Simpler geht es kaum, um Blutungen im Darm nachzuweisen: etwas Stuhl auf ein spezielles Filterpapier aufbringen, ein Reagens daraufträufeln und kurz warten, ob sich das Papier blau verfärbt. Viele kennen diesen Test. Er soll Blut aufspüren, das aus noch gutartigen Wucherungen (Polypen und Adenomen) in den Darm entweicht. Jahrelang war er ein fester Bestandteil der Darmkrebs-Früherkennung. Doch der hat Papierstreifen ausgedient. Seit 2017 ersetzen ihn bessere Tests.

Zuverlässigere Früherkennung durch immunologische Verfahren

Der Nachweis von Blut erfolgt heute mit immunologischen Verfahren. "Damit lassen sich die Wucherungen wesentlich zuverlässiger als früher nachweisen", erklärt Professor Matthias Ebert, Leiter der II. Medizinischen Klinik an der Universitätsmedizin in Mannheim. Lag die Trefferquote für Polypen und Adenome (Geschwulste) mit dem Papierstreifentest bei unter zehn Prozent, muss sie nun mindestens 25 Prozent erreichen. Nur Produkte, die diese neue gesetzliche Vorgabe erfüllen, werden zugelassen.

Beides mag nicht besonders viel erscheinen. Doch Darmkrebs entwickelt sich langsam über viele Jahre hinweg. Wer Stuhltests in regelmäßigen Abständen wiederholt, hat gute Chancen, dass Ärzte krankhafte Veränderungen aufspüren und entfernen, bevor sie das Leben bedrohen. Ab dem 50. Geburtstag kann jeder gesetzlich Versicherte den Stuhltest zunächst einmal jährlich in Anspruch nehmen, ab einem Alter von 55 dann nur noch alle zwei Jahre.

So funktioniert die neue Methode zur Darmkrebsfrüherkennung

Erforderte der Papiertest die Proben von drei Stuhlgängen, genügt nun eine Sitzung. Ein weiterer Vorteil der Neuerung: Essensregeln entfallen. Lebensmittel wie Wurst, rotes Fleisch, Melonen, Blumenkohl und Meerrettich verfälschen nur die Ergebnisse der alten Tests. Dafür muss nun etwas länger auf das Ergebnis warten. Denn statt wie bislang in der Arztpraxis erfolgt die Analyse der Stuhlprobe jetzt in einem externen Labor.

Neue Tests sollen Aussage über die Blutmenge ermöglich

Doch wozu der zusätzliche Aufwand? Schließlich waren bereits immunologische Tests auf dem Markt, die in wenigen Minuten Ergebnisse lieferten. Diese Schnellverfahren haben einen Nachteil. Sie sie zeigen lediglich ob Blut im Stuhl ist, nicht aber wie viel.

Damit wollte sich das oberste Entscheidungsgremium, der Gemeinsame Bundesausschuss, nicht begnügen. Er gibt nun vor: Tests müssen auch die Blutmengen messen können. Das wiederum erlaubt es, Schwellenwerte festzulegen, die Empfindlichkeit zu verändern und Vergleiche durchzuführen. Ebert: "Davon erhoffen wir uns, dass die Zuverlässigkeit der Aussagen künftig noch besser wird."

Blut im Stuhl kann viele Ursachen haben

Ziel ist es, möglichst viele Vorstufen von Darmkrebs zu erkennen und gleichzeitig die Zahl der Fehlalarme gering zu halten. Ausschließen lässt sich Letzteres mit Stuhltests nie. Denn wird Blut nachgewiesen, kommen dafür vielerlei Ursachen infrage: etwa Entzündungen und kleine Verletzungen im Darm, Hämorriden und Zahnfleischbluten.

Ob im Darm Polypen oder Adenome wachsen, kann nur eine Spiegelung beantworten. Gastroenterologen untersuchen mit dem Endoskop die gesamte Dickdarmwand auf krankhafte Veränderungen. Finden sie Wucherungen, entfernen sie diese meist sofort mit ihrem Instrument. Die Darmspiegelung dient also zur Diagnose und zur Therapie.

Video: Was ist eine Darmspiegelung?

Darmspiegelung bleibt die beste Methode zur Früherkennung

Stuhltests richten sich vor allem an diejenigen Versicherten, die ohne Krankheitsverdacht keine Spiegelung über sich ergehen lassen wollen. Denn bereits die Vorstellung, was dabei passiert, lässt viele davor zurückschrecken. Viele Anspruchsberechtigte nutzen diese Option zur Früherkennung nicht. Dennoch bleibt die Spiegelung dafür die beste Methode. Auch immunologische Stuhltests sind kein gleichwertiger Ersatz.

Bislang hatten alle gesetzlich Versicherten ab 55 Jahre Anspruch auf eine vorsorgliche Darmspiegelung. Für Männer wurde diese Altersgrenze 2019 auf 50 Jahre gesenkt. "Sie erkranken im Schnitt früher an Darmkrebs als Frauen", erklärt Dr. Klaus Koch, der am Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen das Ressort für Gesundheitsinformation leitet.

Dort wurden auch Entscheidungshilfen zur Darmkrebs-Früherkennung erarbeitet. Auf dieser Basis kann jeder Versicherte entscheiden, ob er den Anspruch auf Früherkennung wahrnimmt und, wenn ja, ob er dafür zunächst den Stuhltest oder gleich die Spiegelung wählt. Mit beiden Strategien lässt sich das Risiko senken, an Darmkrebs zu sterben.

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