Baby und Familie

Mittlerweile bin ich in der 34. Woche angekommen und meine Schwangerschaft geht in den Endspurt. Mit der wachsenden Aufregung wegen meines Babys steigt leider auch wieder die Angst, mich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu infizieren. Ich hoffe so sehr, dass wir eine zweite Welle abwenden können. Ob das klappt? Schauen wir mal, denn die Experten schlagen schon Alarm, weil die Infektionszahlen wieder ansteigen.

Mehr Gnade mit der Zahl auf der Waage

Was bei mir übrigens ebenfalls langsam Alarm schlägt, ist meine Waage. Ich gebe zu, ich war noch nie der Typ Frau, der komplett mit sich im Reinen ist und liebevoll mit fünf Kilos mehr oder weniger umgeht. Ich habe meistens irgendwas an mir auszusetzen und die Zahl auf der Waage kann morgens meine Stimmung für den ganzen Tag beeinflussen. Das ärgert mich, denn eigentlich bin ich eine moderne Frau, die sich gegen längst überholte Schönheitsideale positioniert.

Mit der Schwangerschaft scheint sich jedoch ein Zauber über mich gelegt zu haben: Plötzlich bin ich viel gnädiger mit mir selbst und lächle in den Spiegel, wenn die Waage wieder ein Kilo mehr anzeigt, anstatt einen Flunsch zu ziehen. Jedes wird ganz wunderbar zum Wachstum meines Babys beitragen. Seit ich nicht mehr so streng mit mir bin, hat sich auch meine Essenlust eingependelt. Vor der Schwangerschaft sagte ich unnachgiebig und mit maximaler Disziplin "nein" zu vielen teigigen Sachen. Brot, Pizza, Nudeln – meine großen Schwächen – hatte ich mir regelrecht verboten, wodurch ich natürlich immer noch viel mehr Lust drauf hatte. Und jetzt? Ich esse alles, zum Glück in Maßen und ohne bewusst darauf achten zu müssen. Mein Appetit sagt mir genau, was wann auf dem Teller landen soll.

Salz aufs Marmeladenbrot

So manche komische Ess-Kreation hat sich auch bei mir eingeschlichen, wobei ich finde, dass ich von wirklich fiesen Schwangerschaftsgelüsten verschont geblieben bin. Einige Freundinnen hatten mich ja zu Beginn der Schwangerschaft vorgewarnt. "Leg dir schon mal einen Vorrat an Essiggurken und Nussnougatcreme an. Ich hatte wirklich Lust darauf", sagte die eine, die während ihrer beiden Schwangerschaften tatsächlich zu dieser Klischee-Kombi gegriffen hat. Eine andere erzählte, dass sie urplötzlich ständig Rote Bete mit Feta essen wollte, obwohl sie beides vorher verteufelt hatte. Und wieder eine andere gestand: "Ich habe liebend gerne Lakritze zu Pfannkuchen schnabuliert."

All diese Kombis ließen mich kalt. Aber seit neuestem findet sich auf meinem Frühstücksbrot eine Mischung aus Frischkäse, Marmelade, Basilikum und einer Prise Salz drauf. Nun ja. Sie können sich vorstellen, wie Menschen gucken und zucken, wenn sie sehen, dass ich mein Marmeladenbrot salze. Das lässt sich aber mit einem zarten Bauchstreichler und einem Grinsen schnell erklären. Auch der Belag meiner Lieblingspizza hat sich von Schinken und Peperoni etwas verändert. Jetzt müssen es Thunfisch, Gorgonzola, Ananas und Kapern sein, hmm köstlich!

Alle zwei Tage eine ganze Melone

Und dann haben es mir Wassermelonen angetan. Schon beim Aufwachen denke ich an das saftige, sattrote Fleisch der großen runden Frucht, die gerne mal fünf Kilo auf die Waage wuchtet. "Bringst du mir bitte noch eine Wassermelone mit?", verlange ich mehrmals wöchentlich von meinem Mann. Wenn er dann rebellieren will, weil er erst vor zwei Tagen so einen Koloss heimgeschleppt hat, mache ich ihn direkt mundtot: "Natürlich ne ganze und du weißt ja, ich darf nicht so schwer tragen." Die Lieferung von in Zellophan verpackten Teilstücken ist eh inakzeptabel, Achtung – Keimgefahr! Wenn ich mal was erfinde, dann ein Wassermelonen-Abo für Schwangere mit Lieferung direkt zur Wohnungstür.

Zum Glück ist Wassermelone gesund und sorgt für genug Flüssigkeitszufuhr. Apropos Flüssigkeitszufuhr. Durch meine Melonensucht hat sich ein anderes Problemchen wieder verstärkt. Wenn Sie meine Kolumne zum Thema Schwangerschaftszipperlein (Stichwort "Pieseldrang") gelesen haben, wissen sie, was ich meine.

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