Viele Menschen haben zunächst gefremdelt mit dem Stück Stoff im Gesicht. In Geschäften wie im öffentlichen Nahverkehr ist der Mund-Nasen-Schutz inzwischen zur Gewohnheit geworden. Er wird uns wahrscheinlich auch noch viele Monate begleiten. Wer anfangs Schwierigkeiten im Umgang hatte, hat inzwischen wohl individuelle Lösungen gefunden: Sei es, wie er mit Druckstellen hinter dem Ohr umgeht, mit rutschenden oder zu stramm sitzenden Exemplaren oder wie er Maske mit Brille oder Hörgerät am geschicktesten kombiniert. Allergiker jedoch stellt das Tragen einer Maske vor besondere Herausforderungen.

Wunde Nasen und durchweichte Masken

"Heuschnupfen-Patienten leiden oft – wie  andere Patienten mit  Atemwegserkrankungen – unter dem Gefühl der Atemnot. Gereizte, wunde Schleimhäute sind wesentlicher Teil der Erkrankung, die Nase beginnt zu laufen, Patienten müssen niesen: Da sind Mund-Nasen-Masken natürlich sehr unangenehm", erklärt Ludger Klimek, Leiter des Zentrums für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden. "Hier im Allergiezentrum berichten in der Pollensaison jeden Tag viele Patienten von solchen Beschwerden." Auch Anja Schwalfenberg, Biologin und Expertin beim Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) bekommt im Moment viele Anfragen von Heuschnupfen-Patienten: "Die Betroffenen wollen wissen, welche Medikamente Linderung bringen oder was zu beachten ist, wenn die Maske feucht geworden ist."

Das ist nach mehrmaligem Niesen nämlich der Fall: Die Maske ist durchfeuchtet und kann keine weiteren Tröpfchen mehr aufhalten – ein feuchter Stoff bietet keinen Schutz. Nach einer Niesattacke ist eine Mund-Nasen-Maske unbrauchbar und sollte gewechselt werden. Allergiker müssen also mit einem höheren Maskenverschleiß rechnen und sollten vorsichtshalber immer Ersatz dabei haben.

Hände reinigen nach dem Absetzen der Maske

Nach Absetzen der gebrauchten Maske sollten die Hände gründlich gereinigt werden. Entweder durch Hände waschen, oder für unterwegs eignet sich auch ein Hände-Desinfektionsmittel. Einmal-Masken gehören in den Müll. Exemplare aus Stoff sollten in einem Beutel luftdicht verschlossen aufbewahrt oder sofort gewaschen werden – am besten bei 95 Grad, mindestens aber bei 60 Grad.

Vermeiden sollten Allergiker unbedingt, ihre Maske zum Niesen ab- und hinterher wieder aufzusetzen, betont Schwalfenberg. Denn Masken sind ja gerade dafür da, den Ausstoß von Tröpfchen beim Niesen oder Husten abzumindern. "Man sollte die Maske aufbehalten und zusätzlich in die Armbeuge niesen. Anschließend  eine Ersatzmaske aufsetzen."

Niesanfällen vorbeugen

Sinnvoll sei außerdem, etwa eine Stunde vor dem Aufsetzen der Maske ein antiallergisches Nasenspray zu nehmen, rät Anja Schwalfenberg. Sogenannte Kombinationssprays enthalten gleichzeitig gegen Allergien und Entzündungen gerichtete Medikamente. Moderne Kortikoid- (also Cortison-ähnliche) Moleküle lindern die durch Allergien entstehende entzündliche Schädigung der Schleimhäute. "Heute sind sich Experten weltweit einig, dass dies sogar eine Schutzwirkung vor Virusinfektionen haben kann, bzw. zumindest das erhöhte Risiko auf ‚normal‘ reduziert ", sagt Ludger Klimek. "Am wirksamsten ist ein Kombinationsspray aus Kortikoid und Antihistaminikum, für das man ein Rezept braucht."

Auch die Fachleute vom DAAB raten, die allergischen Beschwerden möglichst schon im Vorfeld zu lindern, damit es gar nicht erst zur Niesattacke beim Friseur oder im Supermarkt kommt. "Zur schnellen Linderung stehen antiallergische Medikamente wie Antihistaminika zur Verfügung, die als Tabletten, Augentropfen und Nasensprays rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind." Vorbeugen lässt sich auch mit dem Wirkstoff Cromoglicinsäure. Allerdings benötigt diese Substanz eine gewisse Anlaufzeit. Das heißt, das Mittel wirkt nicht sofort, sondern erst nach ein bis zwei Wochen.

Wo diese Medikamente nicht ausreichen, rät auch Anja Schwalfenberg zu antientzündlichen Cortison-Wirkstoffen in Form von Nasensprays oder bei allergischem Asthma zum Inhalieren.

Keine generelle Befreiung von der Maskenpflicht

Auch wenn einige das Gegenteil behaupten: Allergiepatienten sind nicht generell von der Maskenpflicht befreit, betont Klimek: "Es kann aber durchaus sein, dass bei einzelnen Patienten individuelle Gründe vorliegen, warum sie keine Maske tragen können. Hierzu sollte man mit seinem Allergologen oder HNO-Arzt sprechen." Auch der DAAB stellt klar, dass in Ausnahmefällen – wie beispielsweise bei schweren Atemwegserkrankungen – eine Befreiung notwendig sein könnte.

Die Bundesländer haben hier unterschiedliche Regelungen getroffen. "Inzwischen müssen nur in einigen wenigen Bundesländern die Beeinträchtigungen direkt durch ein ärztliches Attest belegt werden. In anderen wird gefordert, die Beeinträchtigung glaubhaft zu machen bzw. nur im Zweifelsfall einen Nachweis zu erbringen", berichtet Schwalfenberg. Und in wieder anderen Bundesländern sei überhaupt kein Attest erforderlich. So kompliziert war die Pollensaison wohl noch nie zuvor. Wie die aktuellen Regelungen aussehen, können Sie auf dieser Seite der Bundesregierung nachlesen.