Wenn körperliche Krankheiten den Schlaf stören

Schlafstörer Migräne: Die Attacken können auch nachts einsetzen
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Da Hormone und Organfunktionen auch nachts einem bestimmten Muster folgen, kann nahezu jede Störung in diesen Bereichen die unterschiedlichen Schlafphasen beeinträchtigen und umgekehrt. Entsprechend ereignen sich Notfälle wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Asthmaattacken häufig nachts oder in den frühen Morgenstunden.
Bei einigen Erkrankungen gehört die Schlafstörung zu den kennzeichnenden Symptomen selbst. Andere Krankheiten gehen mit Beschwerden einher, die dann ihrerseits wiederum die Nachtruhe unterbrechen, etwa häufiger Harndrang bei Blasen- und Prostataleiden oder Schmerzen und Fieber bei Infekten und Gelenkerkrankungen. Schließlich lassen Hauterkrankungen, die mit Schmerzen und Juckreiz verbunden sind, die Betroffenen oft nicht oder nur unruhig schlafen.
Kurze Erläuterungen finden Sie hier beispielhaft zu folgenden Krankheitsgruppen:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Atemwegserkrankungen
- Magenleiden, Sodbrennen
- Gelenk- und Muskelerkrankungen
- Fibromyalgie
- Kopfschmerzen, Migräne
- Neurologische Erkrankungen
- Hormonstörungen

Das Herz, unser zentrales Pumporgan
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Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die den Schlaf stören
Im Laufe der Nacht verlangsamt sich der Herzschlag und der Blutdruck sinkt. Jedes Aufwachen, sei es bewusst oder unbewusst durch nächtliche Atemaussetzer etwa, treibt Herzschlag und Blutdruck in die Höhe. Ein solches Auf und Ab belastet das Herz und kann schließlich zu einem beständigen Bluthochdruck führen, der seinerseits für nächtliche Unruhe sorgt. Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe sind vermehrt gefährdet, Bluthochdruck zu entwickeln und damit mögliche Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
Herzrhythmusstörungen belasten das Herz auch nachts. Der Körper mobilisiert dabei vermehrt Stresshormone. Darunter kann die Nachtruhe leiden.
Eine Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) vermindert die Leistungskraft des Pumporgans. Dadurch gelangt weniger Blut in die Gefäße. Das hat eine Unterversorgung zur Folge, die zu Weckreaktionen führen kann, um das Herz zu mehr Leistung anzuregen. Bei einer Rechtsherzinsuffizienz oder schweren Insuffizienz des gesamten Herzens lagert sich durch den Blutrückstau in den Körpergeweben vermehrt Flüssigkeit ein.
Im Liegen kann der Körper diese wieder besser ausscheiden. Der daraus entstehende Harndrang sorgt für zusätzliche nächtliche Toilettengänge. Ebenfalls auftretende Kurzatmigkeit behindert das Ein- und Durchschlafen. Menschen, die an einer chronischen Herzinsuffizienz leiden, sind zudem mehr gefährdet, eine Schlafapnoe zu entwickeln.
Das gilt auch für eine koronare Herzkrankheit. Hier sind Arterien, die das Herz versorgen, verengt oder verschlossen, so dass das Herz weniger Blut und damit weniger Sauerstoff erhält. Ein Teufelskreis entsteht, wenn die Betroffenen gleichzeitig an einer Schlafapnoe leiden, bei der der Sauerstoffgehalt im Blut durch die Atemaussetzer immer wieder kurzfristig abfällt.
Symptome: Im Vordergrund stehen die typischen Anzeichen des jeweiligen Herzleidens. Das können Kurzatmigkeit bei körperlicher Aktivität oder auch im Liegen (nach Luft ringen gerade auc nachts), innere Unruhe, Herzrhythmusstörungen mit Herzrasen oder -stolpern, Herzschmerzen, Schwellungen in den Beinen, Engegefühle in der Brust, Angstgefühle, Schwindel sein. Auch bläuliche Lippen und Fingernägel weisen auf eine mangelnde Herzleistung hin. Dazu treten Ein- und Durchschlafstörungen auf. Bluthochdruck äußert sich anfangs nur durch geringe oder keine Beschwerden. Hier können sonst unerklärliche Schlafprobleme ein Hinweis sein.
Diagnose: Wenn die Herzerkrankung noch nicht bekannt ist, wird der Arzt sie im Rahmen der körperlichen Untersuchungen feststellen. Er wird den Blutdruck kontrollieren, das Herz abhören und ein Elektrokardiogramm (EKG) sowie meist auch ein Belastungs-EKG durchführen lassen. Besteht der Verdacht auf eine Herzrhythmusstörung, einen Herzfehler oder eine Herzmuskelschwäche, können ein Langzeit-EKG, Blutuntersuchungen und eine Echokardiographie, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, angezeigt sein. Weitere gegebenenfalls infrage kommende Diagnoseverfahren sind eine Herzkatheteruntersuchung, etwa um eventuell verengte Herzkranzgefäße aufzudecken und zu behandeln, oder spezielle Verfahren der Kernspintomographie.
Liegt aufgrund der Krankengeschichte und der Symptome der Verdacht nahe, dass der Patient gleichzeitig an einer Schlafapnoe leidet, wird der Arzt dem nachgehen. Hilfreiche Hinweise kann hier je nach Ausprägung der Beschwerden eine Polygraphie oder Polysomnographie im Schlaflabor geben (mehr dazu im Kapitel "Schlafstörungen – Diagnose").
Therapie: Die Behandlung richtet sich nach der Grunderkrankung. Das können Medikamente oder weitere therapeutische Maßnahmen sein, wie eine Bypass- oder Umgehungsoperation, das Einsetzen eines Herzschrittmachers. Liegt eine Schlafapnoe vor, wird auch diese entsprechend behandelt (siehe auch Kapitel "Schlafstörungen: Schnarchen, Schlafapnoe"). Dadurch können sich auch Blutdruck und Herzfunktion verbessern.
Eine gesunde Lebensweise unterstützt die Therapie wesentlich und hilft damit auch, die Schlafprobleme zu vermindern.
Ausführliche Informationen zu den unterschiedlichen Krankheitsbildern sowie zu Diagnose und Therapie geben Ihnen die Ratgeber Bluthochdruck, Herzmuskelentzündung, Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche (Herzmuskelschwäche, Herzinsuffizienz), Herzkranzgefäßerkrankung (koronare Herzkrankheit (KHK)).
Atemwegserkrankungen: Luftnot erschwert das Schlafen
Ausreichend Sauerstoff, den sich der Körper über die Luft holt, ist wesentlich für eine entspannte Nachtruhe. Alles, was die Sauerstoffaufnahme über die Lunge behindert, stört auch den Schlaf. Das können eine verstopfte Nase bei einer Erkältung, eine Nasennebenhöhlenentzündung, eine Bronchitis, eine Lungenentzündung oder Bronchialasthma sein. Die mit einer akuten oder chronischen Lungenerkrankung verbundene Atemnot sowie mögliche Hustenanfälle hindern die Betroffenen am Ein- und Durchschlafen. Asthmaanfälle treten oft gegen Morgen auf, wenn die REM-Phasen häufiger sind (siehe dazu auch Kapitel "Warum Schlaf so wichtig ist").
Symptome: Ein- und Durchschlafstörungen, morgendliches Erwachen, Atemnot, Kurzatmigkeit. Bei Bronchitis oder Lungenerkrankungen: Husten mit Auswurf oder trockener Reizhusten, Schwindelgefühle, Schmerzen im Brustbereich, eventuell Fieber; bei Asthma häufig morgendliche Asthmaanfälle. Auf Probleme in den Nasennebenhöhlen weisen Dauerschnupfen, Husten im Liegen, Kopfschmerzen, Druckgefühl im Nasen- und Ohrenraum, Abgeschlagenheit hin.

Röntgenbild: Auch bei Lungenkrankheiten nach wie vor unentberlich
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Diagnose: Wenn Sie über den Rahmen einer üblichen Erkältung hinaus mit Husten und Schnupfen zu tun haben, wird der Hausarzt zunächst die Lunge abhören und den Nasen-Rachenraum beurteilen. Gegebenenfalls überweist er Sie an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt, einen Lungenfacharzt oder einen Allergologen.
Je nach Verdacht können Röntgenaufnahmen von den Nebenhöhlen beziehungsweise von der Lunge, eine Laboruntersuchung von Nasen- oder Bronchialsekret und ein Lungenfunktionstest angezeigt sein. Falls notwendig sichern weitere HNO-ärztliche Untersuchungen und eventuell spezielle Allergietests die Diagnose ab.
Therapie: Sie richtet sich nach der Grunderkrankung. Einen wichtigen Teil der Behandlung von Atemwegserkrankungen stellen häufig spezielle Zubereitungen zum Inhalieren dar. Als Medikamente kommen hier zum Beispiel entzündungshemmende sowie bronchienerweiternde Mittel bei Bronchialasthma infrage. Die Beschwerden lindern können zudem Tabletten zum Lutschen oder Schlucken, Wärmeanwendungen, bei einer allergischen Ursache gegebenenfalls eine Hyposensibilisierungsbehandlung. Gegen durch Bakterien verursachte Entzündungen verschreiben Ärzte Antibiotika, wenn es angezeigt ist. Auch bei Atemwegskrankungen ist es übrigens wichtig, die Atemfunktion durch eine gesunde Lebensweise mit angepasster körperlicher Bewegung zu stärken. Mit der Therapie bessern sich dann in der Regel auch die Schlafstörungen.
Lesen Sie mehr zu einzelnen Krankheiten der Atemwege in den Ratgebern Asthma bronchiale, akute Bronchitis, chronische Bronchitis, Lungenembolie, Lungenentzündung, Lungenkrebs.

Vermehrt Magendruck oder Sodbrennen im Liegen? Lassen Sie sich vom Arzt beraten
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Magenleiden: Unruhiger Schlaf am Morgen
Ein häufiger Grund für einen gestörten Schlaf in den frühen Morgenstunden ist Sodbrennen im Rahmen einer Refluxkrankheit. Um diese Zeit treten die REM-Schlafphasen häufiger auf, in denen der Magen mehr Säure bildet. Diese fließt dann, wenn die Betroffenen liegen, in die Speiseröhre zurück und verursacht ein schmerzhaftes Brennen. Viele Menschen, die darunter leiden, haben morgens auch verstärkt Hustenanfälle.
Ein Magengeschwür löst ebenfalls um die Morgenzeit stärkere Schmerzen aus, da die erkrankte Magenschleimhaut dann selbst empfindlicher gegenüber der aggressiven Säure ist.
Symptome: Probleme beim Einschlafen durch Magendruck, Magenschmerzen, Husten. Aufwachen am frühen Morgen durch Magenschmerzen, Sodbrennen, oft verbunden mit saurem Aufstoßen, Hustenattacken mit Auswurf, Schmerzen in der Brustbeingegend. Eventuell Übelkeit, Erbrechen.
Diagnose: Wenn die Symptome auf ein Magenproblem hindeuten, wird der Arzt nach einer ersten Prüfung gezielte Untersuchungen veranlassen, etwa verschiedene Laboruntersuchungen. Je nach Verdacht zieht er einen Facharzt für Magen-Darm-Krankheiten (Gastroenterologe) hinzu. Zu möglichen weiterführenden Untersuchungen gehört unter anderem eine Magenspiegelung (Gastroskopie).
Therapie: Mit der Behandlung der Grunderkrankung bessern sich in der Regel auch die Schlafstörungen. Eine angepasste, gesunde Ernährung, Stressabbau, Entspannung sowie gegebenenfalls säurehemmende Medikamente (Protonenpumpenhemmer) und bei entsprechendem Nachweis Antibiotika gegen das Bakterium Helicobacter pylori kommen vor allem bei Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren zum Einsatz.
Zu Magenleiden informieren eingehend die Ratgeber "Sodbrennen", "Gastritis (Magenschleimhautentzündung)", "Magen-Zwölffingerdarmgeschwür".

Gelenk- und Gliederschmerzen haben vielfältige Ursachen
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Schmerzhafte Gelenk- und Muskelerkrankungen rauben oft den Schlaf
Alle Erkrankungen, die mit Schmerzen verbunden sind, stören den Schlaf. Dazu gehört das ganze Spektrum von inneren und äußeren Verletzungen, auf die hier nicht weiter eingegangen wird. Sehr häufige Schlafstörer sind Rückenschmerzen, Muskelverspannungen sowie auch Wadenkrämpfe, die Ausdruck ganz unterschiedlicher Gesundheitsprobleme sein können.
Viele Menschen mit Verschleißerkrankungen der Gelenke (Arthrose) oder chronischen Gelenkerkrankungen wie entzündlichem Rheuma (rheumatoide Arthritis) schlafen ständig schlecht. Bei der Bechterew-Erkrankung sind tiefliegende Rückenschmerzen in den frühen Morgenstunden typisch und oft richtungweisend. Als schmerzhaft und schlafraubend erweisen sich zudem Sehnenentzündungen sowie Tumoren in Knochen und Gelenken. Einige Medikamente zur Behandlung von entzündlichen Gelenkerkrankungen können allerdings ebenfalls zu Schlafstörungen führen.
Symptome: Gelenk- und Muskelschmerzen hindern die Betroffenen oft schon am Einschlafen oder wecken sie nachts, wenn zum Beispiel das erkrankte Gelenk beim Liegen in eine ungünstige Position gerät. Dazu kommen die typischen Beschwerden des jeweiligen Krankheitsbildes wie kurz anhaltende Morgensteife in den Gelenken bei Arthrose, Anlaufschmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit, Schwellungen am Gelenk.
Bei einer rheumatoiden Arthritis hält die Morgensteifigkeit länger an. Weitere häufige Symptome sind entzündliche Schwellungen, Kraftlosigkeit, Müdigkeit und Fieber. Bei der Bechterew-Erkrankung führen oft Kreuzschmerzen morgens zu verfrühtem Aufwachen. Das sind nicht selten die ersten kennzeichnenden Beschwerden.
Diagnose und Therapie: Weist die Krankengeschichte auf eine Gelenkerkrankung hin, wird der Arzt die jeweiligen Untersuchungsschritte einleiten. Nach gesicherter Diagnose ist die Behandlung auf die Grunderkrankung ausgerichtet. Bereiten die Schlafstörungen Probleme, berücksichtig der Arzt das auch bei der Wahl der Medikamente. So wird er etwa bei einer Arthritis darauf achten, einen Wirkstoff einzusetzen, der nicht seinerseits die Schlafprobleme verstärkt, oder er verordnet passende Kombinationen.
Mehr zu Ursachen, Symptomen, Diagnose und Therapien verschiedener Gelenk- und Muskelerkrankungen erfahren Sie in den Ratgebern "Rückenschmerzen", "Rheumatoide Arthritis" und "Arthrose".
Fibromyalgie-Syndrom: Schlafstörungen als ein Hauptsymptom
Ein weiteres Krankheitsbild, das mit Muskel- und Gelenkschmerzen einhergeht, ist das Fibrositis- oder Fibromyalgie-Syndrom. Diese Erkrankung äußert sich in Muskel- und Gelenkschmerzen sowie in vielfältigen anderen Beschwerden. Die genaue Ursache ist noch nicht geklärt. Ergebnisse neuer Untersuchungen legen nahe, dass bei Fibromyalgie-Erkrankten kleine Nervenfasern, die in der Haut enden, geschädigt sind. Diese sogenannten small fibers leiten unter anderem Schmerzempfindungen weiter. Das Fibromyalgie-Syndrom kommt in manchen Familien gehäuft vor. Betroffen sind wesentlich mehr Frauen als Männer. Mit dem Krankheitsbild treten zudem oft Depressionen auf, allerdings nicht immer.
Symptome: Die Betroffenen haben chronische Schmerzen in bestimmten Bereichen, etwa im Rücken, im Nacken, in der Schulter, in den Armen oder Beinen. Oft kommen Schwellungen und Morgensteifigkeit dazu. Schlafstörungen, vor allem Ein- und Durchschlafstörungen, gehören zu den kennzeichnenden Symptomen. Die Kranken fühlen sich am Tage ständig erschöpft, können aber abends trotz ihrer Müdigkeit nicht einschlafen. Weitere Beschwerden sind Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, übermäßiges Schwitzen, Magen-Darm-Probleme sowie häufig depressive Verstimmung und Ängste.
Diagnose: Eine krankhafte körperliche Veränderung, wie etwa Rheuma, ist bei labormedizinischen Untersuchungen oder in bildgebenden Verfahren nicht nachzuweisen. Der Arzt wird auch mögliche Medikamenteneinnahmen bei einer Ausschlussdiagnose berücksichtigen. Hinweise geben dem Arzt die Leitsymptome wie Schmerzen, Müdigkeit und Schlafstörungen. Umfassende psychologische Diagnoseverfahren vervollständigen und festigen die Diagnose.
Therapie: Die Behandlung beinhaltet stets die körperliche, die soziale und die psychische Seite. Dazu gehören umfassende Strategien zur Schmerzbewältigung, Entspannungstechniken, Bewegungstraining, psychotherapeutische Verfahren, hier vor allem die kognitive Verhaltenstherapie. Je nachdem, wie ausgeprägt die Erkrankung ist, setzen die Ärzte als Medikamente in erster Linie Antidepressiva ein. Die Mittel können auch das Ein- und Durchschlafen erleichtern, ohne abhängig zu machen wie andere Schlafmittel (siehe auch Kapitel "Medikamente, Schlafmittel"). Weitere Medikamente wählt der Arzt nur jeweils nach Bedarf, sehr gezielt und zeitlich begrenzt aus. Schmerzmittel sind häufig nicht geeignet.
Weitere Informationen liefert der Ratgeber "Fibromyalgiesyndrom".
Kopfschmerzen, Migräne: Nächtliche Attacken gegen den Schlaf
Bestimmte Kopfschmerzformen und Migräneattacken treten häufig nachts während einer der Schlafphasen auf, und zwar häufig im REM-Schlaf. Migräne kann zudem die Tiefschlafphasen stören. Besonders empfindlich reagieren Menschen, die an Migräne leiden, auf einen Wechsel in ihrem Schlaf-Wach-Rhythmus. Wer unter der Woche kürzer schläft und früher aufsteht, dafür am Wochenende lang schlafen will, hat oft verstärkt mit Migräneanfällen zu kämpfen. Sind die Nächte dagegen regelmäßig lang oder kurz, bessert das eher die Beschwerden.
Experten sind sich weitgehend einig, dass Migräne vom zentralen Nervensystem ausgeht und dabei Nervenbotenstoffe wie das Serotonin eine Rolle spielen. Der Energieaustausch zwischen den Nervenzellen ist störanfälliger, und das natürlich auch im Schlaf. Damit zählen Migräne und verschiedene Kopfschmerzformen auch zu den neurologischen Störungen (siehe nachfolgenden Abschnitt). Eine familiäre Veranlagung ist bei Migräne wahrscheinlich.
Symptome: Durchschlafstörungen und zu frühes Aufwachen durch heftige Kopfschmerzen, die oft unvermittelt nachts oder gegen Morgen einsetzen. Bei einer Migräne können Übelkeit, Erbrechen, Lärm- und Lichtempfindlichkeit sowie einseitige Gefühlsstörungen, etwa im Gesicht oder an den Händen, dazukommen.
Diagnose: Das Beschwerdebild gibt dem Arzt wesentliche Hinweise, ob es sich um Spannungskopfschmerzen, Cluster-Kopfschmerz oder eine Migräne handelt. Er wird eine eingehende körperliche Untersuchung durchführen. Häufig veranlasst er auch Untersuchungen bei einem Nervenarzt (Neurologen), zum Beispiel ein Elektroenzephalogramm, das die Hirnströme aufzeichnet. Bei Bedarf untersucht der Neurologe zudem die gehirnversorgenden Gefäße mit Ultraschall (Farbduplex-Sonografie) und setzt je nach Verdacht weitere bildgebende Verfahren ein, wie eine Computertomografie (siehe auch unten Abschnitt "Neurologische Erkrankungen").
Therapie: Die Behandlung richtet sich nach der Kopfschmerzart. Ziel ist eine nachhaltige Schmerzbewältigung, die neben einer Verhaltenstherapie auch den jeweils angemessenen Einsatz von Medikamenten mit einschließt. Entspannungstechniken und eine gesunde Lebensweise unterstützen die ärztlichen Maßnahmen und helfen zusätzlich, die Schlafprobleme zu bessern (siehe auch Kapitel "Therapie und Selbsthilfe"). Da einige Migränemittel auch zu Schlafstörungen führen können, wird der Arzt seine Verordnungen entsprechend anpassen.
Über die unterschiedlichen Kopfschmerzformen sowie über Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapien können Sie mehr erfahren in den Ratgebern "Kopfschmerzen" und "Migräne".
Neurologische Erkrankungen: Falsche Nervensignale bringen den Schlafrhythmus durcheinander
Im Schlaf sind die Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn höchst aktiv und übernehmen wesentliche Funktionen. Vorübergehende Einflüsse oder chronische Erkrankungen stören diese Aktivitäten und somit auch den geregelten Ablauf der Schlafphasen. Nervenerkrankungen rufen häufig Insomnien hervor. Die Mehrheit der Parkinson-Kranken leidet unter Schlafproblemen. Ebenso treten bei anderen, selteneren Erkrankungen, bei denen Nervenzellen im Gehirn zugrunde gehen, Schlafstörungen auf. Mediziner rechnen auch Entzündungen des Gehirns, wie die Multiple Sklerose, oder Hirntumoren zu weiteren möglichen Auslösern.
Krankheitsbilder, die Nerven und Muskeln betreffen, führen zu einer fortschreitenden Muskelschwäche. Zu diesen neuromuskulären Erkrankungen gehören sogenannte Muskeldystrophien oder Muskelatrophien. Nachts kommt es dann verstärkt zu Atemproblemen, da die zuständigen Muskelfunktionen eingeschränkt sind.
Symptome der genannten Krankheiten: Ein- und Durchschlafstörungen sowie zu frühes Aufwachen, häufig aufgrund nächtlicher Bewegungsstörungen, zum Beispiel der Beine, durch Atemnot, Muskelschmerzen und -krämpfe. Parkinson-Kranke wachen zum Beispiel immer wieder aus dem Tiefschlaf auf, weil sie sich wegen mangelnder Beweglichkeit nicht umdrehen können. Sie schwitzen nachts vermehrt und haben oft Probleme mit der Blase. Verspannungsschmerzen hindern sie häufig am Einschlafen.
Neben den für die einzelnen Krankheitsbilder typischen Symptomen wie unterschiedliche Bewegungsstörungen führen die genannten Gehirnerkrankungen meist zu erhöhter Tagesmüdigkeit, Konzentrationsproblemen, depressiven Verstimmungen. Begleitende Depressionen und Angstzustände verstärken die Schlafstörungen oft noch zusätzlich.
Diagnose und Therapie: Der Hausarzt wird seinen Patienten an einen Neurologen überweisen, wenn der Verdacht auf eine Erkrankung des Gehirns oder auf eine Problematik im Zusammenspiel von Nerven und Muskeln besteht. Eingehende neurologische Untersuchungen, dazu gehören vor allem bildgebende Verfahren, festigen die Diagnose.
Die Behandlung richtet sich nach der Grunderkrankung. Innerhalb der individuellen Behandlungsstrategien wird der Arzt bestehende Schlafprobleme berücksichtigen. Teilweise setzt er Antidepressiva ein, die auch die Schlafqualität verbessern.
Weiterführende Informationen erhalten Sie in den Ratgebern "Parkinson Krankheit (Morbus Parkinson)", "Multiple Sklerose (MS)", "Hirntumore".
- Schlaganfall: Umgehend helfen!
Zu einem Hirninfarkt kann es kommen, wenn erkrankte, "verstopfte" oder gerissene Blutgefäße oder andere Störungen die Durchblutung in einem Gehirnareal behindern beziehungsweise unterbinden. Die betroffenen Nervenzellen leiden unter akutem Sauerstoff- und Nährstoffmangel. Manchmal sind sie auch durch Einblutungen in ihrer Funktion blockiert. Je nach Ausmaß des Schadens sind unterschiedliche Körperfunktionen beeinträchtigt. Vor allem Atmungsstörungen lassen Schlaganfall-Betroffene nachts schlechter schlafen. Viele Erkrankte leiden an Schlafapnoe, die ihrerseits einen Risikofaktor für Schlaganfälle sowie Herzinfarkte darstellt. Die Atemprobleme nach einem Schlaganfall treten durch Lähmungserscheinungen oder Funktionseinbußen an den zuständigen Muskeln auf.
Ein Schlaganfall ist ein Notfall, der sofort im Krankenhaus, am besten in einer Klinik mit einer Schlaganfallstation (Stroke Unit), behandelt werden muss. Die weitere Diagnose und Therapie folgt den entsprechenden Richtlinien und wird individuell auf die Erfordernisse des Erkrankten ausgerichtet.
Erfahren Sie mehr über Warnzeichen, Diagnose und Therapie im Ratgeber "Schlaganfall (Apoplex)".
- Polyneuropathie: Diabetes greift die Nerven an
Nervenstörungen gehören zu den möglichen Folgeerkrankungen eines Diabetes. Die diabetische Polyneuropathie erfasst vor allem die Nervenbahnen in den Beinen und Füßen, aber auch in Armen und Händen. Schmerzen, Kribbeln, Berührungsempfindlichkeit sowie Wadenkrämpfe belasten den Schlaf. Auch das vegetative Nervensystem kann betroffen sein, das unter anderem Herztätigkeit, Kreislauffunktionen, Verdauung, Atmung und Schweißproduktion steuert.
Informieren Sie sich ausführlich über Diabeteserkrankungen sowie mögliche Folgen in den Ratgebern "Diabetes-Typ-1" und "Diabetes-Typ-2" auf unserem Partnerportal www.diabetes-ratgeber.net.
- Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS)
Mediziner stufen diesen vielschichtigen Beschwerdenkomplex inzwischen international als eigenständiges Krankheitsbild innerhalb der Gruppe neurologischer Erkrankungen ein. Kennzeichnend ist ein Zustand anhaltender extremer Erschöpfung, den zahlreiche weitere Symptome begleiten. Frauen erkranken häufiger als Männer. Die Ursachen sind letztlich noch nicht geklärt. Eine genetische Veranlagung, die Folgen von Infektionen mit bestimmten Viren, eine veränderte Immunlage spielen möglicherweise eine Rolle. Die Beschwerden setzen oft plötzlich ein, etwa nach starker körperlicher Anstrengung oder nach einem überstandenen Infekt, zum Beispiel nach einem Pfeifferschen Drüsenfieber. Sie halten dann mehrere Monate an. Mitunter entwickelt die Krankheit sich auch langsam, die Symptome werden im Laufe der Zeit immer stärker.
Symptome: Die Erkrankung beginnt oft akut mit Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen. Typisch sind zudem Halsschmerzen, geschwollene, schmerzende Lymphknoten, Muskelschwäche sowie Schlafstörungen. Auch wenn sie sich längere Zeit ausruhen, geht es an CFS Erkrankten danach nicht wesentlich besser. Manchmal breitet sich die Erschöpfung auch erst allmählich aus. Die ständige niederdrückende Müdigkeit erschwert das Alltagsleben sehr. Die Betroffenen leiden zudem häufig unter Konzentrationschwächen und Gedächtnisproblemen. Viele von ihnen entwickeln Ängste und Depressionen. Stress und körperliche Belastungen können die die Symptome verschlechtern.
Diagnose und Therapie: Das Beschwerdemuster liefert wichtige Anhaltspunkte. Der Arzt schließt zunächst andere organische oder psychische Erkrankungen aus. Die Behandlung schließt eine Reihe von Maßnahmen ein, die sich nach dem individuellen Krankheitsbild richten. Dazu gehören Verhaltens- und Bewegungstherapien sowie eventuell Schmerztherapien. Die Erkrankten lernen, Belastungs- und Erholungszeiten im für sie richtigen Maß aufeinander abzustimmen. Oft heilt ein Erschöpfungssyndrom nach einiger Zeit wieder ganz aus.
Lesen Sie mehr dazu im Ratgeber "Müdigkeit – Kapitel: Chronisches Erschöpfungssyndrom".
- Demenzen: Schlaf nachhaltig verändert
Menschen, die an der Alzheimer-Krankheit oder einer anderen Demenzform leiden, haben häufig ausgeprägte Schlafstörungen. Die Veränderungen im Gehirn führen zu Einschlaf- und Durchschlafproblemen und beeinträchtigen den Tiefschlaf. Oft ist der REM-Schlaf besonders lebhaft. Heftige Träume, Trugbilder und Wahnvorstellungen lassen die Betroffenen nicht nur häufig aus dem Schlaf aufschrecken, sie stehen dann auch oft mitten in der Nacht auf und irren umher. Einige leiden auch unter ausgeprägter Tagesmüdigkeit und schlafen untertags deutlich mehr (Hypersomnie).
Eine Demenzerkrankung bedarf einer speziellen Diagnose, Therapie und Begleitung. Viel Tages- und Sonnenlicht, feste Schlafregeln, Entspannungsübungen sowie gegebenenfalls verhaltenstherapeutische Unterstützung lindern häufig hartnäckige Schlafprobleme.
Erfahren Sie mehr über Demenzerkrankungen im Ratgeber "Alzheimer Krankheit".
Hormonstörungen, Stoffwechselerkrankungen: Auch der Schlaf kommt aus dem Gleichgewicht
Hormone beeinflussen unseren Schlaf-Wach-Rhythmus maßgeblich. Hormonelle Schwankungen und Störungen wirken sich deshalb oft deutlich auf die Schlafqualität aus.
- Hormonschwankungen
Viele Frauen schlafen in den Wechseljahren schlechter, wenn der Hormonhaushalt sich verändert. Dieser Umbruch macht sich teilweise in körperlichen sowie seelischen Beschwerden bemerkbar. Einige leiden unter nächtlichen Schweißausbrüchen, innerer Unruhe, depressiven Verstimmungen. Aber auch jüngere Frauen haben manchmal um die Menstruation und in der Schwangerschaft mit Schlafproblemen zu tun.
Solche Schlafstörungen gehen in der Regel vorbei und lassen sich gut mit einer gesunden, schlaffreundlichen Lebensweise in den Griff bekommen (siehe dazu Kapitel "Therapie und Selbsthilfe").
- Schilddrüsenüberfunktion
Schlafstörungen gehören zu den typischen Symptomen einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose). Die Schilddrüse produziert für unseren Körper wesentliche Hormone, die für viele Abläufe im Organismus unentbehrlich sind. Sie beeinflussen unter anderem auch das zentrale Nervensystem, das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung, die Psyche und vieles mehr. Bei einer Überfunktion bildet die Schilddrüse zu viel Schilddrüsenhormone.
Symptome: Neben Schlaflosigkeit sind weitere kennzeichnende Beschwerden innere Unruhe und Rastlosigkeit, wechselnde Stimmungen, Gereiztheit, schneller Pulsschlag, manchmal Herzjagen und Herzstolpern. Ebenso treten häufig Magen-Darm-Probleme auf, etwa Neigung zu Bauchschmerzen, Durchfall. Oft kommen eine körperliche Unruhe, Händezittern, Schwäche in den Muskeln, Abneigung gegen Wärme, Haarausfall dazu. Typisch ist auch Heißhunger bei gleichzeitiger Gewichtsabnahme.
Diagnose und Therapie: Nach der Krankengeschichte erhält der Arzt ersten Aufschluss durch eine Blutuntersuchung. Gegebenenfalls folgen weitere Untersuchungen wie Ultraschallaufnahmen oder eine Schilddrüsenszintigrafie. Mit der Therapie der Schilddrüsenstörung, in der Regel mit Medikamenten, die die Hormonproduktion normalisieren, bessern sich auch die Schlafprobleme.
Lesen Sie mehr daüber im Ratgeber "Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)".