Hörminderung
Häufiger Wasserkontakt, besonders in Schwimmbädern mit gechlortem Wasser, die Verwendung von Wattestäbchen zur Ohrreinigung, Staub und Fremdkörper oder allergische Reaktionen reizen oder verletzen die Gehörgangshaut. An den geschädigten Stellen können sich leicht Bakterien und Pilze ansiedeln und unterschiedliche Entzündungen auslösen. Auch Viren spielen bei Gehörgangsentzündungen mitunter eine Rolle.
Eine seltene, gefährliche Entzündungsform kann bei älteren Menschen mit Diabetes auftreten. Die Infektion greift den Gehörgangsknochen und mitunter noch weitere Bereiche wie das Mittelohr und die Schädelbasisknochen an.
Symptome: Das Ohr schmerztund juckt. Der Gehörgang kann geschwollen sein. Häufig hören die Betroffenen dann schlechter und empfinden ein Völlegefühl im Ohr. Eitriger, manchmal blutiger Ausfluss ist möglich.
Diagnose: Nachdem sein Patient ihm die Symptome geschildert hat, untersucht der HNO-Arzt den Gehörgang mit einem Ohrspiegel. Dabei sind die typischen Entzündungszeichen meist deutlich zu erkennen, die auf einen Befall mit Bakterien, Pilzen, Viren oder auf eine Mischinfektion hinweisen. Der Arzt wird weiter prüfen, ob sich ein Gehörgangsfurunkel (hier sind Talgdrüsenausgänge verlegt, was eine bakterielle Infektion nach sich zieht) oder Blasen gebildet haben. Eventuell liegt auch eine begleitende Mittelohrentzündung beziehungsweise ein Tumor vor.
Therapie: Meist reinigt der Arzt den Gehörgang und behandelt ihn mit antibiotischen, abschwellenden und desinfizierenden Tropfen. Mitunter sind auch schmerzstillende Mittel angezeigt. Bei einer durch einen Diabetes bedingten Infektion ist es darüber hinaus wichtig, dass der Blutzucker gut eingestellt ist. Manchmal erweist es sich auch als notwendig, innerlich mit Antibiotika zu behandeln oder den angegriffenen Knochen operativ zu sanieren.
Weitere Informationen finden Sie im Ratgeber "Gehörgangsentzündung (Otitis externa)".
Gürtelrose des Ohres (Herpes zoster oticus): Schmerzender Ausschlag am Ohr, später Hörprobleme
Die Entzündung wird durch Varizella-Zoster-Viren verursacht. Diese Viren können zunächst Windpocken auslösen, oft in der Kindheit. Nach überstandener Erkrankung verbleiben sie lange Zeit unbemerkt im Körper. Aus unterschiedlichen Gründen werden die Viren manchmal nach vielen Jahren wieder aktiv und verursachen dann eine Gürtelrose. Die erneut ausbrechende Infektion kann verschiedene Körperteile befallen, unter anderem auch das Ohr.
Symptome: Die Erkrankung führt zu deutlichen Symptomen am äußeren Ohr, die sich in Ohrschmerzen und -brennen, Rötungen und schließlich kennzeichnenden Bläschen äußern. Später kommen Hörminderungen, allerdings in Form einer Schallempfindungsschwerhörigkeit, und möglicherweise auch Schwindel dazu, da der Gehörnerv mit angegriffen wird (mehr dazu im Kapitel "Nervenschäden"). Der Gesichtsnerv ist bisweilen ebenfalls mit betroffen, was zu Lähmungserscheinungen an einer Gesichtshälfte führen kann (Fazialisparese).
Diagnose und Therapie: Wichtig ist es, bei ersten Anzeichen gleich zum Arzt zu gehen. Der Arzt kann die Infektion oft schon anhand der typischen Entzündungssymptome feststellen. Möglich, aber nicht immer angezeigt, ist auch ein Erregernachweis durch umfangreiche Untersuchungen von Bläschensekret im Labor.
Die Therapie umfasst, je nach Krankheitsbild, unterschiedliche Medikamente, die lokal auf die Entzündungsherde aufgetragen und/oder innerlich eingenommen werden. Für eine eventuelle Behandlung mit Medikamenten gegen die Viren (Virustatika) ist es wichtig, dass der Arzt damit so schnell wie möglich nach Ausbruch der ersten Krankheitszeichen beginnen kann.
Ausführlich informiert der Ratgeber "Gürtelrose (Herpes zoster)".
Weitere Erkrankungen, die zu Schwerhörigkeit führen können
Es gibt noch andere mit Entzündungen verbundene Erkrankungen des äußeren Ohrs, die mit Schwerhörigkeit einhergehen können. Dazu gehören Narbenbildungen und Bindegewebswucherungen nach einer Gehörgangsentzündung. Die Wucherungen sind bisweilen für eine Hörminderung verantwortlich. Ein HNO-Spezialist entfernt sie meist operativ.
Tumore im Gehörgang treten häufig im Gefolge eines Tumors der Ohrmuschel auf. Sie können gut- oder bösartig sein und Schmerzen verursachen sowie die Gehörgangshaut schädigen. Dadurch kommt es zu Infektionen mit beständigem blutig-eitrigen Ausfluss aus dem Ohr. Die Therapie richtet sich nach der Art des Tumors und seiner Ausdehnung und kann in operativen Maßnahmen sowie gegebenenfalls Bestrahlungen und Chemotherapie bestehen.