Coronavirus: In Quarantäne - was gilt?
Welchen Zweck erfüllt die Quarantäne?
Unter Quarantäne versteht man die Absonderung und Beobachtung einer Person, die sich möglicherweise mit einer Krankheit angesteckt haben könnte, bis klar ist, ob sie sich infiziert hat. Die Quarantäne soll dazu beitragen, dass sich übertragbare Krankheiten wie Covid-19 nicht unkontrolliert ausbreiten.
Das Coronavirus überträgt sich über eine Tröpfcheninfektion, aber auch über die Aufnahme kleinerer virushaltiger Teilchen – sogenannter Aerosole, die beim Husten, Niesen und Sprechen in die Luft geraten und von anderen Personen eingeatmet werden können. Personen, bei denen eine Infektion mit dem Virus nachgewiesen wurde, die sich also definitiv angesteckt haben, werden daher isoliert. Sie sollen möglichst keine Kontakte zu anderen Menschen haben, bis sie wieder genesen sind. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten: Betroffene, die keine oder nur leichte Symptome haben, können üblicherweise zu Hause bleiben. Erkrankte, die in die Klinik müssen, werden dort isoliert.
Wer Kontakt mit einer Person hatte, die in den folgenden Tagen positiv getestet wurde oder sogar an Covid-19 erkrankt ist, kann sich bei ihr angesteckt haben. Denn eine Übertragung ist auch dann möglich, wenn die infizierte Person selbst keine Symptome hatte. Eine Ansteckung ist umso wahrscheinlicher, je enger und länger der Kontakt war und je geringer die Schutzmaßnahmen, die gegen eine Ansteckung ergriffen wurden.
Eine Infektion mit dem Coronavirus ist aber nicht sofort nach der Ansteckung nachweisbar und auch Symptome treten üblicherweise erst nach einigen Tagen auf. Laut Robert-Koch Institut kann es zehn bis 14 Tage dauern, bis Krankheitszeichen zutage treten. Wer engen Kontakt mit einer nachweislich mit SARS-CoV-2 infizierten Person hatte, muss daher wegen des Risikos, dass er sich selbst angesteckt haben und die Infektion weiter tragen könnte, solange in Quarantäne, bis relativ klar ist, dass dem nicht der Fall ist.
Wer muss in Quarantäne?
"Hier ist grundsätzlich das Gesundheitsamt zuständig", sagt Professor Ulrich Gassner, Kodirektor des Instituts für Bio-, Medizin- und Gesundheitsrecht der Universität Augsburg. Ist jemand nachweislich infiziert, werden die engen Kontaktpersonen ermittelt. Das Gesundheitsamt ordnet für diese dann die Quarantäne dann an. "Die Quarantäne ist ein Verwaltungsakt, der jemanden zu einem bestimmten Verhalten verpflichtet. Das sind erhebliche Eingriffe in Freiheitsgrundrechte", gibt Gassner zu bedenken.
Bei hohen Inzidenzen kam und kommt es in Deutschland immer wieder dazu, dass die lokalen Gesundheitsbehörden mit der Ermittlung der Kontaktpersonen nicht mehr nachkamen oder -kommen. Das bedeutet, dass Kontaktpersonen zum Beispiel erst sehr spät informiert werden konnten.
Wenn Sie selbst die Information erhalten haben, dass sie engen Kontakt zu einer Person mit einem positiven PCR-Test auf SARS-CoV-2 hatten, wäre es gut, wenn Sie ab diesem Zeitpunkt Ihre Kontakte möglichst reduzieren beziehungsweise sich komplett von anderen absondern, wenn Ihnen das möglich ist. Gleiches gilt, wenn Sie eine entsprechende Benachrichtigung über die Corona-Warn-App erhalten haben. Rufen Sie beim örtlichen Gesundheitsamt, in Ihrer hausärztlichen Praxis oder beim ärztlichen Bereitschaftsdienst an. Schildern Sie Ihre Situation und erkundigen Sie sich, welches Vorgehen nun das beste wäre.
Wie lange dauert eine Quarantäne?
Über die Dauer und Notwendigkeit der Quarantäne haben Bund und Länder Anfang Januar 2022 neu entschieden. Eine Quarantände entfällt demnach nun für Kontaktpersonen, die geboostert, frisch doppelt geimpft, frisch genesen oder geimpft und genesen sind. „Frisch“ meint einen Zeitraum von maximal drei Monaten.
Alle anderen Kontaktpersonen müssen sich weiterhin in Quarantäne begeben. Diese dauert nun aber nur noch zehn Tage. Ab dem siebten Tag kann man sich „freitesten“. Schüler und Kita-Kinder können sich schon am fünften Tag „freitesten“, wenn Sie in der Schule oder Kita regelmäßig an Serien-Tests teilnehmen.
Der erste Tag der Quarantäne ist übrigens der erste Tag nach dem letzten Kontakt mit der infizierten Person.
Wie sieht die Quarantäne zu Hause aus?
Das Gesundheitsamt legt das Vorgehen im Einzelfall immer individuell fest. Ist jemand am Coronavirus erkrankt oder ist man als Kontaktperson einer mit dem Virus infizierten Person unter häuslicher Quarantäne, muss deshalb aber nicht die komplette restliche Familie ausziehen.
Ein paar Regeln gibt es dennoch zu beachten: Auf Besuch sollte man in dieser Zeit verzichten. Die betroffene Person sollte in einem eigenen Zimmer, das gut gelüftet wird, untergebracht sein und möglichst keinen Kontakt zu den anderen Haushaltsmitgliedern haben. Muss man Räume wie das Badezimmer teilen, sollte die Nutzung zeitlich von einander getrennt stattfinden. Das bedeutet: Die Person sollte alleine im Bad sein und – wenn möglich – vor dem Verlassen des Raumes das Fenster zum Lüften öffnen.
"Regelmäßiges Händewaschen ist Pflicht. Desinfizieren ist hingegen nicht notwendig. Das gilt eher im Gesundheitswesen", erklärt Oberarzt Dolff, also in Kliniken und Arztpraxen. "Husten und Niesen sollte man in die Armbeuge. Und – wenn möglich – einen Abstand von mindestens zwei Metern zu anderen halten." Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes kann dazu beitragen, das Risiko noch weiter zu verringern. Leben im Haushalt Personen, die zur Risikogruppe gehören, wie ältere Menschen, Schwangere oder geschwächte Menschen, sollte man dies mit dem Gesundheitsamt besprechen und die Regeln besonders streng beachten. Also: konsequent Abstand zu diesen gefährdeten Menschen halten.
Wichtig ist auch, sich selbst auf Symptome zu beobachten, die für eine Erkrankung an Covid-19 sprechen könnten. Das Robert-Koch Institut empfiehlt auch eine tägliche Messung der Körpertemperatur bis 14 Tage nach dem Kontakt mit der infizierten Person. Falls Sie Fieber oder andere Symptome feststellen, sollten Sie umgehend das zuständige Gesundheitsamt kontaktieren. Falls Sie den Rettungsdienst benötigen oder die Hilfe Ihrer hausärztlichen Praxis aufgrund anderer Gesundheitsprobleme brauchen sollten, weisen Sie bitte beim Telefonat darauf hin, dass Sie sich in Quarantäne befinden.
Wie wird die Quarantäne kontrolliert?
Grundsätzlich ist eine Überprüfung der Quarantäne durch die Behörden möglich. "Aber auch hier ist Verhältnismäßigkeit wichtig", sagt Gassner. "Kommt jemand der Bestimmung nicht nach, kann er beispielsweise in einem Krankenhaus untergebracht werden. Hier geht der Gesundheitsschutz vieler dem Freiheitsrecht des einzelnen vor." Auch eine Zwangsunterbringung in einer anderen geeigneten abgeschlossenen Einrichtung ist möglich. "Dafür braucht es aber eine richterliche Anordnung", so Gassner.
Zugleich gibt es die Möglichkeit, sich gegen eine Quarantäne-Auflage zu wehren. Man könne einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht stellen, mit dem Gesuch die Quarantäne aufzuheben, erklärt der Jurist. Bei einer Zwangseinweisung ins Krankenhaus könne man gegen die Entscheidung des Amtsgerichts eine Beschwerde einlegen.
Wer bezahlt in der Quarantäne mein Gehalt?
Im Normalfall gilt: wenn man krankgeschrieben, wird der Lohn in den ersten sechs Wochen vom Arbeitgeber fortgezahlt. Aber auch, wenn man in Quarantäne ist, ist dem oft der Fall. Es gibt aber auch Ausnahmen: Wer zum Beispiel in Quarantäne muss, weil er von einer nicht notwendigen, touristischen Reise aus einem Risikogebiet im Ausland zurückkehrt, erhält keine Lohnfortzahlung vom Arbeitsgeber. Gleiches gilt für Personen, die sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen wollen.