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Halszysten: Erbe aus der Embryonalzeit

Eine Halszyste besteht aus Gewebe, das bei der Entwicklung der Halsorgane in der Embryonalzeit übriggeblieben ist. Der sackartige Hohlraum, am Hals als Vorwölbung tastbar oder auch sichtbar, enthält Flüssigkeit und Schleim. Da die Zyste sich leicht entzünden kann, schwillt sie gelegentlich an. Daher fällt sie nicht selten bei einem Atemwegsinfekt erstmals auf. Mit Abklingen des Infektes kann sich die Zyste auch wieder verkleinern.

Falls eine angeschwollene Halszyste eine kleine Öffnung in der Haut bildet und nässt, hat sie sich zu einer Halsfistel entwickelt. Selten bildet sich aus einer Zyste ein Abszess am Hals. Andere zystenähnliche Gebilde am Hals sind Thymuszysten, ferner Zysten, die von den Bronchien ausgehen, und das zystische Hygrom (siehe unten). Dass aus einer Halszyste im Laufe der Zeit ein bösartiger Tumor entsteht, kommt nur äußerst selten vor. Manchmal verbirgt sich eine andere Tumorart dahinter.

  • Vordere, in Halsmitte liegende Halszysten zeigen sich häufig schon im Kindesalter. Sie stammen von dem Gang ab, durch den die Schilddrüse beim Embryo an ihren Stammsitz vorne am Hals wandert. Reste von Schilddrüsengewebe in der Zyste sind daher nicht ungewöhnlich.
    Symptome: Die Zyste zeigt sich als Schwellung unterhalb des Zungenbeins. In der Nähe sind manchmal kleine Öffnungen erkennbar, aus dem sich kleine Mengen klaren oder leicht trüben Sekretes entleeren (Fisteln). Im Hals können Schilddrüsengangzysten bis zum Zungengrund reichen. Beim Schlucken bewegen sie sich meist mit dem Zungenbein äußerlich sichtbar nach oben. Bis auf ein leichtes Druckgefühl und die optische Beeinträchtigung bestehen normalerweise keine Beschwerden. Anders natürlich bei einer Entzündung. Dann sind stärkere Schmerzen, eventuell Fieber und äußerlich eine Rötung möglich, im Extremfall ein Abszess (siehe Kapitel "Schwellung am Hals – Ursachen: Abszess").
Ultraschall bildet verschiedene Organe im Hals ab

Ultraschall bildet verschiedene Organe im Hals ab

  • Auch seitliche Halszysten gehen auf embryonales Gewebe zurück. Sie liegen meist unter einem Muskel und fallen oftmals erst im jungen Erwachsenenalter auf.

    Symptome: Bestimmte Zysten haben eine Verbindung zur Gaumenmandel im Hals. Bei Halsentzündungen können sie deutlich mit anschwellen, sich verhärten und schmerzen. Als Komplikation kann sich bei bakteriellen Entzündungen eine Vereiterung, gegebenenfalls auch hier ein Abszess entwickeln. Spätestens dann kommt es – meist jedenfalls – zu deutlichem Fieber und Schluckbeschwerden.

    Diagnose: Zuständig ist der Hals-Nasen-Ohrenarzt. Die gründliche  Untersuchung des Halses – Abtasten außen und genaues Betrachten außen  und innen – führt meist schon zur Diagnose. Mittels einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) der Halsweichteile lässt sich die Diagnose bestätigen. Die  farbkodierte Dopplersonografie kann ausschließen, dass das Gebilde zu  Gefäßen gehört, was nicht zuletzt für die Behandlung wichtig ist. Eine  spontan stark gefüllte Zyste kann durch eine Punktion entlastet und das dabei gewonnene Zellmaterial untersucht werden.  Hinweisen auf mögliche Verbindungen der Zysten zum Atem- oder  Verdauungstrakt geht der Arzt durch entsprechende Untersuchungen nach,  etwa Spiegelung des Kehlkopfes oder der Speiseröhre.

    Therapie: Ob Zyste oder Fistel – Ziel ist immer die vollständige  operative  Entfernung. So lassen sich weitere Komplikationen vermeiden,  und auch  kosmetisch sind die Ergebnisse vorteilhaft. Vor Entfernung  einer  vorderen Halszyste ist eine Schilddrüsendiagnostik sinnvoll, um   sicherzustellen, dass nicht versehentlich das einzig vorhandene, nur   eben an unüblicher Stelle liegende Schilddrüsengewebe angetastet wird.   Bei seitlichen Halszysten kann es notwendig sein, die Mandel auf   derselben Seite mit zu entfernen, wenn die Zyste / Fistel eine   Verbindung dorthin hat. Ist eine Zyste infiziert, entlastet der Arzt   sie eventuell durch Punktion. Die Entnahme zumindest einer kleinen   Flüssigkeitsmenge ist sinnvoll, um eine Bakterienkultur anzulegen und   das passende Antibiotikum für den Patienten zu wählen. Die Operation   erfolgt nach Abklingen der Infektion.  Falls sich eine  ausgedehnte Entzündung mit Abszess entwickelt hat, sind  neben  intensiver antibiotischer Behandlung eine Abszesseröffnung und   -drainage vor der Operation unvermeidlich. Operativ entferntes Gewebe   wird in aller Regel feingeweblich untersucht.
  • Angeborene Thymuszysten am Hals: Die Thymusdrüse liegt hinter dem Brustbein und gehört zum Lymphsystem. Nach der Pubertät schrumpft sie normalerweise. Angeborene Thymuszysten am Hals (zervikale Thymuszysten) enthalten oft Reste eines Ganges, der aus der Embryonalentwicklung der Thymusdrüse stammt. Es gibt verschiedene Arten dieser Zysten.

    Symptome: Die Gebilde treten meist in den ersten zehn Lebensjahren auf. Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen. Die Zysten entwickeln sich häufiger als langsam zunehmende, schmerzlose Schwellung auf der linken Halsseite, können aber auch in anderen Halsgegenden auftreten. Bei größerer Ausdehnung können sie Schmerzen am Hals, Schluckbeschwerden oder Atemnot verursachen.

    Diagnose: Klinischer Befund, bildgebende Verfahren wie Ultraschall, eventuell Feinnadelpunktion mit mikroskopischer Untersuchung der gewonnenen Zellen, außerdem Magnetresonanztomografie (MRT).

    Therapie: Thymuszysten werden vollständig entfernt. Bei Kindern wird der Nachweis einer vorhandenen Thymusdrüse vorausgesetzt, da diese für die Entwicklung des Immunsystems wichtig ist.

Schwellung am Hals durch Gebilde, die Halszysten ähneln

Auch die hier noch kurz gelisteten Veränderungen sind schon im Mutterleib angelegt.

  • Bronchogene Zyste: Die angeborene Fehlbildung kommt sehr selten vor. Sie entwickelt sich während der Anlage der Luftröhre und Bronchien in der Embryonalzeit. Zysten dieses Typs enthalten unter anderem Bronchialschleimhaut und sind meist mit Schleim, aber nicht mit Luft gefüllt. Sie liegen hauptsächlich im Mittelfellraum des Brustkorbs, manchmal in der Lunge, seltener vorne am Hals oder in der Halsgrube.
    Symptome (am Hals): Das Gebilde wird meist nach der Geburt oder kurze Zeit später als Knötchen, Knoten oder Fistel unter oder in der Haut entdeckt. Bei Jungen kommen Bronchialzysten etwas häufiger vor als bei Mädchen.
    Therapie: In der Regel operative Entfernung zum geeigneten Zeitpunkt.
  • Fehlbildung der Lymphgefäße: Ob als zystisches Hygrom oder Lymphangioma cystica bezeichnet: Die gutartige Fehlbildung am Hals geht von Lymphgefäßen aus. Schon beim Kind im Mutterleib kann sie zu einer Halsschwellung führen. Sie lässt sich mittels Ultraschall feststellen, was auch für die Geburtsplanung wichtig ist. Die Wucherung liegt in der Haut und direkt darunter. Gelegentlich kommen bei den betroffenen Kindern weitere Fehlbildungen vor.
    Symptome: Die Veränderung kann sich teilweise als recht große, schmerzlose, knotige oder elastische, flüssigkeitshaltige Weichteilschwellung am Hals zeigen – häufig bis zum Ende des ersten Lebensjahres, selten erst danach.
    Therapie: Infrage kommenverschiedene Verfahren, etwa eine Injektionsbehandlung mit einem speziellen Medikament, eine Lasertherapie oder Operation.

Frau mit Hand am Hals

Schluckstörung (Dysphagie)

Dysphagie wird oft mit Schluckbeschwerden aller Art bis hin zum Kloß im Hals gleichgesetzt. De facto ist das Schlucken oder die Nahrungspassage gestört

Was ist ein Zenker-Divertikel?

Unter einem Divertikel versteht man eine Aussackung eines Hohlorgans im Verdauungstrakt. Das Zenker-Divertikel liegt an der Hinterwand des Schlunds, an der Grenze zur Speiseröhre. Ob das Divertikel nun genau noch zum Rachen oder schon zur Speiseröhre gehört, das wird ganz unterschiedlich gesehen.

Wie entsteht das Divertikel? Durch eine Störung beim Schlucken staut sich Nahrung. In der Folge tritt ein Teil der inneren Wandschicht am unteren Rachen (Hypopharynx) durch die hier dünne Wand nach außen. Insgesamt ist es aber selten, aber es ist die häufigste Divertikelform im Verdauungstrakt. Betroffen sind meist  Menschen im Alter ab 70 Jahren.

Symptome: Zenker-Divertikel verursachen ab einer bestimmten Größe Schluckstörungen, Hochwürgen von liegen gebliebenen Speiseresten, Hustenreiz durch Verschlucken, ein Druckgefühl im Hals, Halsschmerzen, Brustschmerzen, außerdem Mundgeruch. Anfangs bereiten nur feste Speisen Probleme, später alle Arten bis hin zu Getränken. Zu den Folgeerscheinungen größerer Divertikel gehören Mangelernährung und Gewichtsverlust, zu den Komplikationen Lungenentzündungen, etwa wenn beim Verschlucken Speisereste in die Luftwege gelangen. Das Divertikel selbst kann sich entzünden, bluten oder einreißen. Liegt eine große Aussackung vor, kann beim Trinken ein Gurgeln hörbar sein. Selten kann ein Zenker-Divertikel dieser Größenordnung an der Seite des Halses als Schwellung sichtbar werden.

Diagnose: Die Schwellung nimmt beim Essen zu, nach Hochwürgen der Speisen ab. Das ist mit dem sogenannten Kontrast-Breischluck-Röntgen nachvollziehbar. Mittels äußerst vorsichtiger Spiegelung der Speiseröhre und des Magens (Endoskopie) schließt der Arzt verschiedene andere Krankheitsursachen aus.

Therapie: Zenker-Divertikel können durch einen Eingriff – endoskopisch oder chirurgisch – behandelt werden. Der Arzt entscheidet, welches Verfahren individuell für den Patienten am besten geeignet ist. Der endoskopische Eingriff von innen erfolgt häufig als flexible Mukomyotomie. Über das Spiegelgerät, ein biegsames Endoskop, wird ein Muskelsteg am Divertikel mittels Laser oder Strom durchtrennt und das Divertikel so nach innen eröffnet. Das Vorgehen gilt als am wenigsten belastend und lässt sich bei Bedarf auch wiederholen. Ein sehr großes Divertikel wird der Arzt eventuell aber chirurgisch von außen abtragen (Divertikelresektion).