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Wie steckt man sich an?

Jeder Zehnte beherbergt Pneumokokken als stille „Mitbewohner“ auf den Schleimhäuten von Nase und Rachen. Dort nützen sie weder, noch schaden sie. Sie breiten sich erst aus und werden so zu Krankheitserregern, wenn das Immunsystem geschwächt ist, zum Beispiel durch eine andere Erkrankung. Oft ist das eine Virusgrippe (Influenza). Man kann sich aber auch durch eine Tröpfcheninfektion anstecken: Menschen übertragen die Bakterien beim Sprechen, Niesen oder Husten mit der Luft.

Welche Krankheiten verursachen Pneumokokken?

Die Bakterien befallen vor allem die Atemwege. Sie können sich in den Nebenhöhlen oder vom Rachen ausgehend im Mittelohr festsetzen und dort zu schmerzhaften Entzündungen führen. Besonders gefährlich wird es, wenn die Erreger tiefer eindringen und Lungenentzündungen (Pneumonien) auslösen. Sehr selten kann es infolge einer Infektion auch zur lebensbedrohlichen Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung kommen.

Wer ist gefährdet?

Vor allem sehr kleine Kinder, Patientinnen und Patienten mit Vorerkrankungen und alte Menschen können durch eine Pneumokokken-Infektion schwer erkranken. Das Risiko für Lungenentzündungen nimmt bei Erwachsenen ab etwa 50 Jahren mit dem Alter stetig zu. Häufig verlaufen sie schwer. Die Hälfte der Erkrankten muss in der Klinik behandelt werden.

Für wen wird eine Impfung empfohlen?

Für Säuglinge gehört sie zu den Standardimpfungen. Für Erwachsene empfiehlt sie die Ständige Impfkommission (STIKO) ab 60 Jahren und – unabhängig vom Alter – bei chronischen Vorerkrankungen wie Diabetes, Herz- oder Nierenschwäche, Asthma und COPD. Die Empfehlung gilt außerdem für Angehörige bestimmter Berufe und Träger von speziellen medizinischen Implantaten.

Schützt die Pneumokokken-Impfung auch vor Corona?

Die Pneumokokken-Spritze wappnet nicht gegen Coronaviren. Für Risikogruppen bieten Impfungen gegen Pneumokokken und Grippe während der Pandemie trotzdem einen gewissen Schutz, denn alle drei Erreger können die Lunge angreifen. Wer immunisiert ist, schützt sich vor Doppel- und Folgeinfektionen.

Welche Impfstoffe (Vakzine) gibt es?

Alle in Deutschland zugelassenen Präparate sind Totimpfstoffe, die aus abgetöteten Bakterien gewonnen werden. Sie enthalten Bestandteile der Bakterienhüllen. Pneumokokken kommen in verschiedenen Variationen vor; die Impfstoffe sind darauf abgestimmt. Bei Erwachsenen kommen andere Vakzine zum Einsatz als bei Kindern.

Wann und wie oft wird geimpft?

Pneumokokken haben, anders als die Grippe, keine spezielle Saison. Es bietet sich aber an, den Termin mit dem jährlichen Grippeschutz zusammenzulegen. Die Vakzine können problemlos gleichzeitig verabreicht werden. Steht auch eine Corona-Impfung an, sollte zu dieser aber ein Abstand von mindestens zwei Wochen eingehalten werden. Die meisten Erwachsenen sind nach einem Piks dauerhaft gegen Pneumokokken geschützt. Manchen Personengruppen wird eine erneute Impfung nach sechs Jahren empfohlen.

Schützt eine Impfung sicher?

Wer zu den gefährdeten Gruppen zählt und sich impfen lässt, kann sein Risiko für eine Pneumokokken-Pneumonie mehr als halbieren. Und wenn man sich trotz Impfung ansteckt, verläuft die Erkrankung in den meisten Fällen nicht so schwer. Der Piks schützt außerdem, genauso wie die Influenza-Impfung, indirekt auch das Herz. Vor allem Menschen mit vorgeschädigten oder verengten Herzgefäßen können profitieren. Denn bei ihnen würde eine akute Viruserkrankung wie die Grippe die Gefahr für einen Herzinfarkt erhöhen.

Reicht der Impfstoff für alle?

Die Corona-Pandemie hat die Bereitschaft für Impfungen enorm erhöht. Die Folge: 2020 wurde Pneumokokken-Impfstoff knapp und war teilweise nicht mehr lieferbar. Der Grund: Die Hersteller bedienen mit ihren Produkten einen globalen Markt. Steigt auf einmal in aller Welt die Nachfrage, können sie ihre Produktion nicht schnell genug hochfahren.

Für die kommende Impfsaison hat Deutschland zusätzlichen Impfstoff eingekauft, um Engpässe zu vermeiden. Sollten die Vorräte trotzdem nicht ausreichen, wird die STIKO ihre Empfehlungen (wie schon 2020) so anpassen, dass besonders gefährdete Menschen Priorität haben. Wer den Schutz dringend braucht, muss also nicht fürchten, leer auszugehen.