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Das Kind humpelt jeden Nachmittag aus der Kita und mag getragen werden? Oder klagt über Schmerzen in der Leiste? Dann lasst es einmal von Kinderärztin oder -arzt untersuchen. Hinter den Symp­tomen können sich verschiedene Erkrankungen verbergen, oft haben die kleinen Patientinnen und Patienten aber „nur“ einen Hüftschnupfen. Dabei sammelt sich vermehrt Flüssigkeit im Inneren des Hüftgelenks. Dieser sogenannte Erguss verursacht die Beschwerden.

Oftmals milder Verlauf

Ein Hüftschnupfen ist im Gegensatz zu Husten, Schniefnase und Co. nicht ansteckend, kann aber nach einem Infekt – beispielsweise einer Erkältung – auftreten. Was ihn genau auslöst, ist nicht ganz klar. Prof. Dr. Anna-Kathrin Hell, Leiterin der Kinderorthopädie der Universitätsmedizin Göttingen: „Vermutlich ist es eine Reaktion auf eine zurückliegende Virusinfektion, die das Gelenk allerdings nicht direkt infiziert hat.“

Meistens sind die betroffenen Kinder zwischen drei und zehn Jahre alt. Jungen erwischt es häufiger als Mädchen. Die gute Nachricht: Ein Hüftschnupfen verursacht zwar Schmerzen, verläuft in der Regel aber milde. Die Kleinen sagen auch nicht unbedingt, dass ihnen die Hüfte oder Leiste wehtut, sondern sprechen schon mal von Schmerzen in Oberschenkel oder Knie. Fast immer bestehen die Beschwerden nur auf einer Seite, und das Kind ist ansonsten gesund.

Das löst den Schmerz aus: Die Gelenkschleimhaut produziert mehr Flüssigkeit als normalerweise. Diese sammelt sich in der Gelenkhöhle und bildet den Erguss. Mit einer Ultraschalluntersuchung können Ärztinnen und Ärzte die Flüssigkeitsansammlung erkennen, die die Beschwerden verursacht.

Das löst den Schmerz aus: Die Gelenkschleimhaut produziert mehr Flüssigkeit als normalerweise. Diese sammelt sich in der Gelenkhöhle und bildet den Erguss. Mit einer Ultraschalluntersuchung können Ärztinnen und Ärzte die Flüssigkeitsansammlung erkennen, die die Beschwerden verursacht.

Sind hier Bakterien im Spiel?

Bei der Untersuchung bei Kinderärztin oder -arzt wird geprüft, wie beweglich das Hüftgelenk ist. Denn es ist typisch für einen Hüftschnupfen, dass bestimmte Bewegungen nicht möglich sind. „Beugen und Strecken gehen ohne Probleme, allerdings kann ich bei der Untersuchung das Bein im Hüftgelenk nicht drehen“, erklärt Dr. Guido Krandick, Kinderarzt in Oberhaching bei München. Das sei dann ein starker Hinweis für einen Erguss im Gelenk. Eine Ultraschalluntersuchung zeigt den Erguss als schwarze Flüssigkeitsansammlung zwischen den hellen Gelenkstrukturen. „Eine Blutuntersuchung oder Röntgen können im seltenen Einzelfall nötig sein, etwa wenn es Anzeichen für eine andere Erkrankung gibt“, so Krandick.

Auch Orthopädin Hell betont, ein Hüftschnupfen sei immer eine Ausschlussdiag­nose. Heißt: Es gibt nicht die eine Untersuchung, mit der Hüftschnupfen zuverlässig festgestellt wird. Sondern Ärztinnen und Ärzte müssen dafür andere Hüfterkrankungen ausschließen. „Gerade eine bakterielle Gelenk­entzündung darf nicht übersehen werden“, so Hell. Diese müsse zügig behandelt werden, um dauerhafte Schäden am Gelenk zu verhindern. Guido Krandick betont: „Bei starkem Verdacht auf eine bakterielle ­Gelenkentzündung überweise ich direkt ins Krankenhaus.“ Dafür sprechen zum Beispiel eine erhöhte Temperatur oder Fieber. „Bei der Untersuchung kann auch ein gerötetes und überwärmtes Gelenk auffallen, das beim Abtasten schmerzt“, ergänzt der Kinderarzt.

Sollen wir noch mal zum Arzt?

Gibt es keine Warnzeichen, bittet Kinderarzt Krandick, nach einer Woche noch mal zur Kontrolle zu kommen. „In der Regel haben die Kinder dann keine Schmerzen mehr und können wieder laufen wie zuvor.“ Eine spezielle Therapie bei Hüftschnupfen gibt es nicht. „Das Kind belastet sich automatisch nur so viel, dass es keine Schmerzen hat. Das ist gleichzeitig die ausreichende Schonung für das Gelenk“, erläutert Krandick. Orthopädin Hell ergänzt: „Je nach Beschwerden des Kindes kann man Schmerzmittel wie zum Beispiel Ibuprofen in altersgerechter Dosierung geben oder mit Unterarmgehstützen entlasten.“ Die Stützen können – falls nötig – ärztlich verordnet werden.

Dem Kind geht es schlecht? Die Probleme haben sich nach dem ersten Arztbesuch nicht verbessert, vielleicht sogar verschlimmert? Dann lieber einen weiteren Arzttermin vereinbaren. Das gilt auch, wenn das Kind immer wieder Schmerzen oder andere Beschwerden an der Hüfte hat. Zwar können Jungen und Mädchen durchaus mehrmals einen Hüftschnupfen bekommen. Das Kind könnte aber auch eine andere Krankheit haben – zum Beispiel eine Durchblutungsstörung am Hüftkopf oder eine Rheumaerkrankung. Beides ist im Vergleich zum Hüftschnupfen aber sehr selten.

Normalerweise geht es den kleinen Patientinnen und Patienten innerhalb von ein bis zwei Wochen besser. Im Mittel dauern die Beschwerden fünf Tage. Beruhigend: „Ein Hüftschnupfen heilt von selbst ohne gesundheitliche Folgen aus“, sagt Mediziner Krandick.


Quellen:

  • Yagdiran A, Zarghooni K, Semler JO et al.: Kindlicher Hüftschmerz. In: Deutsches Ärzteblatt: 31.01.2020, https://doi.org/...
  • Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie: Das humpelnde Kind, Knifflige Diagnosefindung. https://dgou.de/... (Abgerufen am 21.12.2023)
  • Whitelaw CC, Varacallo M: Transient Synovitis. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/... (Abgerufen am 21.12.2023)