Fieber: Hormone & Co. als Auslöser

Manchmal steckt die Schilddrüse hinter Fieber
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Schilddrüsenerkrankungen
Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
Verschiedenste Ursachen, darunter Entzündungen können die Schilddrüse aus dem Lot bringen und in eine Überfunktion treiben. Dabei schüttet die Drüse zu viel Hormone – die zentralen Schilddrüsenhormone Tetrajodthyronin (T4) und Trijodthyronin (T3) – aus.
Das zieht vielfältige Beschwerden nach sich, unter anderem eine Störung der Temperaturregelung, da die Schilddrüsenhormone unter anderem den Energieumsatz steuern.
Energieverbrauch erzeugt Wärme, bei Schilddrüsenüberfunktion ist der Verbrauch erhöht. Die Körpertemperatur kann auf 38 °C ansteigen. Die Betroffenen haben eine warme, feuchte Haut, schwitzen vermehrt, sind sehr empfindlich gegenüber Wärme oder vertragen sie schlecht (Wärmeintoleranz). Weitere Informationen zu Diagnose und Therapie im Ratgeber "Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)".

Schilddrüse: Das kleine schmetterlingsförmige Organ liegt vorne im Hals
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Entzündungen der Schilddrüse
Akute eitrige Schilddrüsenentzündung, akut-subakute Thyreoiditis de Quervain: Diese Bezeichnungen stehen für zwei völlig unterschiedliche und seltene Entzündungen der Schilddrüse.
- Eine akute, eitrige Entzündung der Schilddrüse entsteht durch Bakterien. Die Hormonlage der Schilddrüse bleibt trotz der Entzündung normal.
Symptome: Vorne am Hals, wo die Schilddrüse sitzt, treten Schmerzen, eventuell auch eine Schwellung, zumindest aber eine starke Berührungsempfindlichkeit auf, begleitet von Fieber. Lymphknoten in der Schilddrüse und in ihrer näheren Umgebung, vor allem am Hals und Nacken, können anschwellen und schmerzen.
Die Erkrankung muss zügig festgestellt und mit geeigneten Antibiotika behandelt werden, da sonst die Gefahr der Vereiterung (Abszess) droht. Da müsste dann der Chirurg eingreifen. Richtungweisende Parameter findet der Arzt neben dem klinischen Untersuchungsbefund eventuell im Blut, das auf Erreger untersucht wird (sogenannte Blutkulturen).
Zielführend für die Diagnose sind meist die Sonographie der Schilddrüse (Ultraschalluntersuchung) und die Untersuchung einer Gewebeprobe aus der Schilddrüse (Feinnadelbiopsie). Sie wird auch wegen der Möglichkeit, den Erreger darin nachzuweisen, angestrebt. - Bei der akut-subakuten Thyreoiditis de Quervain ist der Hergang unklar. Oft geht ein Virusinfekt der Atemwege voraus. Veranlagung spielt ebenfalls eine Rolle. Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer, meist im mittleren Lebensalter. Anfangs kann es zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommen, die im Verlauf dann manchmal in ihr Gegenteil umschlägt, sich aber anschließend meist wieder normalisiert.
Sympotome: Die Patienten fühlen sich schlapp und krank. Die Schilddrüse (vorne am Hals) kann mitunter druckschmerzhaft sein. Fieber ist möglich, Lymphknoten schwellen nicht an.
Die Diagnose ergibt sich ebenfalls aus den Angaben der Patienten zu den Beschwerden, aus Blutwerten und Ultraschallbefunden. Eine Szintigrafie der Schilddrüse und die Entnahme einer Gewebeprobe (Feinnadelbiopsie) sind meist nicht nötig.
Es gibt hier nur eine symptomatische Behandlung, was bedeutet: Fieber und Schmerzen mit einem entzündungshemmenden Medikament senken. Bei starken Schmerzen durch die Entzündung im Halsbereich setzt der Arzt vorübergehend Kortison ein. In der Regel bessert sich das Befinden dann schnell.

Harnwege in der Übersicht; dazu: Niere mit aufsitzender Nebenniere (Schemazeichnung)
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Erkrankungen der Nebennieren
- Nebennierenunterfunktion (Insuffizienz): Die Nebennieren sitzen wie kleine Kappen auf den Nieren. Es sind Hormondrüsen, die so wichtige Stoffe bilden wie Kortisol, eines der körpereigenen Steroidhormone, und Aldosteron, den Regler des Salz- und Flüssigkeitshaushalts sowie des Blutdrucks.
Diese Hormone werden in der Rindenzone der Nebennieren gebildet. Weiter innen, in der Markzone, entstehen Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin, die Botenstoffe des autonomen (vegetativen) Nervensystems. Ärzte unterscheiden bei einer Unterfunktion der Nebennieren eine primäre und sekundäre Form.
Im Hinblick auf Fieber ist vor allem die primäre Unterfunktion der Nebennierenrinde, die Addison-Krankheit (Morbus Addison), relevant. Sie entsteht am häufigsten durch immunologische Störungen. Bei der Erkrankung kann es durch Kortisolmangel zu Fieber kommen.
Symptome: Im Vordergrund der Symptome stehen eine ausgeprägte körperliche Schwäche und Muskelschwäche, bräunliche Hautverfärbungen im Bereich von Operationsnarben, an der Handinnenfläche und Mundschleimhaut, Kreislaufbeschwerden und Gewichtsverlust.
Bei akuten Belastungen kann die Hormonschwäche sich zur sogenannten Addison-Krise steigern. Dabei tritt häufig Fieber auf (Austrocknungsfieber durch extremen Flüssigkeitsverlust), und es kann ein lebensbedrohliches Kreislaufversagen folgen.
Weitere Informationen, auch zu Diagnose und Therapie, im Ratgeber "Nebennieren-Insuffizienz".
- Phäochromozytom: Schwitzattacken, Herzrasen, Kopfschmerzen, Blutdruckkrise: Das sind mögliche Zeichen einer Überfunktion des Nebennierenmarks, die insgesamt aber nur selten vorkommt.
Meist ist ein hormonproduzierender Tumor die Ursache. Mit Fieber sollten die Schwitzattacken allerdings nicht verwechselt werden. Auch hier handelt es sich ähnlich wie bei einer Überfunktion der Schilddrüse um eine thermoregulatorische Störung. Mehr zu der Erkrankung im Ratgeber "Bluthochdruck", Kapitel Diagnose"
Wechseljahre: Hitzewallungen, Flush
Hitzewallungen in der Zeit des hormonellen Umbruchs: Die haben natürlich nichts mit Fieber zu tun, auch wenn die "fliegende Hitze" betroffenen Frauen ganz schön ins Schwitzen bringen kann.
Ursache ist wiederum eine veränderte Temperaturregulation im entsprechenden Zentrum im Gehirn – dieses Mal sind die sinkenden Blutspiegel der weiblichen Geschlechtshormone am Beginn des Klimakteriums schuld, vor allem der Östrogenentzug. Dabei wird der Sollwert der Körpertemperatur kurzfristig verstellt.
Der Körper folgt den Kommandos gezwungenermaßen und gibt zunächst vermehrt Wärme ab. Dazu erweitern sich die Blutgefäße der Haut der Arme, am Brustkorb, Hals und im Gesicht.
Der gesamte Bereich entspricht dem Ausbreitungsgebiet des Sympathikus-Nervensystems, das hier den Ausschlag gibt. Es kommt zu einem sogenannten Flush. Anschließend verengen sich die Gefäße, da der Sollwert wieder steigt, die Betroffenen frieren oder haben leichten Schüttelfrost.
Symptome: Typisch sind eine minutenlang, selten bis zu einer Stunde anhaltende anfallsartige Rötung der Haut im Bereich der oberen Körperhälfte. Die Wallungen werden als eine am Kopf oder Hals beginnende Woge der Wärme empfunden.
Es folgen heftige Schweißausbrüche, die entweder nur an einzelnen Stellen (Achselhöhlen) oder großflächig auftreten können. Die Anfälle geschehen zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit. In der Nacht stören sie den Schlaf meist empfindlich.
Möglich sind im Zuge der Wallungen auch Schwindelgefühle und ein beschleunigter Herzschlag. Nach dem Flush setzt, wie schon erwähnt, ein vermehrtes Kältegefühl ein. Es kann zu Beginn der Wechseljahre manchmal auch ohne Hitzewallungen auftreten.
! Achtung: Auch Stress, Kaffee und Alkohol können das Blut in Wallung bringen. Im Anschluss die besten Tipps, wie Sie Wechseljahrbeschwerden in den Griff bekommen.
Neuroendokrine Tumoren (NET)
Hitzewallungen (Flush), also die plötzliche Erweiterung von Blutgefäßen der Haut im Bereich der oberen Körperhälfte, verbunden mit dem Gefühl der Hitzeüberflutung, Herzrasen und starkem Schwitzen und Rötung der Haut – gibt es das etwa auch außerhalb der Wechseljahre und / oder auch bei Männern?
Durchaus. Zuvor war ja schon vom Phäochromozytom, das gewisse Ähnlichkeiten aufweist, die Rede. Ein weiterer, seltener Ursprung von Flush-Symptomen sind bestimmte Geschwulsterkrankungen im Verdauungstrakt oder in den Bronchien, sogenannte neuroendokrine Tumoren.
Früher hießen sie Karzinoide, was für tumorähnliche Geschwülste steht. Der Begriff neuroendokrin verweist darauf, dass diese Tumoren sich biologisch von Nervengewebe ableiten lassen und zusätzlich Hormone bilden können. Da Nervengewebe praktisch überall im Körper vorkommt, treten sie an vielen Stellen auf.
Bilden sie Hormone, kann das zu unterschiedlichen, aber typischen Beschwerden führen, darunter die oben genannten Flush-Erscheinungen. Dazu kommt es vor allem in einem fortgeschrittenen Stadium, wenn der Abbau des verantwortlichen Hormons, hier vor allem Serotonin, in der Leber gestört ist. Zu weiteren möglichen Symptomen gehören unter anderem Asthmaanfälle, Durchfälle, Gewichtsverlust, schwere Hautveränderungen.
Zur Diagnostik dienen neben Laboranalysen (Serotonin im Blut, 5-Hydroxyindolessigsäure, ein Abbauprodukt von Serotonin im Urin) und bildgebenden Verfahren vor allem spezielle szintigrafische Techniken, darunter eine Somatostatin-Rezeptor-Szintigrafie (sogenannter Octreotid-Scan).
Zur Behandlung gehören unter anderem operative Verfahren. Außerdem werden bestimmte Medikamente eingesetzt, darunter Somatostatinanaloga. Somatostatine sind körpereigene "Gegenhormone", die im Regelsystem der Hormone eine wichtige Rolle spielen. Sie hemmen zum Beispiel die Ausschüttung verschiedener Verdauungsenzyme. Somatostatinanaloga sind künstliche Somatostatin-Kopien, die arzneilich wirken.
Um Fieber bei anderen Tumoren geht es im Kapitel "Fieber bei Tumoren"in diesem Ratgeber.