Blutungen außerhalb der Regel: Krebs im Genitalbereich

Krebsfrüherkennung: Auch jüngere Frauen sollten regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen
Bestimmte bösartige Tumoren der äußeren und inneren Geschlechtsorgane können Zwischenblutungen auslösen.
1. Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)
Symptome: Blutungen außerhalb der Regel beziehungsweise nach der Menopause sowie Blut im Ausfluss sind immer Warnzeichen, die eine Frau umgehend zum Arzt führen sollten. Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr, Schmerzen im Beckenbereich stellen weitere mögliche Symptome dar, ebenso stark riechender, wässriger Ausfluss. Häufig entwickeln sich Krebserkrankungen, so auch Veränderungen am Gebärmutterhals anfangs jedoch, ohne auffällige Beschwerden zu bereiten. Aus diesem Grund sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen so wichtig.
Ursache: Am häufigsten erkranken Frauen im Alter zwischen Mitte 30 bis Mitte 50 und dann wieder ab etwa 70 Jahren an Gebärmutterhalskrebs. Ursache sind in der Regel sogenannte humane Papilloma-Viren (Warzenviren), mit denen sich eine Frau schon in jungen Jahren angesteckt haben kann, ohne es zu bemerken. Die Viren nisten sich nach einer Erstinfektion mitunter in den Gebärmutterhalszellen ein und sind dort über viele Jahre hinweg unerkannt aktiv. Auch nach einer Konisation des Gebärmuttermunds kann es wieder zu einer aktiven Infektion mit Papillomviren kommen. Eine HPV-Impfung kann hier jeweils vorbeugen. Sie wird Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren (Nachholung bis 17 Jahren) empfohlen.
Allerdings verändern nicht alle Virentypen die Zellen bösartig. Und selbst eine Infektion mit den sogenannten Hochrisikotypen muss nicht unbedingt Krebs auslösen. Mediziner nehmen an, dass vorhandene Entzündungen im Genitalbereich einen solchen ungünstigen Verlauf fördern könnten. Als weitere Risikofaktoren gelten unter anderem Rauchen oder Therapien, die das Immunsystem unterdrücken (zu Diagnose und Therapie siehe weiter unten).
2. Gebärmutterkrebs (Gebärmutterkörperkrebs, Endometriumkarzinom)
Symptome: Blutungen nach der Menopause sind ein deutliches Frühsymptom. Bei unregelmäßigen Blutungen außerhalb der Regel sowie Blut im Ausfluss sollte eine Frau immer umgehend zum Arzt gehen. Ein blutig-eitriger oder fleischfarbener Ausfluss, Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr und Unterleibsschmerzen können ebenfalls auf eine bösartige Veränderung hinweisen. Es ist für Frauen jeden Alters wichtig, die entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrzunehmen.
Ursache: Gebärmutterkrebs kommt vor allem bei Frauen im höheren Lebensalter, nach den Wechseljahren, vor. Dann auftretende Blutungen haben eine andere Wertigkeit und gehören natürlich nicht mehr in den Bereich der Zyklusstörungen. Zu den weiteren Risikofaktoren zählen unter anderem Übergewicht, Kinderlosigkeit, Diabetes oder ein erblich bedingter Darmkrebs, das HNPCC (hereditary Non-Polyposis colorectal Cancer)- Syndrom, auch Lynch-Syndrom genannt. Bei dieser Erkrankung entsteht gelegentlich Krebs an mehreren Organen gleichzeitig.
Eine erhöhte Wirkung der Östrogene könnte ebenfalls die Krebsentwicklung fördern. Die Geschlechtshormone nehmen auf natürliche Weise über längere Lebensphasen Einfluss, wenn etwa die Periode früh und die Menopause erst spät eingesetzt hat. Ebenso spielt mitunter eine ausgedehnte Hormonersatztherapie ohne ausreichenden "Gestagenschutz" eine Rolle.

Krebsfrüherkennung beim Frauenarzt: In jedem Alter wichtig
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3. Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom)
Symptome: Dieser hoch aggressive Krebs bereitet häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium Beschwerden. Dazu gehören Blutungen aus der Scheide, aber vor allem ein größer werdender Bauch sowie Druckgefühl im Unterbauch. Übelkeit und Völlegefühl sind mitunter weitere Zeichen.
Ursache: Da bösartige Ovarialtumoren anfangs meist keine Symptome aufweisen, sind die jährlichen Krebsvorsorgeuntersuchungen besonders wichtig. Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter. Eierstockkrebs kommt am häufigsten zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr vor. Blutungen haben dann nichts mehr mit Zyklusstörungen zu tun, sondern sind ein gesondertes Warnzeichen. Neben dem Alter und einer familiären Veranlagung könnten sich auch hier ein langer Östrogeneinfluss, Kinderlosigkeit und weitere Risikofaktoren, die auch für Gebärmutterkrebs gelten, ungünstig auswirken
4. Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom)
Symptome: Krankheitszeichen zeigen sich hier ebenfalls oft erst in einem fortgeschritteneren Stadium. Unregelmäßige Blutabgänge, Blutungen beim Stuhlgang oder nach dem Geschlechtsverkehr sowie übel riechender, wässriger und blutiger Ausfluss gehören zu den typischen Beschwerden.
Ursache: Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom) ist eine relativ seltene Krebsform und betrifft vor allem Frauen im höheren Lebensalter, zwischen 60 und 65 Jahren. Blutungen treten dann also nicht mehr zwischen der Regel auf. Eine Krebserkrankung benachbarter Organe, insbesondere Gebärmutterkrebs (siehe oben), kann einen Scheidentumor nach sich ziehen. Darüber hinaus wirkt sich möglicherweise eine Infektion mit Papilloma-Viren auch bei der Entstehung dieser Krebsform aus.
5. Vulvakrebs
Symptome: Ständiger Juckreiz an den äußeren Geschlechtsorganen ist das deutlichste Frühsymptom. Blutungen, Schmerzen sowie Probleme beim Wasserlassen treten häufig erst später auf. Sichtbare Flecken und tastbare Erhebungen im betroffenen Bereich können weitere Hinweise sein.
Ursache: Vulvakrebs kommt vorwiegend bei älteren Frauen über 70 Jahren vor. Dann stehen mögliche Blutungen in keinem Zusammenhang mit der Menstruation mehr. Es handelt sich hierbei um bösartige Veränderungen an den äußeren Geschlechtsorganen, wie äußere und innere Schamlippen, Klitoris. Mediziner nehmen auch hier eine Infektion mit humanen Papilloma-Viren als Mitauslöser an.
Krebs der Geschlechtsorgane: Diagnose
In Deutschland stehen Frauen (und Männern) gesetzlich eine Reihe von Krebsvorsorgeuntersuchungen zu. Sie sind unerlässlich, damit eine Krebsentwicklung frühzeitig erkannt und erfolgreich behandelt werden kann. Denn häufig fehlen kennzeichnende Anfangssymptome. Junge Frauen ab 20 Jahren können sich einmal jährlich im Rahmen der Krebsfrüherkennung auf Veränderungen am Gebärmutterhals untersuchen lassen. Das erfolgt mit einem Zellabstrich (Pap-Test).
Ansonsten geben Tastuntersuchungen, Spiegelung von Scheide und Muttermund sowie Zellabstriche meist erste Hinweise auf einen beginnenden Tumor. Bei Verdacht sind anschließende Gewebeanalysen sowie Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall aufschlussreich. Auch das Blut wird im Labor in verschiedener Richtung analysiert. Darüber hinaus ist gegebenenfalls eine Gebärmutterspiegelung angezeigt, um die Diagnose zu sichern und das Krebsstadium bestimmen zu können. Der Arzt entnimmt dafür oft noch weitere Gewebeproben aus Gebärmutterhals und Gebärmutter, eventuell im Rahmen einer Ausschabung.

Nach der Krebstherapie: Wieder Kraft tanken, die inneren Reserven stärken
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So läuft die Krebstherapie
Der Arzt wird die Behandlung dem Stadium des jeweiligen Tumors anpassen. Manche Vorstufen lassen sich mit kleineren Eingriffen wie einer Konisation am Gebärmutterhals, bei der Arzt ein kegelförmiges Gewebestück entnimmt, beseitigen. Teilweise (bei Vorstufen von Gebärmutterkrebs, sogenannten intraepithelialen Neoplasien) wirkt auch eine hormonelle Therapie. Mitunter können regelmäßige Kontrolluntersuchungen genügen.
In einem frühen Stadium des Gebärmutterhalskrebses kann der Arzt mitunter noch so operieren, dass die Gebärmutter erhalten bleibt. Bei einem fortgeschrittenen Zervixkarzinom sowie bei Gebärmutterkrebs entfernen die Chirurgen die Gebärmutter meist zusammen mit den übrigen inneren Fortpflanzungsorganen, manchmal auch mit bestimmten Lymphknoten.
Je nach Krebsform und dann wiederum je nach Stadium wählen die Fachärzte geeignete chirurgische Maßnahmen. Strahlen- und Chemotherapien, teilweise auch spezielle Substanzen wie zum Beispiel sogenannte PARP-Inhibitoren setzen sie ebenfalls gezielt ein. Dabei haben die Ärzte stets auch die Lebensplanung ihrer Patientinnen im Blick. Es gilt, deren Wünsche bestmöglich mit den empfohlenen Therapien abzustimmen.