Halsweh: Schmerz, lass nach!

Halsschmerzen sind oft das erste Anzeichen einer Erkältung
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Fühlt sich der Rachen an, als wären aus den Mandeln über Nacht Knödel geworden, oder schmerzt das Schlucken, ist vielen schnell klar: Es geht wieder los mit einer Erkältung. Allgemeinmediziner schätzen, dass fast ein Drittel der Bevölkerung ein Mal im Jahr Halsschmerzen hat. Schnupfen, Husten und Heiserkeit lassen dann nicht lange auf sich warten.
"Halsweh ist meistens ein Zeichen dafür, dass man eine Virusinfektion ausbrütet", sagt Frau Prof. Dr. Gesine Weckmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Studiengangsleiterin der Europäischen Fachhochschule in Rostock. Tatsächlich verursachen in etwa 80 Prozent der Fälle Erkältungsviren die Beschwerden.
Entzündungen im ganzen Rachenraum
Bei einer Virusinfektion helfen keine Antibiotika gegen die Entzündungen, die verschiedene Teile des Rachenraums betreffen und Schmerzen verursachen können. Ärzte sprechen je nach betroffener Region von einer Pharyngitis (Rachenentzündung) oder einer Laryngitis, wenn die Entzündung eher im Kehlkopf sitzt. Sind die Mandeln betroffen, handelt es sich um eine Tonsillitis.
"Oft ist das aber nicht so klar zu trennen, denn die betroffenen Bereiche können auch ineinander übergehen", sagt Gesine Weckmann. Meist klingen die Beschwerden nach einigen Tagen ab. Doch so lange muss das niemand aushalten. "Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können die Symptome gut lindern", sagt die Medizinerin.
Strapazierten Schleimhäuten hilft es zudem, wenn man viel lutscht, sagt die Apothekerin Rabea Leniger aus Bochum. "Pastillen und Bonbons, etwa mit Isländisch Moos oder Spitzwegerich, bilden einen Film auf der Schleimhaut. Das kratzige Gefühl lässt dann nach."
Ähnlich wirken Präparate mit Hyaluronsäure. Manche Patienten bevorzugen wegen der Schmerzen Lutschpastillen, die leicht betäubende oder entzündungshemmende Stoffe enthalten. "Das kann kurzfristig Erleichterung bringen, wirkt aber nur oberflächlich", sagt Apothekerin Leniger.
Lutschen lindert
Wichtiger als diese Inhaltsstoffe sei das Lutschen selbst, weiß Gesine Weckmann. Für eine Studie untersuchte sie mit einem Team der Universität Greifswald die Effekte von Pastillen bei Halsschmerzen. "Betäubende Inhaltsstoffe brachten nur einen sehr bescheidenen Vorteil gegenüber Produkten ohne diese Inhaltsstoffe." Durch das Lutschen wird die Speichelproduktion angeregt und die Schleimhaut befeuchtet.
Häufig fragen Kunden gezielt nach Pastillen auf pflanzlicher Basis, sagt Apothekerin Rabea Leniger. Gerne empfiehlt sie Präparate, etwa mit Salbei, Kamille oder Arzneipaprika. "Dieser Wirkstoff hat ebenfalls einen schmerzlindernden Effekt."
Bewährtes Hausmittel: Viel Tee trinken
Auch Hausmittel können helfen, etwa Gurgeln mit Salzwasser oder Salbeitee. Wem das unangenehm ist, dem helfe auch – Tee trinken! "Ein warmer Salbei- oder Kamillentee mit einem Löffel Honig ist dann eine gute Sache", sagt die Apothekerin.
Trotz der dünnen Datenlage zu manchen bewährten Hausmitteln: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist bei Halsschmerzen empfehlenswert, sagt die Medizinerin aus Greifswald.
Laut einer kanadischen Studie sucht nur jeder zehnte Erwachsene mit Halsschmerzen eine Arztpraxis auf. Bei schweren Symptomen sollte man jedoch nicht zögern. Manchmal tut der Hals weh, weil der Patient Sodbrennen hat und die aufsteigende Magensäure den Rachen reizt. "Deshalb muss auch bei Halsschmerzen genau nachgefragt werden", sagt Apothekerin Rabea Leniger. Wenn Kunden von Fieber berichten, sie sich sehr krank fühlen oder die Schmerzen beim Schlucken kaum auszuhalten sind, verweist sie sie immer an den Arzt.
Schließlich kann auch eine Streptokokken-Infektion die Ursache der Halsschmerzen sein. In solchen Fällen darf zwar ein Antibiotikum – meist ist es Penicillin – verordnet werden, doch mit Verschreibungen sind Ärzte heute zurückhaltender. Vor allem bei ansonsten gesunden Menschen heilt auch eine eitrige Mandelentzündung meistens ohne Antibiotika gut aus. Als Wunderwaffe taugen diese Arzneimittel ohnehin nicht: Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) geht in ihren Leitlinien zur Behandlung von Halsschmerzen allenfalls von einer moderaten Wirkung aus.