Tomosynthese: Die 3D-Mammografie
Die Diagnose wird in Deutschland mehr als 70.000 Mal im Jahr gestellt. Brustkrebs ist hierzulande die mit Abstand häufigste Tumorerkrankung bei Frauen. Viele Patientinnen sind jünger als 55, wenn sie diesen Befund bekommen – in einem Alter also, in dem andere Krebsleiden noch recht selten sind.
Doch die Heilungschancen sind mittlerweile groß, nur noch 25 Prozent der Betroffenen sterben wegen des Tumors in ihrer Brust. Besonders gute Prognosen gibt es meist, wenn der Krebs früh entdeckt wurde.
Röntgen in 3D
Die wichtigste Methode der Früherkennung ist die Mammografie, eine Röntgenuntersuchung der Brust, die Frauen zwischen 50 und 69 Jahren auch ohne Verdacht auf Brustkrebs angeboten wird. Seit rund zehn Jahren steht ein weiteres Verfahren zur Verfügung: die Tomosynthese. Sie soll genauer sein. Doch bringt die Methode eine Verbesserung? Könnte sie die Mammografie irgendwann sogar ablösen?

Professorin Sylvia Heywang-Köbrunner leitet das Mammographie-Referenzzentrum in München
© W&B/Thomas Dashuber
Wie bei der Mammografie handelt es sich bei der Tomosynthese um eine Röntgenuntersuchung der Brust – aber in 3D. Das Gerät bewegt sich schrittweise um die Brust, und durchleuchtet sie dabei aus verschiedenen Winkeln.
"So wird eine Serie von Bildern errechnet, mit der wir das Innere der Brust wie in Scheibchen zerlegt betrachten können", sagt Professorin Sylvia Heywang-Köbrunner, Leiterin des Referenzzentrums Mammographie in München.
Die bessere Mammografie?
In einem zweidimensionalen Bild könne es passieren, dass sich eine Veränderung hinter dichtem Drüsengewebe verberge und nicht oder nur schwer zu erkennen und zu interpretieren sei. "Stehen uns dagegen Schichtbilder zur Verfügung, können wir die verdächtige Stelle am Bildschirm quasi freilegen."
"Davon profitieren vor allem Frauen, deren Brust ein dichtes, unregelmäßiges Gewebe hat", erläutert Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Doch das betreffe nur einen geringen Teil der Frauen über 50 Jahre. Denn ab den Wechseljahren wird das Drüsengewebe in der Brust nach und nach durch Fettgewebe ersetzt. Dadurch lassen sich Tumore besser erkennen.
Tumor in der Brust
Tatsächlich belegen Studien, dass sich mit Tomosynthese mehr Tumore aufspüren lassen als mit herkömmlicher Mammografie. Zudem mussten sich Frauen seltener wegen unklarer Befunde ängstigen und nochmals untersuchen lassen. Für einige Fachleute wie Professor Per Skaane, leitender Radiologe an der Uniklinik Oslo (Norwegen), ist die Tomosynthese daher "einfach die bessere Mammografie".
Was bringt die Tomosynthese?
Allerdings: Bei den Studien, die zwischen zwei- und dreidimensionaler Mammografie unterscheiden, zeigen sich erhebliche regionale Differenzen. Die geringere Rate der nochmaligen Untersuchungen fiel insbesondere in den USA ins Gewicht, wo andere Standards gelten als bei uns. "Screening-Ärzte in Deutschland sind sehr erfahren und entdecken bei der Mammografie vieles, was weniger geschulten Augen nicht auffällt", sagt Radiologin Heywang-Köbrunner.

Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte
© W&B/Stefan Thomas Kröger
Ob die neue Methode wirklich die Zahl der Frauen, die an Brustkrebs sterben, senken kann, wird sich erst noch zeigen. "Wir müssen uns zum Beispiel die Frage stellen, ob wir mit der Tomosynthese schnell wachsende Tumore entdecken, bei denen rasches Handeln erforderlich ist", so Heywang- Köbrunner – oder ob es sich vorwiegend um langsam wachsende handle, bei denen es ausgereicht hätte, sie bei der nächsten Mammografie-Untersuchung zu finden.
Erfahrene Augen gefragt
"Momentan ist Tomosynthese eine Zusatzmethode, die bei unklaren Befunden zum Einsatz kommt", erläutert Gynäkologe Albring. Als alleinige Screening-Methode sei sie in Deutschland nicht zugelassen – nicht nur der höheren Kosten wegen.
Es braucht zudem erfahrene Radiologen, um Tomosynthese-Bilder zu interpretieren. Solche Experten finden sich vor allem in Mammografie-Screening-Zentren. "Dort stehen derzeit in Deutschland die meisten 3D-Mammografie-Geräte", so Albring. "Und dort werden Studien durchgeführt, um die Vor- und Nachteile der Methode besser zu erforschen."