Schilddrüsen-Erkrankungen bei Kindern

Die Schilddrüse spielt für den Stoffwechsel eine wichtige Rolle
© W&B/Sabine Dürichen, W&B/Astrid Zacharias
Manchmal sind Babys klar im Vorteil. Kurz nach der Geburt wird bei ihnen der TSH-Wert im Blut gecheckt. Der Sinn des Screenings: Ist der für die Schilddrüse wichtige Wert erhöht, erhalten die Kleinen sofort fehlendes Schilddrüsenhormon.
Das Organ, das aussieht wie ein zarter Schmetterling, regelt im Körper viele Stoffwechselvorgänge. Funktioniert es nicht richtig, hat das fatale Folgen: "Es führt zu einer verzögerten geistigen und körperlichen Entwicklung", sagt Professor Carl-Joachim Partsch, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin am Endokrinologikum in Hamburg. Schnell behandelt, haben die Kinder keine Probleme.

Prof. Dr. med. Carl-Joachim Partsch ist Kinder- und Jugendarzt und Experte für pädiatrische Endokrinologie am Endokrinologikum in Hamburg
© W&B/Privat
Viele Fälle bleiben unerkannt
Was aber, wenn Schilddrüsenprobleme später auftreten? "Wir nehmen an, dass die Zahl betroffener Kinder zunimmt. Harte Daten gibt es dazu aber nicht, weil viele Erkrankungen unerkannt bleiben", meint Partsch. Theoretisch kann man in jedem Alter erkranken. Die Symptome sind oft nicht eindeutig. "Müde sind Kinder häufig mal, besonders in der Pubertät. Dass sie schlecht schlafen, lässt einen zunächst auch nicht aufhorchen", sagt Partsch. Ein Zeichen ist, wenn das Kind einen Kropf hat. "Dann sollte es zu einem Spezialisten", so Partsch.
Autoimmunerkrankungen bei Kindern häufig
Am häufigsten kommt bei Kindern, meist ab dem frühen Jugendalter, eine Hashimoto-Thyreoiditis vor. Dabei greift das Abwehrsystem das Gewebe der Schilddrüse an. Eine Unterfunktion ist die Folge. "Dies lässt sich aber sehr gut und ohne Nebenwirkungen mit Schilddrüsenhormonen behandeln", erklärt Partsch. Eine Überfunktion, die "Basedowsche Erkrankung" ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung. Sie kommt selten vor. Auch sie lässt sich zunächst mit Medikamenten beherrschen, oft muss die Schilddrüse später im Leben entfernt werden.
Schilddrüse wird bei Jugendlichen oft automatisch untersucht
Ab der Pubertät empfiehlt Partsch, den TSH-Wert untersuchen zu lassen, wenn Symptome vorliegen, etwa eine Schilddrüsenvergrößerung. Ärzte führen dies oft ohnehin im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung J1 durch. Werden Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse behandelt, wachsen Kinder völlig normal heran – und können die Entwicklungsrückstände, die durch die Erkrankung entstanden sind, oft wieder aufholen.