Chemo bei Brustkrebs: Was sie bedeutet
Bei Brustkrebs kann zusätzlich zur Operation eine Chemotherapie nötig sein, um die Tumorzellen intensiv zu bekämpfen. Durch die Chemotherapie kann das Risiko der Wiederkehr des Tumors (Rückfall) und einer Ausbreitung im Körper (Metastasierung) maßgeblich gesenkt werden. Der Nutzen einer Chemotherapie ist umso größer, je höher das Rückfallrisiko einer Frau ist. Insbesondere wenn das Risiko sehr hoch ist, dass der Brustkrebs wiederkehrt, sollten Frauen daher eine Chemotherapie erhalten.
Das Rückfallrisiko kann zum Beispiel in folgenden Situationen erhöht sein:
- Wenn eine Frau im Alter von unter 35 Jahren erkrankt ist
- Falls ein HER2-positiver Tumor vorliegt
- Bei rezeptornegativem Brustkrebs
- Bei Krebs mit erkrankten Achsellymphknoten
- Bei einem Tumorgrad 3 (Grading G3), vermutlich auch ab Grad 2 (Grading G2)
- Bei Vorhandensein von Ki67 auf mehr als 20 bis 30 Prozent der Zellen.
Die Chemotherapie kann nach der Operation, also adjuvant, erfolgen. Wenn die Chemotherapie der Operation vorangestellt wird, wird sie als neoadjuvante Chemotherapie bezeichnet.
Die neoadjuvante oder präoperative Chemotherapie gilt heute als der adjuvanten Chemotherapie gleichwertig. Manche Expertengruppen empfehlen sogar, sie bevorzugt einzusetzen. Der Tumor kann dadurch maßgeblich verkleinert und operierbar gemacht werden. Oft verkleinert er sich sogar so weit, dass eine Entfernung der Brust nicht mehr notwendig ist. Außerdem lässt sich auf diese Weise das Ansprechen des Tumors auf die Chemotherapie überprüfen.
Auch bei einer neoadjuvanten Behandlung werden – neuerdings oft erst nach der Therapie – Achsellymphknoten untersucht (Sentinel-Lymphknotenexzision oder Entnahme mehrerer Achsellymphknoten = Axilladissektion).
Manchmal ist es selbst für erfahrene Ärzte und Ärztinnen schwierig, einzuschätzen, ob eine Frau von einer Chemotherapie profitiert oder nicht. Neue molekularbiologische Tests, sogenannte Multigentests, können dann manchmal weiterhelfen. Zumindest bei hormonrezeptor-positiven, HER2-negativem Brustkrebs ohne Befall der Lymphknoten übernehmen die Krankenkassen die Kosten für diese Tests. Erkundigen Sie sich aber vorab!
Welche Medikamente kommen zum Einsatz?
In der Chemotherapie kommen Substanzen zum Einsatz, die die Vermehrung von Zellen hemmen und die Krebszellen zerstören: Zytostatika, auch Chemotherapeutika genannt. Als systemische Therapie zielt die Chemotherapie auch auf Krebszellen, die möglicherweise bereits außerhalb der Brust im Körper verstreut sind. Bei Brustkrebs werden bevorzugt sogenannte Anthrazykline wie Epirubicin oder Doxorubicin (auch Adriamycin genannt) und Taxane (Paclitaxel, Docetaxel) in unterschiedlichen Kombinationen angewandt.
Wie läuft die Chemotherapie ab?
Zytostatika werden oft als Infusion in die Vene, seltener als Tablette verabreicht. Die Chemotherapie erfolgt in Zyklen mit Pausen dazwischen, zum Beispiel alle drei Wochen, insgesamt vier bis sechsmal, manchmal sogar bis zwölfmal. Paclitaxel wird wöchentlich verabreicht. Die Therapie dauert normalerweise insgesamt etwa 12 bis 24 Wochen. Bei jedem Zyklus wird die festgelegte Medikamentenkombination oder ein einzelnes Chemotherapeutikum gegeben. Nach einigen Zyklen kann sie von einer neuen Medikamentenkombination abgelöst werden. Die Ärzte und Ärztinnen greifen hier auf bestimmte Abfolgen zurück, die in Studien umfassend geprüft wurden oder noch werden.
Wie viele Zyklen welcher Medikamente bei Brustkrebs nötig sind und ob die Chemotherapie ambulant oder stationär durchgeführt wird, richtet sich vor allem nach dem Gesundheitszustand der betroffenen Person, der Ausprägung der Erkrankung und dem daraufhin ausgewählten Therapieschema. Heute können aber die meisten Chemotherapien und die Zwischenkontrollen ambulant – also ohne Übernachtung im Krankenhaus – ablaufen.
Nebenwirkungen der Chemotherapie
Die Chemotherapie kann bekanntlich unangenehme Beschwerden verursachen, etwa Haarausfall, Schleimhautentzündungen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Blutarmut, Abgeschlagenheit und Müdigkeit (Fatigue). Eventuell treten auch Nervenstörungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühl oder Haut- und Nagelveränderungen auf. Mitunter sind Herzschäden und allergische Reaktionen möglich.
Es gibt jedoch Medikamente und Maßnahmen, die dazu beitragen, viele diese Nebenwirkungen abzumildern oder sogar ganz zu vermeiden. Sie werden zum Teil auch vorbeugend eingesetzt, etwa Mittel gegen Übelkeit. Wenn dennoch Nebenwirkungen auftreten, sollte man daher mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin sprechen, was sich dagegen tun lässt. Auch die Apotheke kann manchmal mit Tipps weiterhelfen. Die Mehrzahl der Beschwerden geht nach der Behandlung innerhalb eines Jahres zurück, die meisten Betroffenen fühlen sich schon bald wieder besser.