Knieschmerzen - Therapien

Eingriffe am Knie sind teilweise auch mittels Arthroskopie möglich
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Bewegung im richtigen Maß stärkt den Stoffwechsel im Gelenk
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Konservative Behandlung des Knies: Bald wieder aktiv werden
Häufig braucht das Knie vorübergehend einfach etwas Ruhe, zum Beispiel bei einem unkomplizierten Bänderriss. Im Anschluss trägt eine Physiotherapie (früher: Krankengymnastik) zur Kräftigung bei. Zu den konservativen Maßnahmen gehören außerdem die physikalische Therapie im Rahmen der Physiotherapie, eine Versorgung mit Hilfsmitteln wie eine Orthese (siehe unten) oder Bandage, eine Schuhzurichtung, Sohleneinlagen, Gehstützen oder Stock, und bei Bedarf eine Schmerzbehandlung mit Medikamenten.
Physiotherapie: Die Übungsbehandlung (Krankengymnastik) ist praktisch die wichtigste konservative Strategie, um ein krankes Gelenk wieder nachhaltig fit zu machen. Bleibt es nämlich längere Zeit inaktiv, verkümmert die zuständige Muskulatur, und das Gelenk wird schlechter durchblutet. Außerdem wird oder bleibt es instabil, Schwellungen und Schmerzen gehen nicht wirklich zurück. Eine Arthrose beispielsweise kann sich verschlechtern.

Knieübung mit Theraband
© W&B/Maurice Kohl
Die Übungen werden individuell zusammengestellt und sind so ausgelegt, dass das Gelenk, falls möglich, dosiert belastet und vor allem im richtigen Maß bewegt wird. Verschiedene Belastungsstufen können dann über angeschlossene Trainingseinheiten erreicht werden.
Gelenke, die in ihrer Beweglichkeit zwangsweise eingeschränkt sind, weil sich zum Beispiel Muskeln, Sehnen oder Kapselgewebe verkürzt haben (Kontraktur), können manuell oder maschinell passiv bewegt und beweglicher gemacht werden (Mobilisation). Anschließend kann sich die Behandlung aufs Üben verlagern. Falls eine Kontraktur physiotherapeutisch nicht mehr gelöst werden kann oder knöchern ist, muss sie allerdings operativ beseitigt werden.
Der aktiven Übungsbehandlung stellen Physiotherapeuten oft Massagen voran, um zunächst Muskelverspannungen zu lösen. Danach werden die Muskeln gedehnt und schließlich in Übungsfolgen aktiv angespannt und gekräftigt. Dazu erhalten die Betroffenen Informationen und praktische Anleitungen über kniefreundliches Verhalten im Alltag (siehe Kapitel "Knieschmerzen: Aktivprogramm Knie" in diesem Beitrag).
Zur Physiotherapie im weitesten Sinne gehört auch die manuelle Therapie oder Chirotherapie.
Die physikalische Therapie umfasst Anwendungen wie Elektrotherapie, Kälte und Wärme, Balneotherapie wie Schwefel-, Schlamm-, Moorbäder- (Fango) oder Meerwasser-Bäder (Thalassotherapie) und Bewegungsbäder.
Im Rahmen der Elektrotherapie werden Wechsel- und Gleichstrom, Kurz- und Mikrowellen sowie Ultraschall genutzt. Konkrete Anwendungen sind hier die Iontophorese und hydroelektrische Bäder wie das Stangerbad. Alle diese Verfahren haben zum Ziel, die Durchblutung und den Stoffwechsel im erkrankten Bereich zu verbessern, Entzündungsvorgänge zu mildern, verspannte und verhärtete Muskeln zu lockern und gereizte Sehnen- und Bandstrukturen zu beruhigen. Alles in allem lassen sich so auch Schmerzen lindern.
Nicht angewendet werden darf die Strombehandlung bei Patienten mit einem Schrittmacher oder Metallimplantat, ferner bei einer Thrombose oder Hautverletzung.
Orthese: Manchmal ist zunächst nur passives Bewegen durch den Physiotherapeuten erlaubt, sodann geschütztes aktives Bewegen mit einer Orthese, zunächst als Teil-, dann als Vollbelastung.
Orthesen werden zur vorübergehenden kompletten oder anteiligen Ruhigstellung oder verordnet. Einsatzgebiete sind unter anderem Band-, Meniskus- und Kniescheibenverletzungen und Training nach überstandener Bandverletzung oder einer Knieoperation aus anderem Anlass.
Es gibt Schienen oder Schienen-Spangenapparate (auch Tutoren) in Form mehrteiliger, leichter Konstruktionen aus festen und flexiblen Materialien, beispielsweise Karbon, Metall oder elastisches, textiles Material.
Verfügbar sind verschiedenste Modelle, reine Rahmenkonstruktionen mit einem Metall-Winkelgelenk und ausgesparter Kniescheibe, oder Ausführungen mit Kniekehlenpolster und Kniescheibenführung.
Die Schiene lässt sich mit Klettverschlüssen am Ober- und Unterschenkel befestigen. Der Apparat wird mit leicht angewinkelter Beuge-Voreinstellung geliefert, kann jedoch an den individuell einzustellenden Kniewinkel angepasst werden.
Stützbandage: Bei leichteren Knieproblemen genügen meist hochwertige, stützende Bandagen. Das sind Hülsen aus elastischem Strickmaterial mit anatomischer Passform und besonderer Führung der Kniescheibe über ein Polster (Pelotte) oder ähnliches. Sie werden über das Knie gezogen und üben einen dosierten Druck oder Massageeffekt auf das Gewebe aus. Bei Bewegungen wie Gehen, Stehen, Wandern, Treppensteigen entlasten sie das Kniegelenk und können Schmerzen lindern helfen. Anwendungsmöglichkeiten für Kniebandagen sind zum Beispiel Reizzustände bei Arthrose und Arthritis. Bandagen können ebenfalls vom Arzt verordnet werden. Es gibt sie in der individuell passenden Größe.
Schuhzurichtungen, Einlagen: Der Orthopäde entscheidet, ob zum Beispiel Einlagen sinnvoll sind und wenn ja, welcher Art. Darüber hinaus ist immer die Übungsbehandlung wichtig, um die Muskulatur, die das Knie führt, zu kräftigen und das Knie zu stabilisieren (siehe oben).
Medikamente: Häufig werden sogenannte nicht steroidale, kortisonfreie Antirheumatika (NSAR) eingesetzt. Die Medikamente wirken entzündungshemmend, schmerzlindernd und können innerlich als Tabletten wie auch äußerlich (als Salbe, Gele, Pflaster, Spray) angewandt werden. Spritzen ins Gelenk können Arzneistoffe wie Kortison direkt vor Ort wirken lassen; bei Arthrose zum Beispiel zeigen aktuelle Studien jedoch keinen Nutzen. Bei Injektionsbehandlungen mit Mitteln wie zum Beispiel Hyaluronsäure oder Eigenblutaufbereitungen (Autologes Plasma) ist die Nutzenbewertung uneinheitlich oder umstritten.
Ob ein solcher Weg sinnvoll ist, wird der Arzt nicht zuletzt wegen des Infektionsrisikos individuell sehr sorgfältig abwägen. Hauterkrankungen, Hautschäden oder Infektionen in der Umgebung der Injektionsstelle sind Gegenanzeigen.
Gegen Erkrankungen wie Rheuma werden außerdem sogenannte krankheitsverändernde Medikamente, darunter Arzneistoffe wie Methotrexat, und im zweiten Schritt sogenannte Biologicals eingesetzt. Gegen bakterielle Gelenkinfektionen kommen Antibiotika zum Einsatz.

Häufig, aber nicht immer notwendig: Kniegelenkersatz
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Knie-Operation: Schlüssellochchirurgie oder klassisch
Die sogenannte Schlüssellochchirurgie ist eine minimal invasive Technik mit nur millimetergroßen Schnitten. Demgegenüber wird bei der klassischen Gelenkeröffnung (Arthrotomie, offene Gelenkoperation) weiträumiger gearbeitet. Allerdings streben Operateure immer möglichst kleine Schnitte an. Wenn zum Beispiel eine Teilprothese (Unikompartmentersatz, unikondyläre Prothese, Schlittenprothese) ausreicht, da der Gelenkschaden begrenzt ist, kann sie minimal-invasiv relativ schonend eingesetzt werden. Der Verletzungsgrad ist bei dieser Technik normalerweise deutlich geringer, sie geht schneller, ist häufig ambulant möglich, und der Heilungsprozess ist kürzer.
Über eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) wiederum sind folgende Maßnahmen am Knie möglich: Naht eines gerissenen Bandes oder dessen Neuaufbau (Bandplastik), Reparatur von Meniskusrissen oder Entfernen von gerissenen, sich einklemmenden Meniskusteilen, Entfernen eines freien Gelenkkörpers, entzündeter Kapselfalten, Anheften eines abgelösten Knorpelstückchens, Knorpelzellverpflanzung, Knorpel-Knochentransplantation.
Im Rahmen klassischer Operationen werden außer dem totalen Gelenkersatz (Vollprothese, TEP) unter anderem Gelenkfehlstellungen korrigiert oder Gelenkversteifungen durchgeführt.
Hinweis: Da sich die Operationstechniken – einschließlich computergestützter Techniken und Roboternavigation beim Operieren – ständig weiterentwickeln, sind Aussagen darüber, was als Standard gilt, schnell veraltet und daher in diesem Beitrag nicht möglich.