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Kurz zusammengefasst

Ein Lymphödem im Arm entsteht, wenn der Fluss der Gewebsflüssigkeit in diesem Bereich behindert ist – etwa nach der Bestrahlung oder Operation eines Brustkrebses. Anzeichen für ein Lymphödem können etwa sein, dass die betroffene Region dicker wird, sich rötet oder die Haut darüber spannt. Arzt oder Ärztin können das Lymphödem feststellen und entsprechende Maßnahmen einleiten.

Die Behandlung besteht aus verschiedenen Elementen: manuelle Lymphdrainage, Bewegung und Atemtherapie, Kompression mit Verbänden oder Armstrümpfen und eine geeigneten Hautpflege können etwa kombiniert werden. Damit es erst gar nicht zu einem Lymphödem kommt, können vorbeugende Maßnahmen wie das Vermeiden einengender Kleidung hilfreich sein. Lassen Sie sich dazu von Ihrem behandelnden Arzt oder der Ärztin beraten!

Ein Lymphödem ist eine Schwellung, die entstehen kann, wenn der Abfluss der sogenannten Lymphe in einer Körperregion gestört ist. Die Lymphe ist eine klare Flüssigkeit, die zwischen den Körperzellen fließt und in der Abfallprodukte wieder in das Gefäßsystem gebracht werden. Außerdem dient sie Abwehrzellen gewissermaßen als Transportsystem.

Das Lymphsystem Schematische Darstellung

So ist das Lymphsystem aufgebaut

Das Lymphsystem ist ein wesentlicher Bestandteil des Immunsystems. Hier finden Sie Informationen über den Aufbau des lymphatischen Systems und seine Funktionen zum Artikel

Staut sich die Lymphe, führt das dazu, dass die betroffene Region dicker wird, eventuell schmerzt oder sich schwer anfühlt und die Haut darüber spannen kann.

Wer wegen Brustkrebs bestrahlt oder operiert wird, hat ein erhöhtes Risiko für ein sogenanntes Lymphödem im Bereich des Armes der betroffenen Seite. Etwa sechs bis zwanzig Prozent so behandelter Menschen sind davon betroffen[1]. Üblicherweise sind es der Arm oder die Hand auf der operierten oder bestrahlten Seite, die wegen des Lymphstaus geschwollen sind.

Warum kann ein Lymphödem bei der Behandlung von Brustkrebs entstehen?

Eine Operation oder eine Bestrahlung kann die Lymphgefäße beschädigen, sodass die Lymphe nicht mehr ungehindert fließen kann. Außerdem bildet Brustkrebs, wenn er sich im Körper ausbreitet, häufig zuerst Absiedlungen in den Lymphknoten der Achsel. Daher werden diese besonders genau untersucht und teilweise oder sogar ganz im Rahmen der Operation des Brustkrebses entfernt. Das kann Behinderungen im Lymphabfluss begünstigen. Das Risiko für ein Lymphödem steigt, wenn viele Lymphknoten entfernt werden müssen.

Ein leichtes Lymphödem direkt nach der Operation ist nicht ungewöhnlich. Es verschwindet meist innerhalb der nächsten Monate. Ein Lymphödem kann aber auch erst deutlich später – manchmal Jahre – nach der Operation oder Bestrahlung auftreten.

Prophylaxe: Wie kann man vorbeugen?

  • Übergewicht abbauen

Das Risiko für ein Lymphödem ist erhöht, wenn Übergewicht vorliegt[2]. Wer also zu viel wiegt, sollte mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin besprechen, ob er sein Gewicht reduzieren sollte. Diäten auf eigene Faust sind für Krebspatienten nicht ratsam.

  • Regelmäßig bewegen

Körperliche Bewegung oder Sport sind ratsam und kurbeln den Lymphfluss an. Allerdings sollte man nach Brustkrebs darauf achten, sich nicht zu überfordern. Sprechen Sie am besten mit Ihrem behandelnden Arzt oder der Ärztin, was geeignet ist.

  • Nach der Operation: Arme nicht überlasten

Tragen Sie erst einmal nichts Schweres und überlasten Sie Ihre Arme auch bei der Hausarbeit nicht. Wenn der Arm schmerzt oder müde wird, sofort eine Pause einlegen. Zwischendurch sollten sie den Arm hochlegen.

  • Einengende Kleidung und Schmuck weglassen

Auf Dinge, die den Lymphfluss behindern könnten, sollte man besser verzichten. Dazu gehören Kleidung, die einschnürt – etwa wegen enger Ärmel oder Armausschnitte, aber auch enge Ringe. Bei Armbändern oder Uhren auf einen lockeren Sitz achten.

  • Blutabnahmen und Blutdruckmessungen möglichst an der nichtoperierten Seite vornehmen lassen.
  • Extreme Temperaturen meiden.

Meiden Sie nach der Operation erst einmal starke Hitze, etwa in der Sauna oder bei einem ausgiebigen Sonnenbad. Auch Spül- oder Badewasser sollte nicht zu warm sein. Im Winter Hände und Arme mit Handschuhen und langen Ärmeln vor Kälte schützen.

Welche Symptome können auf ein Lymphödem hinweisen?

Mögliche Anzeichen für ein Lymphödem können unter anderem sein:

  • Der Arm der operierten oder bestrahlten Seite fühlt sich schwer an oder ist geschwollen.
  • Die Haut des Arms ist wärmer oder prall angespannt und schmerzt.
  • Der Arm oder die Finger lassen sich schwerer bewegen.
  • Kleidung oder Schmuck ist plötzlich zu eng.

Wenn Sie solche Symptome bei sich bemerken, kontaktieren Sie den Arzt oder die Ärztin, die Sie in Nachsorge betreut. Falls das nicht möglich ist, kann der Hausarzt oder die Hausärztin zunächst weiterhelfen. Gegebenenfalls erfolgt die Überweisung zu einem entsprechenden Spezialisten oder einer Spezialistiin (Lymphologe/Lymphologin).

Wie stellt der Arzt oder die Ärztin ein Lymphödem fest?

Zunächst wird der Arzt oder die Ärztin den Patienten zu den vorliegenden Beschwerden befragen. Gut ist es, wenn ihm oder ihr alle wichtigen Befunde, etwa die Operationsberichte der Brustkrebsoperation und Untersuchungsergebnisse der letzten Jahre vorliegen. Bringen Sie diese gegebenenfalls mit.

Anschließend untersucht der Arzt oder die Ärztin die betroffene Region und im Vergleich dazu auch den anderen Arm. Er oder sie betrachtet die Haut, tastet sie und die Lymphknoten ab und wird vielleicht den Armumfang auf beiden Seiten messen. Dies genügt in fast allen Fällen, um die Diagnose zu stellen. Selten sind noch weitere Untersuchungen, etwa mit Ultraschall notwendig.

Therapie: Was tun bei einem Lymphödem?

Zur Behandlung eines Lymphödems kombiniert man in der Regel verschiedene Maßnahmen[3], die dazu führen sollen, dass die Flüssigkeitsansammlung verschwindet oder zumindest abnimmt. Dazu gehören:

  • die sogenannte manuelle Lymphdrainage
  • Kompressionstherapie
  • Bewegung
  • Atemtherapie
  • Hautpflege

Die Kombination dieser Maßnahmen bezeichnen Fachleute auch als „komplexe physikalische Entstauungstherapie“. Falls diese nach längerer Zeit, mindestens aber sechs Monaten, nicht den gewünschten Erfolg bringt, kann in seltenen Fällen auch eine Operation infrage kommen. Dabei werden zum Beispiel Lymphknoten oder -gefäße aus anderen Körperregionen in die erkrankte verpflanzt. Oder es wird versucht, die winzigen Lymphgefäße an Venen, also Blutgefäße, die das Blut zum Herzen führen, anzuschließen, damit sich der Abfluss verbessert. Da solche Eingriffe aber auch Risiken bergen, sollte man das Für und Wider genau abwägen und sich vorher gut informieren.

Manuelle Lymphdrainage: Mit seinen Händen regt der Therapeut oder die Therapeutin die Zirkulation der Gewebsflüssigkeit an.

Manuelle Lymphdrainage: Mit seinen Händen regt der Therapeut oder die Therapeutin die Zirkulation der Gewebsflüssigkeit an.

Manuelle Lymphdrainage

Bei der manuellen Lymphdrainage handelt es sich um spezielle Techniken, mit denen der Therapeut oder die Therapeutin den Lymphabfluss mit den Händen anregt. Sie ähneln einer Massage. Eine solche Lymphdrainage wird in Physiotherapie- und Massagepraxen sowie von Bademeisterinnen und Bademeistern mit entsprechender Zusatzausbildung angeboten. Verordnen kann sie der behandelnde Arzt oder die Ärztin.

Lymphdrainage

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Kompressionstherapie

Verbände oder Armstrümpfe, die den Stützstrümpfen für die Beine ähneln, üben leichten Druck auf den Arm aus und helfen so, das Lymphödem zu verkleinern. Tragen sollte man sie vor allem tagsüber.

Bewegung

Muskelbewegungen helfen dabei, die Lymphe und das Blut in den Venen aus dem Körper zum Herzen zu pumpen. Im Rahmen einer Physiotherapie lernen Betroffene geeignete Übungen, die sie dann auch zu Hause fortführen können. Auch Walking, Langlaufen und andere Sportarten können eventuell geeignet sein. Was genau sinnvoll ist, bespricht man am besten mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin.

Atemtherapie

Immer, wenn wir einatmen, entsteht durch die Ausdehnung des Brustkorbes eine Art Sogwirkung, die dabei hilft, dass Blut aus den Venen in Richtung Herz fließt. Das begünstigt auch den Lymphfluss. Daher können im Rahmen der Entstauungstherapie auch atemgymnastische Übungen zum Einsatz kommen.

Hautpflege

Durch das Lymphödem, aber eventuell auch durch seine Behandlung – etwa mit Armstümpfen oder Kompressionsverbänden – ist die Haut im betroffenen Bereich besonders beansprucht. Eine gute Pflege ist daher wichtig. Zum Waschen der Haut sollten pH-neutrale Seifen verwendet werden. Spezielle Cremes und Lotionen, etwa mit Ceramiden, Harnstoff oder Glycerol sollten regelmäßig zur Pflege der Haut verwendet werden.

Ebenso sollten tagsüber schnell einziehende, nachts reichhaltigere Handcremes verwendet werden. Welche Pflege sich für sie individuell eignet und wann und wie oft sie angewendet werden sollte, klären Betroffene am besten mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin. Manchmal sind auch desinfizierende Mittel nötig.

Verletzungen am betroffenen Arm sollten zügig und gut behandelt werden, damit sie rasch heilen und sich nicht entzünden. Betroffene sollten nicht zögern, im Zweifel den Arzt oder die Ärztin aufzusuchen.

Beratende Expertin:

Dr. Kathrin Stewen

Sie ist zertifizierte „senior breast surgeon“ und hat die stellvertretende Leitung des familiären Brust- und Eierstockkrebszentrums der Uniklinik Mainz inne.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.


Quellen: