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Überblick über das Symptom und mögliche Ursachen

Gesichtsschmerzen beziehen sich auf das Gesicht im engeren Sinn: Schläfen, Wangen, Kieferpartien einschließlich Kiefergelenk bis zu Ohren, Nase, Mund- und Augenumgebung mit den formenden Knochen, den Knorpelanteilen, Gesichtsmuskeln und der Haut. Dazu zählen auch Rachen, Gaumen und Zunge.

Gesichts- und Kopfschmerzen sind nicht unbedingt dasselbe!

Manche Beschwerdebilder, beispielsweise die sogenannten trigeminoautonomen Kopfschmerzen, ähneln den Gesichtsschmerzen oder überlappen sich teilweise mit ihnen.

Schmerzen im Stirnbereich in Verbindung mit Kopfschmerzen gehören in der Regel ebenfalls in die Rubrik Kopfschmerzen.

Dieser Beitrag sagt Ihnen, welche Ursachen bei Gesichtsschmerzen infrage kommen und wie der Arzt weiter vorgeht, insbesondere wenn er keine konkrete Schmerzquelle finden kann.

Es gibt auch unterschiedliche Formen von Gesichtsschmerzen

Mediziner kennen unterschiedliche Formen des Gesichtsschmerzes, je nachdem, wo und wie die Beschwerden auftreten (akut oder chronisch), von wo sie ausgehen und ob sich Krankheitsursachen benennen lassen (symptomatische Schmerzen) oder nicht (idiopathische Schmerzen).

Schmerzen: eher örtlich begrenzt oder ausgedehnt?

Die Schmerzen konzentrieren sich häufig auf den Bereich um Nase, Augen und Mund oder Kinn. Sie können sich aber auch über die gesamte Gesichtsfläche ausdehnen.

Und: Sie können auf einer oder beiden Gesichtshälften auftreten und entlang bestimmter Nerven und ihrer Äste sowie im Kieferbereich verlaufen. Manchmal schließen die Schmerzen sogar Nacken, Schultern und die obere Rückenpartie mit ein.

Gesichtsschmerzen – Hauptschmerzorte (interaktive Grafik)

Im gesamten Gesicht: Anhaltender Gesichtsschmerz (idiopathisch)

Schmerzen bei Augenkrankheiten (meist einseitig, z.B. Glaukomanfall)

Kraniomandibuläre Dysfunktion (meist beidseitig)

Tolosa-Hunt-Syndrom (einseitig)

Zahnschmerzen

Trigeminusneuralgie (ein- oder beidseitig)

Nebenhöhlenentzündung

Schmerzen bei/nach Gesichtsrose (Zoster-Neuralgie, meist einseitig)

Gesichtsschmerzen (für mehr Hinweise auf die Beschriftungen gehen (mobil: blaue Punkte). Anm.: Der Trigeminusnerv (grauer Pfeil: 1. Ast) verursacht selten Augenschmerzen. Zahnschmerzen: Lokalisation beispielhaft

Gesichtsschmerzen: Wann zum Arzt?

Plötzliche, heftige Schmerzen im Gesicht und in Abständen immer wiederkehrende Schmerzattacken sollte immer ein Arzt abklären. Das gilt auch für Beschwerden, die sich längerfristig festsetzen.

Das Leiden kann sich spontan oder als Reaktion auf bestimmte Reize in heftigen Schüben einstellen, gefolgt von beschwerdefreien Phasen. Das sind zum Beispiel typische Kennzeichen einer Trigeminusneuralgie.

Oder die Beschwerden stellen sich als mehr oder minder starker Dauerschmerz ein, wie beim anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerz. Es ist ein schwierig zu fassendes, chronisches Schmerzgeschehen mit unklarer Ursache. Patienten mit solchen Dauerbeschwerden haben oft schon viele Ärzte aufgesucht und teils unnötige Eingriffe über sich ergehen lassen.

Ein vertrauensvolles Verhältnis zum Hausarzt, der die Krankengeschichte des einzelnen Patienten gut kennt, ist eine wichtige Voraussetzung, um gleich die richtige Richtung bei der Diagnosestellung einzuschlagen. Davon hängt auch eine schnellstmöglich greifende Therapie ab – bei so quälenden Beschwerden wie Gesichtsschmerzen ein vorrangiges Ziel. Gut vorbereitet in das Gespräch mit dem Arzt zu gehen ist für beide Seiten vorteilhaft.

Ein Finger sticht sich an einem Kaktus

Wie Schmerz entsteht

Schmerzen sind ein Alarmsignal des Körpers. Je nach Ursache fühlen sie sich unterschiedlich an. Wie Schmerzen entstehen und welche Arten es gibt. zum Artikel

Mögliche Ursachen von Gesichtsschmerzen

  • Störungen im Nervensystem

Zu den wichtigsten Schmerzquellen im Gesicht gehören Störungen in den Nerven, die entsprechende Gesichtsbereiche versorgen. Nervenschmerzen heißen in der Fachsprache Neuralgien. Die dabei auftretenden, sehr intensiven Schmerzen schießen oft blitzartig ein und werden als schneidend oder bohrend empfunden. Andere Reize, beispielsweise Berührung, Kälte, Licht, können sie auslösen beziehungsweise triggern.

Im Gesicht am häufigsten ist eine Trigeminusneuralgie, teils als Folge anderer Erkrankungen, teils unbekannter Ursache.

Erkrankungen wie die Multiple Sklerose können bei Gesichtsschmerzen zum Beispiel in Form einer Trigeminusneuralgie oder Trigeminusneuropathie eine Rolle spielen.

Des Weiteren kann ein Herpes zoster, besser bekannt unter dem Namen Gürtelrose (hier: Gesichtsrose), akute und chronische Beschwerden an den erkrankten Zonen auslösen. Nach überstandener Herpeserkrankung setzt sich mitunter eine äußerst unangenehme Neuralgie (postherpetische Zosterneuralgie) fest, oder diese kehrt nach einiger Zeit wieder. Das kommt häufiger bei älteren Menschen vor.

Daneben gibt es weitere Ursachen im Bereich des (zentralen oder peripheren) Nervensystems. Dazu zählen etwa ein Schlaganfall, Hirntumoren oder Veränderungen, die auf andere Weise Druck auf Hirnnerven ausüben. Dies kann zum Beispiel durch ein ungünstig im Kopf verlaufendes Blutgefäß geschehen (Schlinge, unübliche Lage oder Ausbuchtung, Aneurysma genannt).

Noch zur Erklärung: Hirnnerven haben ihren Ursprung in Nervenkernen im Gehirn. Sie versorgen vor allem Kopf und Hals.

Was ist eigentlich Augenmigräne?

  • Mit Augenmigräne (auch: ophthalmische oder okulare Migräne) sind vorübergehende Sehstörungen auf einem oder beiden Augen (Aura) in Verbindung mit einer Migräne gemeint.
  • Aura: Kurzzeitig auftretende neurologische Störungen bei Migräne: etwa Augenflimmern, Lichtblitze, gezackte Figuren, "blinde Flecken" im Blickfeld. Die Phänomene betreffen beide Augen (lässt sich prüfen, wenn man die Augen nacheinander mit einer Hand abdeckt). Die Aura geht den Migränekopfschmerzen voraus oder leitet sie ein. Die Kopfschmerzen können mitunter auch fehlen: isolierte Aura (im Allgemeinen bei denen, die oft an Migräne mit Aura leiden).

  • Retinale Migräne: Migräne ohne Aura, aber mit kurzem einseitigem Sehverlust.
    Retina steht für Netzhaut. Bei dieser sehr seltenen Form der Migräne tritt vorübergehend ein Sehverlust auf einem Auge auf. Dauer: kurz, bis höchstens etwa eine Stunde. Begleitend oder anschließend Migränekopfschmerzen.

    Wenn bei mutmaßlicher "Augenmigräne" und / oder Sehverlust noch keine Diagnose gestellt wurde, unbedingt vom Augenarzt untersuchen lassen!

Die einstmals so genannte "ophthalmoplegische Migräne" dagegen ist eine Störung, die durch einseitige Gesichtsschmerzen und wiederholte Lähmungen einer oder mehrerer Hirnnerven gekennzeichnet ist. Betroffen ist meist der dritte, für Augenbewegungen zuständige Hirnnerv (Nervus oculomotorius).

Es beginnt mit einseitigen Kopfschmerzen, innerhalb von zwei Wochen treten dann auch Augenmuskellähmungen auf. Die entsprechenden Symptome hängen davon ab, welche Anteile des Nervs beziehungsweise welche Augenmuskeln betroffen sind. Zum Beispiel können Doppelbilder auftreten und das Augenlid auf der betroffenen Seite herabhängen.

Das ebenfalls seltene Krankheitsbild gilt gemäß Einteilung der internationalen Kopfschmerzgesellschaft inzwischen als Neuropathie, also als eine Störung der betroffenen Hirnnerven (ophthalmoplegische Neuropathie). Ärzte behandeln wegen der schmerzhaft-entzündlichen Komponente nach genauer Diagnosesicherung hier mitunter mit Kortison.

Eine spezielle Form ist das sogenannte Tolosa-Hunt-Syndrom mit starken, bohrenden Schmerzen in der Umgebung eines Auges, gefolgt von gleichseitigen Hirnnervernlähmungen. Dabei kann auch die Beweglichkeit der Pupille beeinträchtigt sein. Ursächlich kommen Entzündungsvorgänge und andere Erkrankungen im Gehirn oder in der Augenhöhle infrage.

Kopfschmerzen

Migräne

Kennzeichen einer Migräne sind Kopfschmerzattacken, die zusammen mit Symptomen wie Übelkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit auftreten. Die Migräne wird vor allem mit Medikamenten behandelt. zum Artikel

  • Probleme im Bereich der Kaumuskulatur und des Kiefergelenks

Mögliche, keineswegs unbedeutende Schmerzverursacher sind außerdem Probleme im Bereich der Kaumuskulatur und des Kiefergelenks. Schmerzen, die besonders beim Kauen oder bei Kiefergelenksbewegungen ausgelöst werden, können unter anderem auf eine sogenannte kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD, auch Myoarthropathie) hinweisen.

Davon sind häufiger junge Erwachsene und mehr Frauen als Männer betroffen. Unbewusstes Zähnepressen und -knirschen nachts (Bruxismus) oder auch tagsüber gilt als Risikofaktor für eine CMD.

  • Erkrankungen der Augen, Nasennebenhöhlen, Zähne

Einige Augenkrankheiten, zum Beispiel der grüne Star (Glaukom-Anfall), Nasennebenhöhlenerkrankungen, beispielsweise Nasennebenhöhlenentzündungen, Zahn- und Kieferprobleme (außerhalb des Kiefergelenks, siehe dazu oben) stehen bei Gesichtsschmerzen mit auf der Checkliste.

Sie weisen aber meist weitere eigenständige Symptome auf, die auf die richtige Spur helfen.

  • Probleme im Hals und Nacken: Schäden an der Halswirbelsäule, Muskelverspannungen, Zungenbrennen

Auch Probleme an der Halswirbelsäule und Muskelverspannungen im Nacken oder Schultergürtel kommen gelegentlich als Ursachen für symptomatische Gesichtsschmerzen infrage.

Des Weiteren gehört Zungenbrennen zu den Auslösern von Gesichtsschmerzen. Oft reichen die Schmerzempfindungen über die Zunge hinaus bis in die Mundschleimhaut. Begleitend sind weitere Missempfindungen im Mund möglich, zum Beispiel Veränderungen des Geschmackssinnes.

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Gesichtsschmerzen: Diagnose und Therapie

Kopf- und Gesichtsschmerzen voneinander abzugrenzen, ist oft nicht leicht möglich. Ärzte sprechen meist von kraniofazialen Schmerzen, ein Begriff, der beide Aspekte in sich vereint. Es ist aber wichtig, jeweils die Ursachen und mögliche Risikofaktoren, zum Beispiel seelische und soziale Belastungen, herauszufiltern. Die Symptome gilt es richtig einzuordnen. Dann lässt sich meist auch die Therapie entsprechend gestalten.

Wichtige Hinweise können dem Arzt die Krankengeschichte und eine genaue Beschreibung der Schmerzen selbst geben, also wann, wo und wie sie auftreten und wie ausgeprägt sie sind.

Zusätzlich liefern die körperlichen ("klinischen") Befunde, die der Arzt beziehungsweise Facharzt erhebt, und häufig auch technische Untersuchungen die Grundlagen für die Diagnose. Bluttests und bildgebende Verfahren wie Ultraschalluntersuchungen, Magnetresonanztomografie oder Röntgenverfahren können richtungweisend sein, ebenso spezielle elektrophysiologische Untersuchungsverfahren und schließlich die Entnahme kleiner Gewebeproben aus Nerven (Biopsie).

Gefragt sind nach dem Hausarzt, dem stets wichtige Steuerungsfunktionen zukommen, oftmals Ärzte verschiedener Fachrichtungen wie Neurologen, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Zahnärzte, Kieferorthopäden, Orthopäden, Internisten sowie Psychotherapeuten.

In den einzelnen Kapiteln dieses Beitrags erfahren Sie mehr zu Ursachen, Diagnose und Therapie von Krankheitsbildern mit Gesichtsschmerzen.

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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.