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Es gibt verschiedene psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten. Grundsätzlich lassen sie sich unterscheiden in…

…traumafokussierte Therapien: Hier liegt der Fokus darauf, das traumatische Ereignis zu verarbeiten. Die zwei hauptsächlichen Behandlungskonzepte sind die traumafokussierte Kognitive Verhaltenstherapie und das EMDR (Eye Movement Desensitization Processing).

…nicht-traumafokussierte Therapien: Hierbei geht es darum, zu lernen wie man mit seinen Emotionen in gesunder Weise umgeht, aktuelle Probleme zu lösen und die Symptome einer PTBS zu behandeln. Dies kann in Einzel- oder Gruppentherapie erfolgen und umfasst verschiedenste Therapiemethoden.

Die traumafokussierte Psychotherapie gilt als Mittel der Wahl. Sie erfolgt idealerweise bei einem speziell ausgebildeten und erfahrenen Psychiater oder einer Psychotherapeutin. Je nach Schwere der Erkrankung findet die Behandlung ambulant oder stationär statt. Entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung ist, dass Therapeutin und Patient zueinander passen, dass sich die Betroffenen sicher und verstanden fühlen.

Therapie mit Medikamenten

Medikamente sollten bei einer PTBS sehr zurückhaltend eingesetzt werden und können die Psychotherapie lediglich ergänzen. Der Grund ist, dass Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, was die Effektivität betrifft. Dennoch verschreiben Ärzte und Ärztinnen recht häufig Psychopharmaka. Am häufigsten kommen sogenannte Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SRI) zum Einsatz.

Ergänzende Therapien

Auch wenn die traumafokussierten Verfahren der wichtigste Teil der Behandlung sind und die PTBS häufig deutlich lindern, reichen sie bei einigen Menschen nicht aus, um das Trauma und die Beschwerden zu überwinden. Dann kommen weitere Therapieverfahren in Betracht, welche die Psychotherapie ergänzen. Dazu gehören:

  • Ausdauersport: Tut der Psyche gut, vor allem wenn man ihn in der Natur ausübt.
  • Biofeedback-Training: Hierbei beeinflusst man gezielt die Herzrate, den Atem oder die Muskelspannung im Körper.
  • Gabe von Kortison: Unter Umständen kann versuchsweise ein Kortisonpräparat gegeben werden, welches die körpereigene Bildung des Stresshormons imitiert und sich positiv auf Gedächtnisinhalte auswirken soll.
  • Kunsttherapie: Sich künstlerisch zu betätigen, zum Beispiel zu malen, kann helfen, traumatische Ereignisse auf diese Weise auszudrücken und zu verarbeiten.
  • Musiktherapie kann sich ähnlich positiv auf ein Trauma auswirken wie die Kunsttherapie.

Schließlich gilt es, den Betroffenen dabei zu unterstützen, wieder ins Leben zurückzufinden. Dabei müssen oft ganz praktische Fragen geklärt werden. So kann es manchmal nötig sein, neue berufliche Perspektiven auszuloten. Eventuell kommt eine Antragstellung nach dem Opferentschädigungsgesetz infrage, um finanzielle Hilfen zu erhalten. Oft müssen PTBS-Betroffene aber auch Beziehungsprobleme in den Griff kriegen. Sie brauchen zudem das "psychische Rüstzeug" für eventuelle Rückfälle.

Was kann man selbst tun?

Wenn Sie Angst haben: Es ist absolut normal und verständlich, dass Sie Angst verspüren. Jeder Mensch hat vor ganz vielen Dingen Angst. In Ihrem Fall könnte hinzukommen, dass Sie fürchten, das Ereignis könnte sich wiederholen. Auch Zukunftsängste sind verständlich, wenn Sie nicht wissen, ob Sie das Trauma überwinden, wie Sie wieder arbeiten sollen, sich auf andere Menschen einlassen sollen. Ganz akut hilft dann oft, sich auf den Atem zu konzentrieren oder etwas Entspannendes zu machen, etwas, auf das Sie sich voll fokussieren können. Oder Sie nehmen Ihren Körper wahr und Ihre ganze Umgebung, sind im Hier und Jetzt, ohne etwas zu bewerten. Längerfristig hilft eine Psychotherapie, mit Ängsten besser umzugehen.

Wenn Sie sich überfordert fühlen: Überforderung entsteht, wenn man zu viel auf einmal will oder die Dinge, die man erledigen muss oder schaffen will, zu übermächtig wirken. Dann hilft es, in Babyschritten zu denken, den Tag zu strukturieren und andere Menschen um ihre Mithilfe zu bitten.

Wenn Sie sich schämen oder schuldig fühlen: Schuld und Scham sind intensive Gefühle, die sehr belasten können. Es ist verständlich, dass sie auftauchen, aber die traumatisierte Person ist nicht schuld und braucht sich nicht für das zu schämen, was ihr passiert ist. Sprechen Sie mit einer Person darüber, der Sie vertrauen. Sprechen Sie dieses Thema auch ganz offen in der Psychotherapie an, um ein „gesundes“ Umgehen mit solchen Gefühlen zu erlernen.

Falls Sie zu Suchtverhalten neigen: Einige Menschen greifen nach traumatischen Erfahrungen zu Drogen oder Alkohol, verlieren sich im Glücksspiel oder Sex, sind abhängig von Medikamenten. Es ist für diese Menschen ein Weg, das Trauma zu bewältigen oder zu vergessen, führt aber nur zu neuen Problemen. Wer dazu neigt, sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Was können Angehörige tun?

Es hat sich gezeigt, dass – neben frühzeitiger psychologischer Betreuung – eine intensive soziale Unterstützung nach einem traumatischen Ereignis sehr wichtig ist. Hat jemand aus der Familie oder in dem Freundeskreis ein Trauma erlebt, können folgende Tipps hilfreich sein:

  • Seien Sie als Angehöriger oder Freundin sehr vorsichtig mit gut gemeinten Ratschlägen oder gar Schuldzuweisungen.
  • Hören Sie aufmerksam und genau zu. Respektieren Sie die Gefühle des Betroffenen, zum Beispiel Angstgefühle, als etwas, dass er real erlebt.
  • Unterstützen Sie die betroffene Person dabei, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Informieren Sie sich selbst über PTBS, zum Beispiel bei Opferschutzorganisationen.
  • Nehmen Sie Andeutungen zum Thema Suizid unbedingt ernst und suchen Sie umgehend professionelle Hilfe.

Hilfreiche Adressen:

Fonds Sexueller Missbrauch: https://www.fonds-missbrauch.de/

Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie: https://www.degpt.de/

Telefonseelsorge: https://www.telefonseelsorge.de/

Weisser Ring: https://weisser-ring.de/

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

Quellen

SCHÄFER, I., GAST, U., HOFMANN, A., KNAEVELSRUD, C., LAMPE, A., LIEBERMANN, P., LOTZIN, A., MAERCKER, A., ROSNER, R., WÖLLER, W. (2019) S3-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung. SPRINGER VERLAG, BERLIN.

Stein MB: Approach to treating posttraumatic stress disorder in adults. UpToDate Inc. 09/2020. Online: https://www.uptodate.com/contents/search

Giourou E et al: Complex posttraumatic stress disorder: The need to consolidate a distinct clinical syndrome or to reevaluate features of psychiatric disorders following interpersonal trauma? World J Psychiatr 2018 March 22; 8(1): 12-19. Online: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29568727/

Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie: https://www.degpt.de/

Sareen J: Posttraumatic stress disorder in adults: Epidemiology, pathophysiology, clinical manifestations, course, assessment, and diagnosis. UpToDate Inc. 02/2021. Online: https://www.uptodate.com/contents/search

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