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Was ist das Oropouche-Fieber und wo kommt es vor?

„Oropouche-Fieber ist eine durch Stechmücken übertragene Virusinfektion. Sie wird durch das Oropouche-Virus verursacht, das zur Gattung der Orthobunyaviren zählt“, erklärt Dr. Camilla Rothe, Oberärztin und stellvertretende Institutsleitung vom Tropeninstitut München. „Das Oropouche-Virus trat bisher ausschließlich in Süd- und Mittelamerika sowie in der Karibik auf und verursacht dort regelmäßig Ausbrüche. Bislang war vor allem das Amazonasbecken betroffen. Neu ist, dass das Virus nun auch in Gegenden außerhalb dieser Region auftritt.“ Wurden die meisten Fälle laut Dr. Rothe in den vergangenen Jahren in Brasilien verzeichnet, meldeten darüber hinaus dieses Jahr auch Bolivien, Peru, Kolumbien und erstmalig auch Kuba Fälle. „In Europa sind bislang nur sehr wenige reiseassoziierte Ansteckungen bekannt. In Deutschland wurden bis jetzt (Stand 2.8.2024) zwei Personen positiv auf Oropouche-Fieber getestet. Beide hatten sich auf Kuba infiziert“, so Dr. Rothe. Laut Robert-Koch-Institut traten die Symptome bei den Patienten bereits während des Auslandsaufenthaltes auf, der Krankheitsverlauf war bei beiden unkompliziert. „Auch in Italien und Spanien gab es einzelne importierte Fälle aus Kuba und Brasilien.“ Eine lokale Übertragung innerhalb Europas wurde bislang nicht verzeichnet. Unklar ist bisher noch, ob das Virus auch durch eine europäische Mückenart übertragen werden kann.

Wie steckt man sich mit dem Oropouche-Fieber an?

Die primäre Übertragung erfolgt durch den Stich infizierter Insekten. „Die wichtigste Überträgerin ist eine bestimmte Gnitzenart, also eine winzige Stechmücke, mit dem lateinischen Namen Culicoides paraensis“, so Dr. Rothe. „Aber auch andere Mücken, zum Beispiel sogenannte Culex-Arten wie etwa Culex quinquefasciatus, können das Virus übertragen.“ Zudem wird angenommen, dass bestimmte Tiere, wie etwa Faultiere, Affen und Vögel, als Wirt für das Virus dienen. Im Rahmen von Ausbrüchen ist der Mensch der wichtigste Wirt. „Eine Mensch-zu-Mensch Übertragung ist bislang nicht gesichert“, so Dr. Rothe. „Es wird aktuell jedoch untersucht, inwieweit das Virus im Rahmen einer Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind übertragen werden kann. Außerdem gibt es Hinweise, dass Oropouche ähnlich wie das Zika-Virus, Fehlbildungen bei Ungeborenen hervorrufen könnte.“

Welche Symptome treten beim Oropouche-Fieber auf?

Wie bei vielen Virus-Erkrankungen sind die Symptome eher unspezifisch. „Sie ähneln denen anderer Arbovirosen wie Dengue-Fieber, Zikavirus- oder der Chikungunyavirus-Erkrankung“, erklärt Professor Dr. Sabine Bélard vom Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie an der Universität Tübingen. „Die Symptome beginnen etwa vier bis acht Tage nach dem Insektenstich, gehen häufig mit Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Schüttelfrost sowie Übelkeit und Erbrechen einher und halten meist für drei bis sechs Tage an.“ In einigen Fällen treten auch Hautausschläge auf. Auch Lichtempfindlichkeit (Photophobie) ist ein mögliches Symptom, außerdem sind allgemeine Erschöpfung und Unwohlsein häufig.

Ist das Oropouche-Fieber gefährlich?

Normalerweise klingen die Krankheitssymptome nach wenigen Tagen von selbst wieder ab. „In seltenen Fällen kann es allerdings auch zu schwereren Verläufen kommen, die zu lebensbedrohlichen Hirnhautentzündungen führen können“, so Dr. Rothe. „Im Juli dieses Jahres wurden weltweit die ersten Todesfälle an Oropouche-Fieber in Brasilien bei zwei jungen Frauen verzeichnet.“

Lässt sich das Oropouche-Fieber behandeln?

„Eine spezifische antivirale Therapie beim Oropouche-Fieber gibt es nicht“, so Prof. Bélard. „Die Therapie erfolgt daher ausschließlich symptomatisch.“ Im Vordergrund steht dabei laut Dr. Rothe die körperliche Schonung, das Lindern der Schmerzen und die Fiebersenkung, zum Beispiel mit Paracetamol. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr unterstützt den Genesungsprozess.

Wie kann man sich vor dem Oropouche-Fieber schützen?

Derzeit steht kein Impfstoff gegen Oropouche-Fieber zur Verfügung. „Reisende in Regionen mit Oropouche-Virus-Übertragung sollten sich, wie alle Reisenden in tropischen Gebieten, konsequent vor Insektenstichen schützen“, empfiehlt Prof. Bélard. „Insbesondere sollten Schwangere umfangreiche Mückenschutzvorkehrungen treffen und erwägen, auf eine Reise in aktuelle Ausbruchsgebiete zu verzichten.“ Dazu rät auch das Robert-Koch-Institut. „Ein konsequenter Mückenschutz ist in tropischen Regionen ohnehin sinnvoll, da nicht nur das Oropouche-Fieber, sondern auch viele andere Tropenkrankheiten wie zum Beispiel Dengue und Malaria durch Mückenstiche übertragen werden“, ergänzt Dr. Rothe. „Lange, helle Kleidung bietet eine physikalische Barriere, Repellentien sollten DEET (30-50%) oder Icaridin (>20% enthalten). Da Gnitzen, die Hauptüberträger, kleiner sind als Mücken, schützen herkömmliche Moskitonetze nicht vor ihrem Stich.“ Eine Weiterverbreitung in Deutschland hält das Robert-Koch-Institut nach jetzigem Kenntnisstand für sehr unwahrscheinlich. Auch Mücken-Experte Helge Kampen hält das Risiko, dass sich das Oropouche-Fieber auch in Deutschland oder anderen europäischen Ländern ausbreiten könnte, für vernachlässigbar. „Es gibt keinen Hinweis darauf, dass einheimische Gnitzen oder Stechmücken das Oropouche-Virus übertragen könnten“, sagte der Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in Greifswald der Deutschen Presse-Agentur.


Quellen:

  • Wesselmann K, Postigo-Hidalgo I, Pezzi l et al.: Emergence of Oropouche fever in Latin America: a narrative review. In: sciencedirect online: 19.06.2024, https://doi.org/...
  • European Centre for Disease Prevention and Control: Communicable Disease Threats Report, weekly bulletin. https://www.ecdc.europa.eu/... (Abgerufen am 05.08.2024)
  • RKI, Jamela Seedat: Epidemiologisches Bulletin, AKTUELLE DATEN UND INFORMATIONEN ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH. Robert Koch - Institut online: https://www.rki.de/... (Abgerufen am 05.08.2024)
  • Pan American Health Association, World Health Association: Epidemiological Alert, Oropouche in the Region of the Americas. online: file:///... (Abgerufen am 05.08.2024)