Umgang mit Nebenwirkungen der Brustkrebs-Therapie
Bei Brustkrebs kommen neben der Operation je nach Stadium und Art des Tumors antihormonelle oder zielgerichtete Medikamente, aber auch Chemo- und Strahlentherapie zum Einsatz. Nebenwirkungen bleiben dann häufig nicht aus und können die Betroffenen stark belasten. Doch zum Glück gibt es oft die Möglichkeit, diese zu lindern. Patientinnen sollten daher unbedingt mit ihren behandelnden Ärzten sprechen, was sie tun können. Auch die Apotheke kann manchmal mit Tipps weiterhelfen. Einige typische Nebenwirkungen der Behandlungen und was man zum Beispiel dagegen tun kann, stellen wir hier vor:
Übelkeit, Erbrechen
Hier funktioniert die Vorbeugung inzwischen recht gut. Gegen Erbrechen bei der Chemotherapie geben Ärzte zum Beispiel Medikamente wie sogenannte 5-HT3-Rezeptor-Antagonisten, Kortison und Neurokinin-1-Rezeptor-Antagonisten. Weitere Arzneien sind Dopamin-Rezeptor-Antagonisten, zum Beispiel Metoclopramid, oder auch Antihistaminika.
Mundschleimhautentzündung
Empfehlenswert ist eine gute Mundpflege vor und während der Chemotherapie. Die Zähne beispielsweise sollten Sie gegebenenfalls sanieren und Zahnfleischentzündungen behandeln lassen.
Essen Sie während der Chemotherapie möglichst wenig Saures, verzichten Sie auf starke Gewürze und Alkohol. Regelmäßige Mundspülungen mit Salbeitee und Pinselungen mit Myrrhentinktur oder mit anderen vom Arzt empfohlenen Zubereitungen aus der Apotheke wirken desinfizierend und entzündungshemmend.
Örtlich betäubende Mittel, etwa Benzocainlösung als Mundspülung, können Schmerzen lindern. Einen Pilzbefall dämmen örtlich angewendete Anti-Pilz-Mittel ein. Häufig werden zudem Herpesviren wieder aktiv. Sie lassen sich mit lokal wirksamen antiviralen Mitteln bekämpfen.
Lutschen von Eiswürfeln und Mundspülungen mit Dexpanthenol während und nach der Chemotherapie können die Schleimhaut etwas schützen. Je nach eingesetzten Zytostatika verordnen Ärzte auch spezielle Mundtherapeutika.
Infektionen
Oftmals fallen die weißen Blutkörperchen deutlich ab, da manche Chemotherapeutika auch die Bildung der Blutzellen im Knochenmark treffen. In der Folge kann es zu Infektionen und Fieber kommen. Anhand bestimmter Entscheidungskriterien ist vorbeugend die Gabe von sogenannten G-CSF (Granulozyten-Kolonie-stimulierenden Faktoren) möglich. Diese speziellen Wachstumsfaktoren beschleunigen die Bildung weißer Blutkörperchen im Knochenmark. Auch starten Ärzte bei Bedarf eine Erregerdiagnostik und Behandlung mit Antibiotika.
Wechseljahrsbeschwerden
Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme oder eine trockene Scheide können eine Nebenwirkung der antihormonellen Therapie sein. Sie können aber auch auftreten, wenn bei Frauen vor den Wechseljahren durch die Chemotherapie die Eierstockfunktion unterdrückt wird. Um die Beschwerden zu lindern, können Ärzte zum Beispiel bestimmte Medikamente verordnen. Auch Sport, Akupunktur, Yoga, Pilates oder ähnliche Verfahren können betroffenen Frauen helfen. Bei einer trockenen Scheide kommen Gleitmittel oder Feuchtigkeitsgele infrage.
Gelenk- und Muskelbeschwerden, Osteoporose
Gelenk-, Muskel- und Knochenschmerzen sollte ein Arzt abklären. Sie können beispielsweise als Nebenwirkung der antihormonellen Therapie auftreten, aber auch andere Ursachen haben. Die antihormonelle Therapie mit Aromatasehmmern kann eine Osteoporose begünstigen, welche wiederum sogar Knochenbrüche zur Folge haben kann. Bei Patientinnen, die eine entsprechende Behandlung erhalten sollte die Knochendichte daher regelmäßig untersucht werden. Je nach Befund kann der Arzt neben Calcium und Vitamin D bestimmte Medikamente wie Bisposphonate oder Denosumab verordnen, um einer Osteoporose und Knochenbrüchen vorzubeugen. Gegen Gelenkschmerzen, die als Nebenwirkung der antihormonellen Therapie auftreten, helfen beispielsweise bestimmte Medikamente und manchmal auch Akupunktur.
Fatigue - bleierne Müdigkeit
Mitunter ist es so, als ob der Tumor, auch wenn er als solcher überwunden ist, die Betroffenen regelrecht lähmt. So leiden nicht wenige Patienten im Laufe ihrer Tumorerkrankung an einer Art bleiernen Müdigkeit und Erschöpfung. Manchmal setzt diese Fatigue schon während der Therapie ein, manchmal erst danach. Das Krankheitsbild heißt tumorbezogenes Fatigue-Syndrom.
Bei den Ursachen sind Effekte der Brustkrebsbehandlung selbst nicht zu unterschätzen: Insbesondere Chemotherapie und Bestrahlung tragen in hohem Maß zum Fatigue bei. Außerdem können Entzündungsvorgänge, genetische Faktoren, eine Neigung zu Depressionen und andere Begleiterkrankungen eine Rolle spielen.
Die Betroffenen erholen sich auch beim Ausruhen nicht. Sie schlafen schlecht, haben keinen Appetit, sind kraftos und nicht mehr leistungsfähig. Das verstärkt das Unwohlsein, führt zu Inaktivität und sozialem Rückzug.
Betroffene sollten unbedingt mit dem Arzt sprechen. Die Diagnose umfasst eine ausführliche und zugleich gezielte Befragung nach den Beschwerden, eine körperliche Untersuchung, verschiedene Laboranalysen und gegebenenfalls weitergehende Untersuchungen. Dabei ist es wichtig, eine (mit-)auslösende Depression und mögliche organische Ursachen wie eine Infektion oder Blutarmut zu erkennen und zu behandeln
Häufig lindern schon Veränderungen des Lebensstils wie körperliches Training, viel Bewegung an der frischen Luft oder auch Entspannungsübungen wie Yoga Müdigkeit. Reicht dies nicht aus, können auch bestimmte Medikamente eingesetzt werden.
Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit
Für viele Paare, die in jungen Jahren mit Brustkrebs konfrontiert werden, ist die Frage der Fruchtbarkeit durchaus ein wichtiges Thema. Insbesondere eine Chemotherapie kann bei jungen Frauen dazu führen, dass ihre Regelblutungen zeitweise oder vollständig aussetzen oder sie verfrüht in die Wechseljahre eintreten.
Inzwischen stehen einige Methoden zur Verfügung, um betroffenen Frauen nach Abschluss der Therapie die Chance auf eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Alle Beteiligten – der zuständige Krebsspezialist, Reproduktionsmediziner und die betroffene Frau oder das Paar – werden sich sorgfältig darüber abstimmen, ob eine bestimmte Maßnahme zum Fertilitätserhalt durchgeführt werden soll.
Relativ neu und noch nicht sehr verbreitet ist die Methode, Eierstockgewebe als Fruchtbarkeitsreserve zu entnehmen, einzufrieren (zu kryokonservieren) und der Frau später wieder einzupflanzen. Dies geschieht jeweils mittels einer Bauchspiegelung. Die Erfolgsaussichten sind derzeit noch nicht sicher beurteilbar.
Eine weitere Vorgehensweise ist, wie bei einer Kinderwunschbehandlung (assistierte Fertilitäts- oder Fruchtbarkeitsbehandlung) die Eierstöcke hormonell anzuregen und Eisprünge auszulösen. Danach können die Eizellen – unbefruchtet oder befruchtet – entnommen und eingefroren werden.
Über die Risiken und Nebenwirkungen der einzelnen Methoden klärt am besten der behandelnde Arzt auf.