Shutdown in Deutschland. Geschäfte, Restaurants, Kneipen, Kinos, Theater - alles hat zu. Bis auf jene Einrichtungen, die für das staatliche Gemeinwesen unentbehrlich sind. Zu diesen systemrelevanten Institutionen gehören auch die rund 19 000 bundesdeutschen Apotheken: Sie bleiben bundesweit geöffnet, versorgen die Bevölkerung weiterhin auch im Nacht- und Notdienst mit lebenswichtigen Medikamenten.

Und das unter derzeit deutlich erschwerten Bedingungen. Personalmangel, Lieferengpässe, verunsicherte Patienten, Hamsterkäufe und nicht zuletzt die erhöhte Infektionsgefahr stellen Deutschlands Pharmazeuten vor große Herausforderungen. Und so gelten auch in Apotheken erhöhte Vorsichtsmaßnahmen wie Abstands- und Zugangsregeln. Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, bittet um Verständnis für diese Maßnahmen: "Sie dienen nicht nur dem Schutz des Apothekenteams, das ja auch morgen und übermorgen noch für die Patienten da sein muss. Sie dienen genauso dem Schutz der Menschen, die in die Apotheke kommen, insbesondere der älteren Patienten."

Abstand halten

Was derzeit überall im öffentlichen Raum gilt, muss auch in der Apotheke befolgt werden: Halten Sie genügend Abstand zu anderen Menschen - mindestens 1,5 bis zwei Meter. Wie viele Kunden sich gleichzeitig in der Apotheke aufhalten dürfen, hängt von der Größe des jeweiligen Raumes ab. "Wir müssen die Anzahl der Kunden in der Apotheke notgedrungen reduzieren, weil der Abstand von 1,5 Metern sonst überhaupt nicht eingehalten werden könnte", erklärt Julia Schmidt, Apothekenleiterin aus dem oberbayrischen Piding. Wenn sich also bereits mehrere Kunden in der Apotheke aufhalten, warten Sie am besten vor der Tür, bis ein Bedienplatz frei wird. Auch dort gelten natürlich die Abstandsregeln.

Zu Hause bleiben

Patienten mit Atemwegsinfekten sollten Apothekenräume derzeit überhaupt nicht betreten – selbst wenn es sich "nur" um eine einfache Erkältung handelt. "Wer erkrankt ist, sollte am besten gesunde Angehörige oder Nachbarn bitten, etwas abzuholen", betont ABDA-Präsident Schmidt. "Wir empfehlen, in der Apotheke anzurufen und das Weitere telefonisch abzusprechen." Viele Apotheken bieten derzeit Botendienste an – eine Dienstleistung, die aktuell stark nachgefragt wird. "Wir liefern mittlerweile zweimal täglich Arzneimittel aus, die Patienten bei uns vorbestellt haben ", sagt Apothekerin Julia Schmidt. "Um den persönlichen Kontakt zu minimieren, hängt der Bote das Medikament an die Tür und beobachtet aus der Entfernung, ob der Patient es an sich genommen hat." Bezahlung sei derzeit nur auf Rechnung möglich.

Hygieneregeln befolgen

Wie überall sollte man auch in der Apotheke die Hygieneregeln befolgen und nicht in die Hand, sondern ein Taschentuch oder die Ellenbogenbeuge husten oder niesen. Regelmäßiges Händewaschen sollte zur festen Gewohnheit werden - und zwar mindestens 30 Sekunden lang mit Wasser und Seife. Wer das befolgt, braucht zu Hause kein Desinfektionsmittel. Allerdings haben viele Apotheken am Eingang Spender mit Desinfektionsmitteln aufgestellt – und sind froh, wenn die Kunden sie auch nutzen. Wie Katrin Pichler, Apothekerin aus dem stark betroffenen Südtirol. "Außerdem würde ich mich freuen, wenn sich die Kunden mit einer Maske oder zumindest mit einem Schal oder Tuch Mund und Nase bedecken würden", ergänzt sie. In Österreich besteht neuerdings Schutzmasken-Pflicht beim Betreten von Supermärkten, in Deutschland soll sie vorläufig noch nicht eingeführt werden.

Geduld haben

Wenn es manchmal etwas länger dauert, als Sie es gewohnt sind, hat das gute Gründe: Viele Apotheken haben inzwischen Schichtarbeit eingeführt, damit - falls sich ein Mitarbeiter infiziert - nicht alle auf einmal zu Hause bleiben müssen. Julia Schmidt bittet ihre Kunden deshalb um ein wenig Geduld: "Ein halbes Team kann in der gleichen Zeit nicht genauso viel leisten wie die volle Besetzung." Und der Botendienst vergesse auch niemanden – "nur braucht er für die doppelte Anzahl an Lieferungen einfach wesentlich länger." Manche Apotheken sind zudem durch die angespannte Personalsituation gezwungen, ihre Öffnungszeiten zu kürzen. Auch die Tatsache, dass momentan nicht alle Medikamente sofort verfügbar sind, verlangt den Patienten bisweilen Geduld ab. Doch wenn das gewünschte Arzneimittel nicht lieferbar ist, bemüht sich Ihr Apotheker um eine gleichwertige Alternative. Erfreulich: Bei den Rabattverträgen gelten neuerdings erleichterte Abgaberegeln. Falls die Apotheke ein bestimmtes Rabattarzneimittel nicht auf Lager hat, darf sie vorläufig ein anderes vorrätiges Medikament mit gleichem Wirkstoff abgeben. Damit soll die Zahl der Apothekenbesuche reduziert werden.

Medikamente nicht absetzen

Viele Patienten sind verunsichert: In den vergangenen Wochen kursierten wiederholt Meldungen, dass bestimmte Medikamente den Verlauf einer Covid-19-Infektion nachteilig beeinflussen könnten. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) warnt Patienten mit Bluthochdruck, Herz- und Nierenerkrankungen davor, ihre Arzneimittel während der Coronavirus-Pandemie abzusetzen. Wie die Behörde betont, gebe es bislang keinerlei klinische oder epidemiologischen Studien, die einen Zusammenhang bestätigen. "Es ist wichtig, dass Patienten, die Fragen haben oder unsicher wegen ihrer Medikamente sind, mit ihrem Arzt oder Apotheker sprechen und die Einnahme ihrer Dauermedikation nicht absetzen", lässt die EMA verlauten.

Nicht hamstern

Umgekehrt gilt aber auch: Bevorraten Sie keine Medikamente, die Sie nicht unbedingt brauchen. Wer Medikamente hamstert, verschärft die vielfach bestehenden Lieferengpässe noch zusätzlich. Apothekerin Katrin Pichler betont: "Kaufen Sie nur Arzneimittel, die Sie wirklich benötigen." Ohnehin dürfen Apotheken rezeptfreie Medikamente derzeit nur noch in bedarfsgerechten Mengen abgeben. Laut ABDA-Präsident Friedemann Schmidt besteht kein Grund zur Sorge: Zur Zeit würden vor allem Mittel gegen Erkältungssymptome nachgefragt, für die eine Vielzahl von Präparaten unterschiedlicher Hersteller zur Verfügung stehen. "Deswegen gibt es keinen Grund, Arzneimittel zu hamstern."